Ausgeglichene Eltern

7 Tipps – Damit die Batterien nie ganz leer werden

Kinder brau­chen Bezugs­per­so­nen, auf die sie sich bedin­gungs­los verlas­sen können: Eltern, die verfüg­bar sind, wenn sie gebraucht werden – und das jeden Tag aufs Neue. Keine gerin­gen Anfor­de­run­gen! Was brau­chen wir Eltern, um unseren Kindern diese Verläss­lich­keit gewähr­leis­ten zu können? Eltern­bild­ner Martin Gessler gibt Tipps.

«Kinder zu haben, ist eine Berei­che­rung. Kinder zu haben, ist ein Geschenk.» Wer eine anstren­gende Nacht hinter sich hat, im Stun­den­takt durch den Nach­wuchs geweckt, wird diese Behaup­tung wohl nicht pauschal unter­schrei­ben mögen …

Für Kinder da zu sein und ihnen unent­wegt die Liebe zu schen­ken, die ihnen zusteht, kann uns Eltern einiges abver­lan­gen. Insbe­son­dere dann, wenn die eigenen Batte­rien allmäh­lich leer sind. Deshalb lautet das wich­tigste Gebot für Väter wie für Mütter: Tragen Sie sich selbst Sorge! Planen Sie Erho­lungs­in­seln im Alltag ein – und zwar bewusst in Ihrer Agenda. Erho­lung, Lebens­freude und Entspan­nung über­fal­len uns nicht von selbst, wir müssen sie hegen und pflegen!

7 Tipps für Ihre Ausge­gli­chen­heit 

1. Spass einpla­nen

Machen Sie jeden Tag etwas, das Ihnen Spass macht und Entspan­nung bringt: Musik hören, lesen, Yoga, Sport, mit Freun­den tele­fo­nie­ren. Viel­leicht bieten sich dazu Rand­zei­ten an oder ein Abste­cher auf dem Heimweg von der Arbeit.

2. Augen auf für Posi­ti­ves

Nehmen Sie erfreu­li­che Erleb­nisse bewusst war: ein Lächeln, Vogel­ge­zwit­scher, der Duft von frisch gebrau­tem Kaffee. Und schrei­ben Sie sich jeden Tag drei Erleb­nisse auf, über die Sie sich gefreut haben. Oder nehmen Sie jeden Morgen ein paar Bonbons (oder etwas Ähnli­ches) in eine Hosen­ta­sche. Jedes Mal, wenn Sie sich freuen, stecken Sie ein Bonbon in die andere Hosen­ta­sche. Wie viele Bonbons haben bis am Abend die Seite gewech­selt? Das Posi­tive bewusst wahr­zu­neh­men hilft, nicht auf Ärger­lich­kei­ten fokus­siert zu bleiben, sondern sich die guten Momente zu bewah­ren.

3. Ordnung, Struk­tur und Abgren­zung

Wer die Wahl hat, hat die Qual – das gilt für Kinder genauso wie für Erwach­sene. Handeln Sie einen gere­gel­ten Tages- und Wochen­ab­lauf mit Ihren Kindern aus: Zeit für Haus­auf­ga­ben, Essens­zei­ten, Vertei­lung von Haus­halt­ar­bei­ten. Wer darf wann gestört werden und wann nicht? Wenn Sie Home­of­fice machen: Planen Sie Pausen ein: für einen Kaffee, um die Zeitung zu holen oder für einen Spazier­gang ums Haus. Struk­tur und Abgren­zung geben uns Leit­plan­ken, die den Tages­ver­lauf (etwas) bere­chen­ba­rer machen.

4. Nörgeln ist wie Unkraut düngen

Wer einen frus­trie­ren­den Tag hinter sich hat, braucht keine Vorwürfe, Ermah­nun­gen und «guten Ratschläge» von einem Besser­wis­ser. Schlu­cken Sie Beleh­run­gen für Ihre Kinder, die Part­ne­rin oder den Partner in solchen Momen­ten herun­ter. Und wenn Sie selbst frus­triert sind, sagen Sie, was Sie brau­chen. Zum Beispiel Ihre Ruhe. Verständ­nis. Jeman­den, der Ihnen zuhört. Oder ein Stück Scho­ko­lade. Nehmen wir unsere Bedürf­nisse wahr und formu­lie­ren sie, erleben wir, wie wir damit das eigene Verhal­ten und das unseres Umfelds beein­flus­sen.

5. Stress erfas­sen

Zeich­nen Sie auf einem Blatt Papier Säulen für wich­tige Lebens­be­rei­che auf (z. B. Kinder, Geld, Beruf, Haus­halt, Kontakte, Gesund­heit, Hobbys, Part­ner­schaft). Je mehr Stress Sie im jewei­li­gen Lebens­be­reich empfin­den, umso grösser zeich­nen Sie die Säule. Was sind Ihre Haupt­st­res­so­ren? Was berei­tet Ihnen weniger Mühe?

6. Eigene Stärken wahr­neh­men

Welche Eigen­schaf­ten schät­zen Ihre Arbeits­kol­le­gin­nen und -kolle­gen an Ihnen? Was schätzt Ihre Familie? Welche Fähig­kei­ten und Eigen­schaf­ten haben Ihnen in frühe­ren Krisen gehol­fen, Mut zu fassen und Lösun­gen anzu­pa­cken? Können Sie diese nun auch für die vorhin erkann­ten Stres­so­ren nutzen?

7. Bezie­hung kommt vor Erzie­hung

Eltern sind Vorbil­der. Sie können nicht «nicht erzie­hen». Was auch immer Sie tun oder lassen, Kinder orien­tie­ren sich daran. Damit haben Sie grossen Einfluss. Selbst in der Puber­tät bleiben Sie wich­tige Bezugs­per­so­nen, auch wenn die Kinder eigene Wege auspro­bie­ren. Setzen Sie also spezi­ell in heraus­for­dern­den Zeiten den Fokus auf gute gemein­same Erleb­nisse: ein Spiel, wieder einmal das Lieb­lings­es­sen kochen, im Heim­kino zusam­men einen Film schauen etc. Das hilft, im Fami­li­en­all­tag offen zu bleiben für die Fähig­kei­ten und Poten­ziale unserer Kinder – und beson­ders auch für ihre Liebens­wür­dig­keit.

Martin Gessler

Martin Gessler arbeitet als Eltern- und Erwachsenenbildner bei der Geschäftsstelle Elternbildung im Amt für Jugend und Berufsberatung. Sein Arbeitsschwerpunkt ist die Entwicklung und Durchführung von Elternbildungskursen zu allgemeinen Erziehungsthemen und für Mütter und Väter in Trennung oder Scheidung.