Junge Corona-Alltagsheldinnen und -helden

Siegerprojekte des Wettbewerbs «Chamer mache!»

Keine Partys, kein Ausgang, keine Orches­ter­pro­ben. Jugend­li­che traf und trifft die Corona-Pande­mie beson­ders hart. Doch manche Jugend­li­che haben aus der Not eine Tugend gemacht, neue Hobbys entdeckt und sich in der Krise kreativ betä­tigt. Dies zeigt der Wett­be­werb «Chamer mache!» des Mittel­schul- und Berufs­bil­dungs­amts Zürich.

Seit Beginn der Pande­mie ist vieles ausge­fal­len: Keine grosse Party zum sech­zehn­ten Geburts­tag, kein Ausgang, in dem man seinem Schwarm hätte näher kommen können, keine erste Auslands­reise ohne Eltern. In der Pande­mie mussten insbe­son­dere Jugend­li­che auf vieles verzich­ten. Dass dies zu viel Frus­tra­tion geführt hat, zeigen verschie­dene Studien, wie der Kinder­schutz-Radar des Amts für Jugend und Berufs­be­ra­tung oder der Corona-Report von Pro Juven­tute. Von allen Alters­grup­pen sind gerade junge Menschen durch die Krise psychisch am stärks­ten belas­tet.

Wett­be­werb für Jugend­li­che

Doch eine Pande­mie kann auch eine Chance sein. Insbe­son­dere dann, wenn der Moment des Inne­hal­tens für eigene Projekte genutzt wird. Dies wollte das Mittel­schul- und Berufs­bil­dungs­amt Zürich (MBA) mit dem Wett­be­werb „Chamer mache!“ aufzei­gen. Das MBA suchte nach Corona-Alltags­hel­din­nen oder Corona-Alltags­hel­den, die sich während der Pande­mie in ein eigenes Projekt gestürzt hatten – vom eigenen Song bis zur TikTok-Serie. Teil­neh­men am Wett­be­werb konnten Jugend­li­che zwischen 15 und 19 Jahren. Dagmar Müller, Leite­rin Präven­tion und Sicher­heit beim Mittel­schul- und Berufs­bil­dungs­amt, war bei der Entwick­lung des Wett­be­werbs mass­geb­lich betei­ligt. Sie war begeis­tert von den jungen Teil­neh­men­den: „Das Projekt zeigt auf wunder­bare Weise, wie erfri­schend die Jugend­li­chen das Problem angin­gen und wie inten­siv sie vonein­an­der profi­tie­ren konnten.“

Neue Hobbys entdeckt

Einge­gan­gen sind etwa ein Dutzend Bewer­bun­gen, bewer­tet wurden die Mate­ria­lien von einer Jury bestehend aus Vertre­te­rin­nen und Vertre­tern des Mittel­schul- und Berufs­bil­dungs­amts, des Amts für Jugend und Berufs­be­ra­tung sowie von schule&kultur. Lina Giusto, Kommu­ni­ka­ti­ons­be­auf­tragte beim MBA, freute sich sehr über die Einsen­dun­gen: „Es ist beein­dru­ckend, zu sehen, wie die Jugend­li­chen mit diesen massi­ven Einschrän­kun­gen in ihrem Alltag umgehen und dabei neue Hobbys entwi­ckeln. Das ist alles andere als selbst­ver­ständ­lich.“ Der Strauss an einge­reich­ten Projek­ten ist dabei breit gefä­chert – vom Gedicht über die Coro­na­zeit bis hin zum eigenen Video.

Orches­ter­probe zu Hause

Da viele der Sport- und Frei­zeit­ak­ti­vi­tä­ten von Schlies­sun­gen betrof­fen und die übli­chen Beschäf­ti­gun­gen nicht mehr im glei­chen Sinne möglich waren, haben einige Jugend­li­che neue Wege gesucht, ihren Leiden­schaf­ten nach­zu­ge­hen. So hat einer der Teil­neh­men­den kurzer­hand seine ganz persön­li­che Orches­ter­probe bei sich zu Hause auf die Beine gestellt und eine eigene Klari­net­ten-Kompo­si­tion geschrie­ben, bei der er die rest­li­chen Instru­mente mit einem Keyboard einge­spielt hat. Die jugend­li­che Band Chaps for Cheap, die eben­falls zu den Gewin­nen­den des Wett­be­werbs zählt, nutzte die Zeit ohne Auftritte, um ein Musik­vi­deo zu drehen, inspi­riert durch den Film „Love, Vincent“ über den Maler Vincent Van Gogh.

Velo-Repa­ra­tur

Eine weitere Gruppe Jugend­li­cher hat sich zu Nutze gemacht, dass Velo­fah­ren zu Pande­mie­zei­ten wieder deut­lich an Beliebt­heit gewon­nen hat. Nach dem Motto „Aus Alt mach Neu“ bauten sie eine Repa­ra­tur­sta­tion auf, um Fahr­rä­der aufzu­rüs­ten, wieder fahr­tüch­tig zu machen und zu verkau­fen. Dafür entwi­ckel­ten sie ihr eigenes Logo, einen Insta­gram-Account sowie passende Flyer. Auch sie gehören zu den Gewin­nern des Wett­be­werbs.

Zeich­nen, malen, stri­cken

Ebenso der bild­ne­ri­schen Kunst haben sich einige Teil­neh­mende gewid­met. So sind Mangas, bunte Colla­gen und Land­schafts­bil­der entstan­den. «Endlich konnte ich an all dem arbei­ten, was ich gerne tue», erzählte einer der Gewin­ner. Er hat einen Webco­mic entwi­ckelt und dafür gezeich­net, geschrie­ben und program­miert.

Viel­sei­tige Preise, um die Krea­ti­vi­tät zu würdi­gen

Die krea­ti­ven Leis­tun­gen wurden anhand von verschie­de­nen Krite­rien ausge­zeich­net, beispiels­weise mit Lunch-Checks oder anderen Gutschei­nen. „Die Freude und Dank­bar­keit der Teil­neh­men­den für unsere Wert­schät­zung waren riesig“, freut sich Lina Giusto. Dass diese produk­ti­ven Tätig­kei­ten über den Wett­be­werb hinaus nicht nur ein guter Zeit­ver­treib sind, zeigt ein Bericht der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­tion WHO: So wurde nach­ge­wie­sen, dass gerade krea­tive Tätig­kei­ten vor gesund­heit­li­chen Heraus­for­de­run­gen, wie beispiels­weise psychi­schen Erkran­kun­gen, schüt­zen können – und dies ist gerade in Zeiten der Pande­mie beson­ders wichtig.

«Chamer mache!»

Der Wett­be­werb «Chamer mache!» wurde im Früh­ling 2021 im Kanton Zürich durch­ge­führt und rich­tete sich an Jugend­li­che in der Sekun­dar­stufe II, die in den letzten Monaten etwas Krea­ti­ves geleis­tet haben. Alle Infos rund um den Wett­be­werb und eine Auswahl der span­nends­ten Projekte finden Sie auf der Webseite.