Fragen zur Erziehung und Entwicklung Ihrer Kinder und zum Familienalltag? Die Fachleute unserer Kinder- und Jugendhilfezentren (kjz) beraten Sie gern.
Zum kjz-BeratungsangebotDie Entwicklung des Kindes von 1 bis 2 Jahren
Es ist unglaublich, was Ihr Kind seit der Geburt alles gelernt hat! Auch in den kommenden Jahren wird es viel Neues erleben und vieles dazulernen – das erste Wort, den ersten Schritt. Seien Sie neugierig und beobachten Sie Ihr Kind. Diese Übersicht zeigt Ihnen, welche kognitiven und sozialen Entwicklungsschritte Kinder in den ersten Lebensjahren machen. Zudem finden Sie Tipps, wie Sie Ihr Kind dabei unterstützen können.
Hinweis: Jede Entwicklung ist individuell, jedes Kind entwickelt sich auf seine ganz persönliche Art und in seinem Tempo. Dies sind nur Orientierungshilfen.
Beziehungen festigen, neue Kontakte suchen
- Für Ihr Kind ist die Beziehung zu seinen Eltern oder anderen Bezugspersonen zentral.
- Vertraute Personen werden begrüsst und umarmt. Das Kind kann aber auch Fremden- oder Trennungsangst zeigen.
- Bis im Alter von 2 Jahren spielt Ihr Kind neben anderen Kindern und für sich alleine. Es tritt durch Objekte (wie einem Spielzeug) in Kontakt mit anderen Kindern.
- Kleine Rollenspiele (z. B. mit Puppen) beginnen.
- Es hilft in diesem Alter gerne von sich aus – z. B. im Haushalt.
- Mit 2 Jahren ahmt es die Tätigkeiten der Erwachsenen nach. Das Essen am Tisch wird z. B. mit den Puppen nachgespielt.
- Gleichaltrige werden jetzt neben der Familie immer wichtiger. Dazu gehört, dass Ihr Kind Zuneigung zu vertrauten Spielpartnerinnen und Spielpartnern zeigt und sie zum Teil beim Namen kennt.
- Verbote und andere soziale Normen (z. B. «danke» und «bitte» sagen) werden verstanden und mehr oder weniger beachtet. Kinder testen dabei oft Grenzen aus, um sich selber und die Beziehung zu den Bezugspersonen zu erleben und kennenzulernen.
So unterstützen Sie Ihr Kind
Kleine Kinder benötigen Geborgenheit, Zuwendung, Verlässlichkeit, Fürsorge und vertraute Menschen, die für sie da sind, wenn sie freudig, unsicher, traurig oder ängstlich sind. Dazu gehört der körperliche Kontakt zu Mutter, Vater und anderen vertrauten Personen. Kleinkinder sollten weder lange weinen noch lange alleingelassen werden.
Ermöglichen Sie, dass Ihr Kind Gleichaltrige kennenlernt, um erste Freundschaften zu schliessen.
Gefühle regulieren, Sprache entwickeln
- Bis 18 Monate kann Ihr Kind seine Gefühle noch nicht kontrollieren. Dafür benötigt es die Bezugspersonen, die es streicheln oder in den Arm nehmen. Es lässt sich von den Gefühlen anderer Kinder anstecken, z. B. wenn ein Kind weint.
- Bis 2 Jahre entwickelt Ihr Kind Methoden, um seine Gefühle zu kontrollieren, z. B. indem es das Kuscheltier festdrückt. Auch begreift es immer mehr, was nicht erwünscht ist (z. B. schlagen, treten).
- Kinder sprechen die ersten Worte; mit etwa 18 Monaten reihen sie zwei Wörter aneinander. Damit beginnen auch die grammatikalischen Strukturen (z. B. «Hund bellt»). Danach machen sie enorme Fortschritte in der Sprachentwicklung. Sie erwerben in kurzer Zeit viele unterschiedliche Wörter aus ihrer nächsten Umgebung (Ball-rund-werfen-oben-auf). Sie beginnen, diese miteinander zu kombinieren und einfache Sätze zu bilden.
- Fingerspiele, Nachahmspiele und rhythmische Spiele sind beliebt. Sie fördern die Kommunikation mit anderen Personen.
- Im Laufe des 2. Jahres beginnt Ihr Kind nachzudenken, es kann einfache Erklärungen erfassen.
- Ihr Kind versteht einfache Kinderbücher.
So unterstützen Sie Ihr Kind
Sprechen Sie mit Ihrem Kind. Achten Sie darauf, dass Sie eine dem Alter angemessene Form und Sprache wählen. Sprechen Sie in Ihrer Muttersprache. Dazu gehört, dass Sie Veränderungen beschreiben und über Gefühle reden. Lesen Sie gemeinsam Geschichten und interagieren Sie oft mit Ihrem Kind. Hören Sie ihm auch zu, um zu verstehen, was Ihr Kind bewegt.
Richten Sie ein kindgerechtes Zuhause ein. Schaffen Sie Lernmöglichkeiten, damit Ihr Kind seine Fertigkeiten erweitern kann, und schützen Sie es vor Gefahren. Bildschirmmedien unterstützen die Entwicklung Ihres Kindes nicht. Geräusche, Licht und Farben auf den Bildschirmen sind Reizquellen und können Kinder überfordern. Nutzen Sie digitale Geräte, um mit Ihrem Kind z. B. Fotos anzuschauen, ist es wichtig, das Kind zu lenken und mit ihm darüber zu sprechen. Wirkt Ihr Kind angestrengt oder abgelenkt, schalten Sie das Gerät ab.
Den Radius erweitern, Autonomie erproben
- Ab dem 12. Monat lernen Kinder zu laufen. In sicheren Situationen erkunden sie den Raum; in unsicheren binden sie sich an die Bezugspersonen, indem sie schreien, klammern etc. Dabei orientieren sie sich an den Reaktionen der Bezugspersonen («soziales Referenzieren»).
- Bis 18 Monate lernt Ihr Kind, eine Handlung auf eine neue Situation zu übertragen. Zum Beispiel probiert es «Mit dem Löffel essen» an seinen Puppen aus.
- Im 2. Lebensjahr beginnt es seinen Besitz zu verteidigen. «Meins», «selber machen» und «Nein!» gehören zu den Standardwörtern.
- Ihr Kind realisiert, dass es einen Körper und ein Aussehen hat, und erkennt sich im Spiegel. Im Alter von 2 Jahren entwickelt es eine Vorstellung von sich selbst als eigenständige Person.
- Die Autonomieentwicklung setzt ein und kann bis zum Alter von 4.5 Jahren dauern; Ihr Kind möchte selbstständig sein (Trotzverhalten). Es ergreift zunehmend mehr Selbstinitiative und gewinnt an Selbstbewusstsein.
- Objekte werden im Spiel abstrahiert und anders genutzt (Symbolspiel), z. B. wird der Ast zum Zauberstab.
So unterstützen Sie Ihr Kind
Unterstützen Sie Ihr Kind bei der Autonomieentwicklung, indem Sie ihm Freiräume ermöglichen. Sie sollten Ihrem Kind aber auch klare Regeln und Grenzen aufzeigen.
Fördern Sie das Spiel Ihres Kindes: Spielen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind, fördern Sie aber auch, dass es mit Gleichaltrigen oder alleine spielen kann und geben Sie ihm Anregungen für neue Spielideen. Sorgen Sie für regelmässige Pausen, damit sich Ihr Kind erholen kann und einen klaren Rhythmus erhält. Rituale können dabei helfen.
Sorgen Sie auch für sich
Sie sind als Vorbild wichtig für Ihr Kind. Dazu gehört auch, dass Sie für selbst und Ihrer Partnerschaft Sorge tragen und sich in den Erziehungsstilen und Haltungen abstimmen.
Hier erhalten Sie Unterstützung
Bei den Mütter- und Väterberaterinnen (MVB) unserer kjz können Sie die Themen besprechen, die Ihnen nach der Geburt Ihres Kindes am Herzen liegen.
Zum AngebotIn unseren Kinder- und Jugendhilfezentren (kjz) finden regelmässig Kurse, Workshops, Gesprächsgruppen und andere Veranstaltungen für Eltern statt.
Zur KursübersichtEine Auswahl an weiterführenden Informationen
Angebote für Eltern mit kleinen Kindern pro Bezirk im Kanton Zürich für Kinder bis vier Jahre
Lerngelegenheiten für Kinder bis 4: Förderideen finden Sie auf der Plattform der Bildungsdirektion Kanton Zürich
Die Elternbriefe von Pro Juventute: Die Briefe begleiten Eltern während den ersten sechs Lebensjahren.
Die kleineWeltentdecker-App der Universität Zürich: Die App ermöglicht, die Entwicklungsschritte des Kindes zu begleiten.
Der Ratgeber-Podcast «Familienbande»: Ein Podcast von Pro Juventute, Kinderspital Zürich und der Elternbildung Schweiz
Informationsportal Jugend und Medien: Umgang mit Medien