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Eifersüchtig auf das neue Geschwisterchen

kjz-Ratgeber, Erziehung, 0-5 Jahre

Für viele Kinder ist es nicht einfach, wenn sie ein Geschwis­ter­chen bekom­men. Sie reagie­ren eifer­süch­tig. Eltern können die Eifer­sucht nicht verhin­dern. Aber sie können die Verun­si­che­rung des älteren Kindes ernst nehmen und ange­mes­sen auf die ­Eifer­sucht reagie­ren.

Weshalb reagie­ren Kinder eifer­süch­tig?

Mit der Geburt eines Babys verän­dert sich der Alltag des älteren Kindes. Plötz­lich ist es nicht mehr alleine und muss die Aufmerk­sam­keit der ­Eltern und anderer Bezugs­per­so­nen teilen. Psycho­lo­gin­nen und Psycho­lo­gen spre­chen dabei von einer «Entthro­nung» des Erst­ge­bo­re­nen. Die neue Situa­tion kann Kinder verun­si­chern und eifer­süch­tig machen. Diese Eifer­sucht gehört zum norma­len kind­li­chen Verhal­ten und kann sehr unter­schied­lich ausge­prägt sein.

Die ambi­va­len­ten Gefühle können sich verstär­ken, wenn das Baby zu krab­beln beginnt und damit in das «Reich» des Erst­ge­bo­re­nen eindringt. Beispiels­weise in dem es Bauklötze umwirft oder sich dazwi­schen­drängt, wenn das Erst­ge­bo­rene mit der Mutter oder dem Vater kuschelt. Das kann sich gerade in der Trotz­phase noch verstär­ken.

Fach­per­so­nen unter­tei­len die erste Zeit von Geschwis­tern in drei Phasen:

1. Phase: Die Kinder lernen sich kennen, beide sind neugierig.
2. Phase: Das Baby erscheint als Rivale, das Erst­ge­bo­rene posi­tio­niert sich, reagiert eifer­süch­tig. Diese Phase ist für Eltern oft schwierig.
3. Phase: Die Riva­li­tät nimmt ab und die Kinder begin­nen ihre Bezie­hung selbst zu regeln, was auch einen Streit zur Folge haben kann.

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In unserem Ratgeber finden Sie viele weitere Themen rund um die Entwicklung von Babys und Kindern mit Tipps zur Erziehung und zum Familienalltag.

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Wie können Sie Ihr älteres Kind ­unter­stüt­zen?

Es ist wichtig, dass die Eltern die Verun­si­che­rung des älteren Kindes ernst nehmen und es schon vor der Geburt auf das Geschwis­ter­chen vorbe­rei­ten. Die folgen­den Empfeh­lun­gen können helfen:

  • Lassen Sie Ihr Kind schon vor der Geburt an der Schwan­ger­schaft teil­ha­ben. Sobald sich der Bauch der Mutter wölbt oder ein Stram­peln spürbar ist, ist der Zeit­punkt gut, um Ihrem Kind einfühl­sam vom neuen Geschwis­ter­chen zu erzäh­len. Kinder­bü­cher über die Geburt eines Geschwis­ter­chens können dabei eine Unter­stüt­zung sein. Bücher­tipps finden Sie weiter unten. Auch kann es helfen, wenn es den Bauch fühlen und beim Einrich­ten des Zimmers dabei sein kann.
  • Die Vorbe­rei­tung auf die Geburt ist zudem wichtig. Es beru­higt Kinder, wenn sie wissen, wo die Eltern dann sind und wer sich in dieser Zeit um sie kümmern wird.
  • Geben Sie Ihrem älteren Kind auch nach der Geburt Zeit und Zuwen­dung. Achten Sie auch darauf, dass Ihre Familie und Bezugs­per­so­nen dem älteren Kind Aufmerk­sam­keit schen­ken. Es hilft Ihrem Kind auch, wenn Sie oder Ihr Partner / Ihre Part­ne­rin mit ihm alleine Zeit verbrin­gen.
  • Kinder haben oft das Gefühl, dass sie die Liebe mit dem Geschwis­ter teilen müssen. Achten Sie jedes Kind für seine Eigen­schaf­ten, damit es sich wert­voll und geliebt fühlt.
  • Führen Sie Gewohn­hei­ten wie den Besuch der Krippe oder der Spiel­gruppe weiter. Auch Rituale, wie die Gute­nacht­ge­schichte vor dem Einschla­fen, sollten beibe­hal­ten werden. Altbe­kann­tes vermit­telt Sicher­heit.

Wie umgehen mit Eifer­sucht?

Das Erst­ge­bo­rene muss sich mit der Geburt und der Verän­de­rung in der Familie neu orien­tie­ren, oft kann das zu Eifer­sucht führen. Folgen­des kann dabei helfen:

  • Sie können die Eifer­sucht mindern, indem Sie das ältere Kind in die Pflege des Babys einbe­zie­hen. Dabei ist es wichtig, das ältere Kind sorg­fäl­tig in den Umgang mit dem kleinen einzu­füh­ren und es nicht ständig zu ermah­nen. Zwingen Sie es aber nicht dazu, falls es nicht möchte.
  • Es kann sein, dass sich das ältere Kind wie das jüngere verhält, beispiels­weise in dem es wieder den Nuggi haben möchte. Zeigen Sie ihm dann, wie wichtig es für die Familie ist und was es seinem Geschwis­ter schon voraus­hat. Wenn es trotz­dem wie ein kleines Kind behan­delt werden möchte, kann es sinn­voll sein, diesem Bedürf­nis nach­zu­ge­ben. Meist finden Kinder von selbst wieder zurück in ihr gewohn­tes Verhal­ten.
  • Wenn Ihr älteres Kind wütend oder ableh­nend gegen­über dem Geschwis­ter oder den Eltern reagiert, kann es helfen, mit ihm zusam­men ein Kinder­buch anzu­schauen, das dieses Thema aufgreift. Zeigen Sie ihm, dass Sie seine Gefühle verste­hen.
  • Wenn das ältere Kind das Baby schlägt, beisst oder ihm sonst absicht­lich weh tut, ist es wichtig, Ruhe zu bewah­ren. Kümmern Sie sich erst um das Baby und spre­chen Sie dann mit Ihrem älteren Kind. Sagen Sie ihm, dass sein Verhal­ten nicht in Ordnung war, Sie die Eifer­sucht aber verste­hen. Weitere Tipps finden Sie im kjz-Ratge­ber «Streit und Riva­li­tät unter den Geschwis­tern».

Was tun, wenn es einem zu viel wird?

Wenn Sie merken, dass die Eifer­sucht des älteren Kindes Sie über­for­dert oder die Strei­te­reien Sie belas­ten, wenden Sie sich an das zustän­dige Kinder- und Jugend­hil­fe­zen­trum (kjz) in Ihrer Nähe. Wir unter­stüt­zen Sie gerne.

Eine Auswahl an weiter­füh­ren­den Infor­ma­tio­nen und Buch­emp­feh­lun­gen

Verschie­dene Podcasts von Pro Juven­tute, Kinder­spi­tal Zürich und Eltern­bil­dung Schweiz helfen, um mit der neuen Situa­tion umzugehen.
Der Eltern­brief Streit und Versöh­nung von Pro Juven­tute gibt Ihnen weitere Tipps.

Remo H. Largo: Baby­jahre. Piper Verlag, München, 2017.

Jeanette Stark-Städele: Wenn das zweite Kind kommt. Was ein Geschwis­ter­chen alles ändert. Urania Verlag, Frei­burg, 2013.

Diese Kinder­bü­cher eignen sich unter anderem für das Thema:

Angela Wein­hold und Clara Suetens: Unser Baby (Wieso? ­Weshalb? Warum?, junior Band 12). Ravens­bur­ger Buch­ver­lag, 2005.

Cath­rine Leblanc und Eve Tharlet: Das Baby ist da! Was nun? Michael Neuge­bauer Edition, 2014.