Fragen zu Beruf, Studium oder Laufbahn? Die Fachleute unserer Berufsinformationszentren beraten Sie gern.
Zum biz-BeratungsangebotBerufswahl ist easy? – Weder für die Jungen noch für die Eltern
«Berufswahl? Familiensache!» war einer von acht Workshops zu verschiedenen Erziehungsthemen rund um den Familienalltag am kantonalen Elternbildungstag 2021. Yvonne Christen, Berufs-, Studien- und Laufbahnberaterin, beantwortet fünf Fragen, wie sie ihre Kinder beim Einstieg in die Berufswelt hilfreich begleiten können.
Was möchtest du einmal werden, wenn du gross bist? Astronautin? Zauberer? Polizist? Oder doch eher Physikerin ETH, Fachmann Kinderbetreuung EFZ oder Abgänger der forensischen Wissenschaften BSc? Keine einfachen Fragen. Weder für Jugendliche noch für ihre Eltern. Und trotzdem möchte man als Eltern auf dem Weg zum passenden Beruf eine hilfreiche Unterstützung sein. Aber wie?
Die Referentin Yvonne Christen ist Berufs-, Studien- und Laufbahnberaterin und Leiterin des biz Urdorf. Im Vorfeld des Workshops beantwortet sie fünf Fragen zum Thema.
Frau Christen, heute sind Sie Berufsberaterin. Hatten Sie dieses Berufsziel auch schon mit 14 Jahren vor Augen?
Yvonne Christen: Nein, mit 14 Jahren hatte ich dieses Berufsziel noch nicht. Nach der Diplommittelschule und einer Lehre als Luftverkehrsangestellte machte ich mich auf, die Berufswelt weiter zu entdecken, bin von der Kommunikation in die IT gelangt. Unterdessen habe ich zwei Berufsprüfungen und ein Nachdiplomstudium hinter mir. Ich erinnere mich an ein Gespräch in der Berufsberatung mit 23 Jahren: Damals kam die Idee, Berufsberaterin zu werden, zum ersten Mal auf. Doch erst mit 32 Jahren und weiterer Berufserfahrung habe ich mich gewagt, die entsprechende Weiterbildung berufsbegleitend zu absolvieren.
Wie haben Sie damals die Unterstützung durch Ihre Familie erfahren?
Sie haben ihr Bestes gegeben. Ich stamme aus einer Arbeiterfamilie. Für meine Mutter war es wichtig, dass ihre Kinder einen Beruf erlernen konnten, weil ihr das nicht erlaubt war. Sie hat mir früh ein Lexikon mit Berufen für Mädchen geschenkt. Heute sind wir da viel weiter, denn Berufe kennen kein Geschlecht. Als junge Frau habe ich mich beispielsweise problemlos in der Berufswelt der Informatik bewegt.
Wenn Berufswahl Familiensache ist – welche Rolle spielen dann die Eltern in diesem Prozess?
Eine sehr wichtige, nicht nur, weil sie unterstützen und Mut machen, sondern auch weil Eltern die Verantwortung für die Erstausbildung ihrer Kinder tragen. Es wichtig, dass Eltern Interesse zeigen. Dabei gilt: Jedes Kind ist anders, jede Berufs- und Ausbildungswahl auch. Wenn Eltern Wünsche ernst nehmen und dazu auch ihre eigene Sichtweise aufzeigen, entsteht eine Basis für den Einstiegspunkt der Laufbahn des Kindes.
Was erachten Sie als wichtigsten Tipp für Eltern auf diesem Wegabschnitt mit ihren Kindern?
Allgemein braucht es rund um die Berufswahl Zeit, um mit dem Kind im Gespräch zu sein und zu bleiben. Eine der Herausforderungen ist es, dabei einzuschätzen, wie die Tochter oder der Sohn unterwegs sind. Wenn Eltern ihr Kind überschätzen, üben sie meist Druck aus, auf den das Kind auf seine Art reagiert. Wird ein Kind unterschätzt, sehen wir eher Eltern, die die Zügel in der Hand halten und alles für ihr Kind in die Wege leiten. Hier hilft es, sich als Eltern ehrlich zu fragen: Sind das wirklich die Wünsche meines Kindes oder vielleicht doch meine eigenen? Gut zu wissen finde ich auch für alle Beteiligten: Es gibt im Bildungssystem der Schweiz keine Sackgassen. Ohne Weiterbildung geht es heutzutage kaum mehr und lebenslanges Lernen ist wichtig.
Jedes Kind ist anders. Und doch geht es vermutlich vielen Eltern sehr ähnlich. Findet im Workshop auch ein Austausch unter den Eltern statt?
Ja, denn ich erlebe auch, dass viele Eltern vergleichbare Erfahrungen machen. Deshalb ist der Austausch im Workshop wichtig. Wir werden zusammen zwar keinen Zaubertrank brauen, damit die Berufs- und Ausbildungswahl dann von alleine geht, jedoch Gedanken und Erfahrungen teilen. Das braucht die Bereitschaft der Teilnehmenden, ihre Offenheit und einen gewissen Mut, doch im Austausch mit anderen erkennen wir hoffentlich, was in kleinen Dosen nützlich sein könnte. Ich freue mich darauf.
Der Workshop «Berufswahl? Familiensache!» behandelt folgende Themen:
- Wie können Sie Ihr Kind beim Übergang von Schule zu Beruf hilfreich begleiten?
- Was ist wichtig, damit der Einstieg in die Berufswelt gelingt?
- Und wie können Sie Ihre Kinder dabei aktiv unterstützen?
Die einzelnen Schritte sowie mögliche Stolpersteine im Prozess der Berufswahl werden erklärt und Informationsquellen für Eltern aufgezeigt, wie www.berufswahl.zh.ch und weitere Angebote der regionalen biz (Berufsinformationszentren). Auch wird die Berufswahl in den Kontext des einzigartigen Bildungssystems der Schweiz gestellt.
Kantonaler Elternbildungstag – Eine Tagung rund um Familie und Erziehung
Der kantonale Elternbildungstag der Geschäftsstelle Elternbildung findet einmal im Jahr statt. In Fachreferaten und Workshops zu Erziehungsthemen erhalten Sie Anregungen für Ihren Familienalltag.
Die biz (Berufsinformationszentren) sind aktiv
Trotz Pandemiejahr, in dem die Beratungen mit Jugendlichen zeitweise nur telefonisch oder mit Videoübertragung möglich waren, konnten im vergangenen Jahr insgesamt 6362 Jugendliche im Alter bis 16 Jahre von Beratungen in den biz des Kantons Zürich und im Laufbahnzentrum der Stadt Zürich profitieren – das ist im Vergleich eine Schulklasse täglich.
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