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Zum biz-BeratungsangebotBewerbungsschreiben – Darauf achten Lehrbetriebe
Jugendliche zu guten Bewerbungsschreiben zu motivieren, ist nicht immer einfach. Was ist denn wirklich gefragt? Drei HR-Fachleute reden über ihre Erwartungen: die Personalverantwortlichen des Kantons Zürich, des Flughafens Zürich und von login Berufsbildung.
Kanton Zürich, kaufmännische Ausbildung
«Die Bewerbung muss auf uns zugeschnitten sein. Das ist Pflicht.»
Darauf achten wir: Beim ersten Überfliegen achte ich darauf, ob Anrede und Adresse stimmen und die Bewerbung wirklich auf uns zugeschnitten ist. Ausserdem spielen Sprache und Rechtschreibung eine Rolle, da ich kaufmännische Lernende einstelle.
So persönlich soll es sein: In meinem Bereich stehen Lebenslauf und schulische Leistungen an erster Stelle, das Bewerbungsschreiben schaue ich erst nach der ersten Auswahl genauer an. Dabei möchte ich vor allem spüren, dass die Jugendlichen tatsächlich interessiert sind. Ein bisschen etwas Persönliches zu erfahren finde ich gut, ein umfassender Einblick ist aber nicht nötig, das erfahre ich im späteren Gespräch.
So ausführlich soll es sein: Zwei Sätze sind zu wenig, zwei Seiten finde ich aber eindeutig zu viel. Ich schätze es, wenn sich die Jugendlichen kurz vorstellen und mir verständlich machen, warum sie ihre Lehre beim Kanton absolvieren möchten. Dafür reicht mir eine entspannt gefüllte A4-Seite.
So perfekt soll es sein: Mir ist wichtig, dass ich merke: Die Jugendlichen haben die Bewerbung selber geschrieben. Ich möchte das spüren beim Lesen, perfekt muss es also nicht sein. Vermeidbare oder «blöde» Fehler dürfen aber nicht passieren.
So sollen Eltern unterstützen: Eltern sind wichtig – als Stützen im Hintergrund. Jugendliche sollen ihre Bewerbungen unbedingt selber formulieren. Das Vieraugenprinzip ist gut, allenfalls können die Eltern etwas verfeinern. Aber auf keinen Fall sollen sie grundsätzlich umschreiben!
So wichtig sind persönliche Anrufe: Da wir jedes Jahr 40 bis 45 Lernende einstellen, sind wir froh um keine vorgängigen Anrufe. Wir wären sonst nur noch am Telefon.
So wichtig sind die Einträge beim Verhalten: Jugendliche mit einer genügenden oder ungenügenden Beurteilung beim Sozialverhalten erhalten von uns eine Absage. Das Arbeits- und Lernverhalten schauen wir uns auch genau an. Da berücksichtigen wir aber die Entwicklung. Vielleicht ist einmal ein Kriterium in einem Semester im genügenden Bereich, im nächsten Semester jedoch wieder gut oder sehr gut.
So wichtig sind Absenzen: Da würden wir bei einem allfälligen Vorstellungsgespräch sicherlich nachfragen.
Regula Hug, Fachverantwortliche Grundbildung KV
Flughafen Zürich AG, 13 Grundausbildungen
«60-sekündige Videos verschaffen uns einen guten Ersteindruck.»
Darauf achten wir: Wir verzichten auf Bewerbungsschreiben. Der Grund: Sie sind sich alle ähnlich und daher wenig aussagekräftig. Stattdessen stellen wir im Online-Formular die zwei Fragen, die wichtig für uns sind: Warum dieser Beruf und warum bei uns? Dabei kommen die Jugendlichen oft besser auf den Punkt. Zusätzlich können sie freiwillig ein 60-sekündiges Video einreichen. Das wird von Jahr zu Jahr mehr genutzt und gibt uns oft einen guten persönlichen Ersteindruck, gerade auch von Jugendlichen, die vielleicht mit ihren Schulleistungen weniger überzeugen.
So persönlich soll es sein: Persönlich ist wichtig! Der persönliche Bezug zum Beruf muss klar spürbar sein.
So ausführlich soll es sein: Bei uns gibt es keine Zeichenvorgabe, Hauptsache es wird klar, dass die Motivation wirklich da ist.
So perfekt soll es sein: Eine Bewerbung muss nicht perfekt sein. Aber ich muss merken, dass sich die Person Mühe gegeben hat.
So sollen Eltern unterstützen: Ich schätze es sehr, wenn Eltern den Prozess im Hintergrund begleiten. Sie sollten jedoch keine Antworten vorgeben. Die Formulierungen der Jugendlichen sollen authentisch sein.
So wichtig sind persönliche Anrufe: Ich finde das grundsätzlich sympathisch und wenn ich ein aufgewecktes Gegenüber am Draht habe, freut mich das jedes Mal. Nur muss ich sagen: Die Mehrheit dieser Anrufe verfehlt ihren Zweck. Die Jugendlichen formulieren ungünstig und sind sich teilweise nicht im Klaren, was sie wirklich wissen wollen.
So wichtig sind die Einträge beim Verhalten: Für mich fast entscheidender als die Noten. Negative Kreuze kann es einmal geben, aber dann möchte ich eine positive Entwicklung sehen und merken: Die Jugendlichen hatten den Ehrgeiz, daran etwas zu ändern.
So wichtig sind Absenzen: Viele und regelmässige Absenzen, insbesondere die unentschuldigten, werfen Fragen auf. Wenn kein nachvollziehbarer Grund erkennbar ist, wähle ich lieber eine Bewerbung, die von mehr Zuverlässigkeit zeugt.
Caroline Zika, Leiterin Berufsbildung
login Berufsbildung AG, alle Berufe des öffentlichen Verkehrs
«Kopierte Vorlagen aus dem Internet oder Bewerbungsschreiben von Erwachsenen helfen uns nicht weiter.»
Darauf achten wir: Wir verzichten auf ein Bewerbungsschreiben. Denn gut 20 bis 25 Prozent davon sind in der Regel Kopien von Vorlagen, der Rest wirkt oft stark von Erwachsenen beeinflusst. Uns hilft es aber vielmehr, die Jugendlichen hinter den Sätzen zu spüren und zu erfahren, warum sie sich wirklich für diesen Beruf interessieren. Wir stellen deshalb in unserem Online-Formular zwei bis drei Fragen, das ist für uns zielführender.
So persönlich soll es sein: Wir möchten vor allem merken, dass sich die Jugendlichen mit sich und ihren Stärken auseinandergesetzt haben und uns sagen können, aus welchen Gründen der Beruf zu ihnen passt.
So ausführlich soll es sein: Wenn Kommunikation und Sprache wichtig sind für die Lehrstelle, wie beispielsweise beim KV, sollten die Antworten auch bezüglich Sprache und Ausführlichkeit überzeugen. Wenn die Sprache für die Lehrstelle nicht im Vordergrund steht, achten wir auf andere Punkte, beispielsweise die Teamfähigkeit oder das handwerkliche Geschick beim Schnuppern.
So perfekt soll es sein: Grobe Fehler sollten nicht passieren. Aber lieber spüre ich die Jugendlichen hinter einer Bewerbung, als dass diese perfekt wäre.
So sollen Eltern unterstützen: Einmal durchlesen ist sicher sinnvoll. Stammen die Formulierungen aber von den Eltern, merken wir das sofort.
So wichtig sind persönliche Anrufe: Wir schätzen sie dann, wenn echte Fragen vorhanden sind, die sich nicht mit Informationen von unserer Website beantworten lassen. Oder wenn sie von Interesse zeugen, falls uns beispielsweise die Antwort untergegangen sein sollte.
So wichtig sind die Einträge beim Verhalten: Sie sind genauso wichtig wie die Noten selbst. Wenn das Verhalten als auffällig beschrieben wird, klären wir ab, woran es liegt, damit wir uns ein Bild machen können. Es kann sein, dass wir uns für ein anderes Dossier entscheiden, wenn es uns als zu problematisch erscheint.
So wichtig sind Absenzen: Wir achten vor allem auf die unentschuldigten Absenzen. Dafür verlangen wir plausible Begründungen. Sowohl beim Verhalten als auch bei den Absenzen ist für uns aufschlussreich, ob es Fortschritte gab, sprich, sich das Verhalten längerfristig besserte oder die Absenzen nachliessen.
Giovanna Severgnini, Leiterin Bewerbungszentrum
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Im Kanton Zürich gibt es zahlreiche Angebote und Veranstaltungen:
- Veranstaltungen rund um die Berufswahl, für fremdsprachige Eltern auch in der Herkunftssprache
- Infotheken im biz in Ihrer Region mit frei zugänglichen Informationen über Berufe, Bildung und Arbeit, auch für gemeinsame Besuche von Eltern und Jugendlichen
Unser Angebot ist sowohl für die Jugendlichen als auch für ihre Eltern kostenlos.
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