Tipps für Eltern

Berufswahlprozess: Wie kann ich mein Kind begleiten?

Wenn bei Jugend­li­chen der Prozess der Berufs­wahl beginnt, kommen oft unzäh­lige Fragen auf – auch bei den Eltern: Unter­stütze ich zu viel oder zu wenig? Und wie soll ich mein Kind kompe­tent beglei­ten, wenn die eigene Berufs­wahl weit zurück­liegt und sich der Arbeits­markt seither total gewan­delt hat? Corne­lia Dell­mann, Berufs­be­ra­te­rin im biz Uster, gibt Eltern Orien­tie­rungs­punkte.

Offen für eine enge Beglei­tung

Die Berufs­wahl ist anspruchs­voll, es wird viel von den Jugend­li­chen verlangt. Manche sind daher froh um ein biss­chen elter­li­che Start­hilfe. In gewis­sen Fällen bringt sogar erst ein konkre­ter Anstoss den Stein ins Rollen. Merken Sie beispiels­weise, dass bei Ihrem Kind Berüh­rungs­ängste mit der Berufs­welt da sind, kann es durch­aus helfen, bei der Suche nach der ersten Schnup­per­lehr­stelle etwas unter die Arme zu greifen. Nutzen Sie Ihr persön­li­ches Netz­werk, um auf infor­mel­lem Weg eine solche Schnup­per-Gele­gen­heit zu ermög­li­chen. Die erste Hürde ist damit genom­men, die Jugend­li­chen können vorsich­tig erste Erfah­run­gen machen und besten­falls merken, dass all diese Hürden viel­leicht gar nicht so gross sind, wie sie schei­nen.

Andere wissen bereits, welche Berufe sie inter­es­sie­ren, sind aber mit dem Bewer­bungs­ver­fah­ren über­for­dert. Verständ­lich – schliess­lich braucht das auch etwas Erfah­rung und Übung. Auch hier kann es helfen, den Rücken der Jugend­li­chen ein biss­chen zu stärken. Sie kennen Ihren Sohn, welche Stärken könnte er im Bewer­bungs­ge­spräch erwäh­nen? Ihre Tochter schwärmt von ihrem Berufs­wunsch, wie könnte sie diese Gefühle in glei­cher Weise zu Papier bringen? Das gemein­same Üben gibt oft Sicher­heit. Beispiels­weise vor dem ersten Anruf oder dem Bewer­bungs­ge­spräch.

Entschei­dend ist, dass Sie sich bei all diesen Unter­stüt­zungs­an­ge­bo­ten für das Kind und seine Ideen inter­es­sie­ren und seine Wünsche und Neigun­gen respek­tie­ren. Start­hilfe ist in Ordnung – solange sie notwen­dig ist. Eigene Ideen können inspi­rie­rend sein – solange das Kind Entschei­dungs­frei­heit hat. Hilfe bei den Bewer­bungs­un­ter­la­gen kann Blocka­den lösen – es muss aber von Ton und Inhalt her die Bewer­bung Ihres Kindes bleiben.

Bedürf­nis nach Selbst­stän­dig­keit

Einige Jugend­li­che benö­ti­gen mehr Frei­raum. Sie wollen eigene Erfah­run­gen sammeln und dabei ihre Stärken und Ressour­cen kennen­ler­nen. Ihnen tut es gut, wenn sie die Heraus­for­de­rung aus eigenem Antrieb schaf­fen. Trotz­dem müssen Sie Ihr Kind nicht ganz alleine damit lassen: Alle einzel­nen Schritte im Bewer­bungs­pro­zess sind Erfolge – selbst­stän­dig einen Betrieb anrufen, nach einer Schnup­per­lehr­stelle fragen, sich in der Schnup­per­lehre zurecht­fin­den, sich Unter­stüt­zung bei einer Fach­per­son holen, einen Plan B entwi­ckeln oder aussa­ge­kräf­tige Bewer­bun­gen schrei­ben – wenn Sie diese Schritte aner­ken­nen und wert­schät­zen, bestä­ti­gen Sie Ihr Kind in seiner Selbst­wirk­sam­keit. Sie unter­stüt­zen es damit, eine „Yes, I can!“-Haltung zu entwi­ckeln. Oder anders gesagt; ein „Jawohl, ich schaffe das!“ zu verin­ner­li­chen. Und diese Haltung wiederum ist ein beson­ders wert­vol­les Rüst­zeug rund um all die Heraus­for­de­run­gen im Berufs­wahl­pro­zess.

Was alle brau­chen

Ob die Jugend­li­chen nun enge Beglei­tung benö­ti­gen oder eher mehr Frei­räume – ein offenes Ohr schät­zen sie alle. Für Absagen oder kriti­sche Rück­mel­dun­gen genauso wie für Erfolgs­ge­schich­ten. Und obwohl man sie ja eigent­lich am liebs­ten vor nega­ti­ven Erfah­run­gen schüt­zen möchte, hilft es zu wissen: Solange sie aus Fehlern lernen dürfen und stets auf die Eltern als Fels in der Bran­dung zählen können, sammeln die Jugend­li­chen gerade wert­volle Erfah­run­gen, die sie in ihrer jungen Berufs­lauf­bahn weiter­brin­gen.

Fragen zur Berufs­wahl?

Im Kanton Zürich gibt es zahl­rei­che Ange­bote und Veran­stal­tun­gen: 

  • Eltern­se­mi­nar Fit für die Berufs­wahl, für Eltern von Jugend­li­chen in der ersten Sekun­dar­stufe
  • Eltern­ori­en­tie­rung der regio­na­len biz in Zusam­men­ar­beit mit den Schulen, für Eltern von Jugend­li­chen in der zweiten Sekun­dar­stufe
  • persön­li­che Bera­tungs­ter­mine im biz in Ihrer Region, für Eltern von Jugend­li­chen der zweiten und dritten Sekun­dar­stufe
  • Eltern­sprech­stunde per Telefon
  • Info­the­ken im biz in Ihrer Region mit frei zugäng­li­chen Infor­ma­tio­nen über Berufe, Bildung und Arbeit, auch für gemein­same Besuche von Eltern und Jugend­li­chen
  • zahl­rei­che kosten­lose Veran­stal­tun­gen rund um die Berufs­wahl
  • umfang­rei­che Infor­ma­tio­nen auf der Platt­form berufswahl.zh.ch

Zwischen leiten und loslas­sen

Wie so oft im Leben ist die Beglei­tung im Berufs­wahl­pro­zess eine Grat­wan­de­rung. Unter­stüt­zung anbie­ten und trotz­dem Eigen­in­itia­tive fördern, regel­mäs­sig nach­fra­gen, aber nicht zu sehr nerven, die eigene Meinung sagen und gleich­zeig offen sein für die Ideen der Jugend­li­chen, sich enga­gie­ren und dennoch gelas­sen bleiben, Mut machen für anspruchs­volle Berufs­ideen und dabei realis­tisch bleiben – kurz gesagt: Eine kleine Meis­ter­leis­tung erbrin­gen, wie wir es uns als Eltern gewohnt sind!

biz-News­let­ter

Über 84 000 Berufs­wahl­in­ter­es­sierte empfan­gen den biz-News­let­ter. Dieser enthält aktu­elle Infor­ma­tio­nen zu Themen der Berufs­wahl und ist spezi­ell für Perso­nen, die Jugend­li­che auf dem Weg ins Berufs­le­ben beglei­ten.

Cornelia Dellmann, Berufs-, Studien- und Laufbahnberaterin

Corne­lia Dell­mann

Cornelia Dellmann ist Berufs-, Studien- und Laufbahnberaterin im biz Uster.