Einschlafrituale – Das sagt die kjz-Expertin

So klappts mit dem Einschlafen bei Kindern von 1 bis 6 Jahren

Einschla­fen ist manch­mal gar nicht so einfach. Wie auch – wenn der Tag vergli­chen mit der Nacht so viel Span­nen­des birgt. Rituale können dabei helfen, den Über­gang von Tag zu Nacht zu erleich­tern. Ein Inter­view mit Mari­anne Steiner, Mütter- und Väter­be­ra­te­rin im kjz Meilen. 

Mari­anne Steiner, warum sind Einschlaf­ri­tuale wichtig?
Rituale sind allge­mein wichtig für Kinder. Insbe­son­dere beim Zubett­ge­hen geben sie Sicher­heit, Gebor­gen­heit, Vertrauen und ein Gefühl von Verbun­den­heit. Auch helfen sie dabei, dass sich Kinder langsam auf die Nacht einstim­men können und sich nicht unver­mit­telt vom Spiel oder den Geschwis­tern verab­schie­den müssen.

Was gilt es dabei zu beach­ten?
Wichtig ist ein klarer Ablauf von verschie­de­nen Schrit­ten, und dass dieser Ablauf immer genau gleich ist. Würde man sein Kind fragen, wie das mit dem Einschla­fen genau geht, sollte das einge­spielte Ritual als klare Antwort kommen. Ist die Antwort unklar, so dürfte auch das Ritual nicht klar sein und es hilft dem Kind nicht wie gewünscht beim Einschla­fen. Auch wichtig ist: Die Ritu­al­ab­folge sollte durch nichts abge­schlos­sen werden, was später in der Nacht nicht mehr da ist, wenn das Kind einmal kurz aufwa­chen sollte. Die Eltern sollten zum Beispiel nicht beim Kind liegen bleiben, wenn es in einem eigenen Bett oder Zimmer schläft, oder der Schop­pen sollte nicht direkt vor dem Einschla­fen getrun­ken werden.

Ich bin da, wenn du etwas brauchst. Du kannst mich rufen.

Das Kind soll sich mit seinen Gefüh­len wahr- und ernst­ge­nom­men fühlen – sowohl während des Rituals als auch nach dem Einschla­fen. Die Eltern können ihm zum Beispiel Dinge sagen wie «Ich bin da, wenn du etwas brauchst. Du kannst mich rufen.». Das ist vor allem zu Beginn wichtig, wenn das Kind das Einschla­fen noch am Lernen ist.

Wie lange soll ein Einschlaf­ri­tual dauern?
Einschlaf­ri­tuale sollten nicht länger als 20 bis 30 Minuten dauern. Denn Rituale leben von ihrer Regel­mäs­sig­keit. Dauern sie länger, können sie für die Eltern eine Belas­tung werden. Das nehmen Kinder wahr, was wiederum hinder­lich ist für das Einschla­fen. Das bedeu­tet auch, dass im Bett nur noch ein kurzer Teil der Abfolge statt­fin­den sollte. Viel mehr Zeit bleibt nicht übrig, wenn davor bereits einige Schritte ritua­li­siert werden, wie beispiels­weise Zähne­put­zen, Pyjama anzie­hen, Schop­pen trinken, Lüften oder Geschich­ten erzäh­len.

Dürfen sich die Rituale zwischen den Eltern­tei­len unter­schei­den?
Grund­sätz­lich ist Unsi­cher­heit nicht empfeh­lens­wert. Ein Kind muss immer wissen, wie einschla­fen geht und Eltern sollten sich dafür gut mitein­an­der abspre­chen. Kinder sind aber unter­schied­lich – wichtig ist vor allem: Ein Ritual darf sich nicht einfach so ändern. Eine neue Gewohn­heit muss langsam einge­übt werden. Hat sich ein Ritual beim Kind aber einmal gut einge­spielt, darf es zwischen den Eltern­tei­len durch­aus leichte Unter­schiede geben.

Wie sollen sich Rituale mit dem Alter entwi­ckeln?
Ein älteres Kind darf Mitbe­stim­mungs­recht haben, indem es zum Beispiel auswäh­len darf, welches Buch es gemein­sam anschauen möchte. Dabei macht es Sinn, vor dem Auswäh­len abzu­ma­chen, wie viele Bücher es sein dürfen.

Welche Rituale eignen sich nicht?
Unge­eig­net sind Rituale, die das Kind aufwüh­len oder anregen. Beispiels­weise Geschich­ten, die Angst machen, viel Bewe­gung vor dem Zubett­ge­hen oder auch sämt­li­che digi­ta­len Reize und Licht­ein­flüsse, wie Fern­se­hen oder Geschich­ten auf dem iPad.

Mari­anne Steiner

kjz-Expertin Marianne Steiner arbeitet als Mütter- und Väterberaterin im Kinder- und Jugendhilfezentrum (kjz) Meilen.