kjz-Sprechstunde

«Den Eltern unseres Enkelkindes (2) entgleiten die Betreuung und Erziehung. Was kann ich tun?»

Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei gröss­ter Eltern­liebe froh um ein biss­chen Unter­stüt­zung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erzie­hung weiss das Exper­ten-Team unserer kjz-Sprech­stunde Rat. Kompe­tent, anonym und unkom­pli­ziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!


Liebes kjz
Das Kind (2) meiner Schwie­ger­toch­ter hat in seinem ersten Lebens­jahr fast durch­ge­hend bei uns gelebt. Irgend­wann einig­ten wir uns darauf, dass wir es nur noch an den Wochen­en­den betreuen. Zufäl­lig habe ich mitbe­ka­men, dass die andere Oma nun das Enkel­kind hütet, während unser Sohn arbei­tet. Man merkt, dass es keinen engen Bezug zu seiner Mama hat.
Bedenk­lich ist noch anderes: Unser Enkel­kind mag nur Süss­ge­tränke und Fast Food. Biete ich ihm Gemüse und Früchte an, will es nichts davon essen. Auch kann es sich nicht länger als zwei Minuten mit einer Sache beschäf­ti­gen. Schnell wirft es alles durch die Gegend. Und nicht zuletzt schaut es lieber fern, statt mit uns nach draus­sen zu gehen. Also unge­sun­des Essen bekommt es bei uns nicht, die Fern­seh­zeit begrenze ich auf 30 bis 45 Minuten und ich versu­che es immer wieder mit neuen Ideen an die frische Luft zu locken.
Jetzt ist meine Schwie­ger­toch­ter wieder schwan­ger und ich mache mir grosse Sorgen. Was soll und kann ich nur tun?

Liebe Gross­mutter

Es ist deut­lich zu spüren, dass Sie der Alltag der Familie Ihres Sohnes sehr bewegt und belas­tet. Die Beglei­tung von kleinen Kindern ist anspruchs­voll und verlangt viel Aufmerk­sam­keit und Kraft.

Die junge Familie scheint Unter­stüt­zung zu brau­chen. Toll, dass Sie Ihren Sohn und Ihre Schwie­ger­toch­ter an den Wochen­en­den entlas­ten und die Betreu­ung Ihres Enkel­kin­des über­neh­men. Diese Zeit gibt ihm die Chance, andere Werte und Lebens­wel­ten kennen und schät­zen zu lernen. Halten Sie an Ihren eigenen Regeln fest und setzen Sie sie liebe­voll um. Beach­ten Sie dabei Ihre eigenen Grenzen und Möglich­kei­ten, so dass auch Sie Erho­lungs­zeit haben.

Gerne möchte ich Sie ermu­ti­gen, das Gespräch mit Ihrem Sohn und, wenn möglich, mit Ihrer Schwie­ger­toch­ter zu suchen. Was brau­chen die Eltern, um sich stabil zu fühlen? Wie geht es ihnen über­haupt? Wo sind die gröss­ten Heraus­for­de­run­gen im Alltag? Was wünschen sie sich für ihr Kind bzw. bald ihre Kinder? Wichtig erscheint mir dabei, die Werte und Grenzen der Eltern zu respek­tie­ren, auch wenn es nicht Ihre eigenen sind. Im Zusam­men­le­ben der Gene­ra­tio­nen ist das häufig ein grosser Knack­punkt. Es kann hilf­reich sein, bewusst den Fokus zu ändern und Situa­tio­nen zu suchen, die gelin­gen und die lobend aner­kannt werden können. So entste­hen eine posi­tive und wohl­wol­lende Haltung und die Chance für ein konstruk­ti­ves und lösungs­ori­en­tier­tes Gespräch steigt. Letzt­lich wollen alle das Gleiche: dass es dem Kind/den Kindern gut geht.

Ihrer Anfrage entnehme ich, dass die Situa­tion der Familie sehr viel­schich­tig ist. Gerne möchte ich Sie und vor allem die Eltern Ihres Enkel­kin­des einla­den, zu einem persön­li­chen Gespräch in die Bera­tung zu kommen. Die Mütter- und Väter­be­ra­te­rin­nen in den kjz respek­tive in den Gemein­den sind hierfür eine empfeh­lens­werte Anlauf­stelle. Eben­falls besteht die Möglich­keit eines Haus­be­suchs. Das Bera­tungs­an­ge­bot ist kosten­los und vertrau­lich und bietet eine gute Möglich­keit, verschie­dene Themen im Fami­li­en­all­tag zu beleuch­ten und gemein­sam sinn­volle Lösun­gen zu suchen. Spezi­ell für Väter gibt es das Angebot des Väter­be­ra­ters, das ich Ihrem Sohn sehr empfehle.

Denn eines ist ganz klar: Der Alltag mit kleinen Kindern berei­tet zwar viel Freude, ist aber mindes­tens genauso heraus­for­dernd und anstren­gend.

Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen und hoffe, dass es trotz aller Sorgen möglich ist, gemein­sam eine gute und zufrie­den­stel­lende Lösung für Sie und Ihre Familie zu finden.

Wibke Enderli (Mütter- und Väter­be­ra­te­rin) und das kjz-Team

Haben Sie eine Frage?

Haben Sie eine Frage zur Erzie­hung, zum Zusam­men­le­ben in der aktu­el­len Situa­tion oder ganz allge­mein zum Fami­li­en­le­ben? Das kjz-Team beant­wor­tet regel­mäs­sig Fragen in der «kjz-Sprech­stunde».