kjz-Sprechstunde

«Wie wirkt sich der Streit zwischen meinem Partner und mir auf unsere Kinder (8 und 9) aus?»

Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei gröss­ter Eltern­liebe froh um ein biss­chen Unter­stüt­zung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erzie­hung weiss das Exper­ten-Team unserer kjz-Sprech­stunde Rat. Kompe­tent, anonym und unkom­pli­ziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!


Liebes kjz
Mein Partner und ich strei­ten uns oft über Klei­nig­kei­ten. Zwar finden wir beide, dass wir unsere Diffe­ren­zen nicht vor den Kindern (8 und 9) austra­gen sollten, doch gelingt uns dies leider nicht immer. Wissen Sie, wie sich Streit unter Eltern auf die Kinder auswirkt? Vielen Dank für Ihre Antwort!

Familie R.

Liebe Familie R.

Es soll ja der berühmte Zahn­pas­ta­tu­ben­de­ckel sein, der immer mal wieder ein Fami­li­en­fass zum Über­lau­fen bringt. Vor allem im Rück­blick entzün­det sich so mancher – um nicht zu sagen fast jeder – Streit an Klei­nig­kei­ten. Streit ist allge­gen­wär­tig und meis­tens unan­ge­nehm. Wir wissen aber auch: Konflikte berei­chern das Leben. An Konflik­ten können wir uns reiben, mitun­ter daran wachsen. Streit­fra­gen sind es, die die Welt weiter­brin­gen. Es spricht also über­haupt nichts gegen einen Streit. Strei­ten ist normal. Und Menschen sind in der Regel ziem­lich gut darin, ihre Konflikte zu lösen. Es ist erstaun­lich, wie oft wir uns immer wieder einigen können.

Wichtig ist, was nach einem Streit kommt. Was passiert, wenn Ruhe einkehrt? Ist alles unter den Teppich gekehrt? Oder liegt alles offen auf dem Tisch? Die Teppich­stra­te­gie ist eine Verdrän­gungs­me­thode, die zwar ober­fläch­lich für Sauber­keit sorgt, aber lang­fris­tig viel Dreck verur­sacht. Die Tisch­stra­te­gie sorgt gleich mal für viel Dreck, dieser aber kann Stück für Stück wegge­wischt werden.

Kinder aber müssen erst einmal lernen, was ein Streit ist und wie sie damit umgehen sollen. Das passiert anfangs norma­ler­weise inner­halb der Kern­fa­mi­lie. Wenn die kleine Schwes­ter oder der grosse Bruder andere Ideen hat und diese vertei­digt. Oder wenn Papa etwas will, aber die Tochter nicht. Später kommt die soziale Umwelt dazu: Spiel­platz, Schule, Sport­ver­ein. Haufen­weise Konflikte – jeder anders, alle nervig. Denn Strei­ten strengt an, sowohl die Strei­ten­den als auch dieje­ni­gen, die den Streit miter­le­ben. Letz­tere viel­leicht sogar noch mehr. Wie oben ange­tönt, wissen Kinder noch nicht, wie sie mit Streit umgehen sollen. Das führt zu folgen­der Forde­rung:

Liebe Eltern, strei­ten Sie – zivi­li­siert, ohne Entwer­tung, ohne Belei­di­gung, mit Respekt für das Gegen­über! Und finden Sie dann einen Weg, eine Stra­te­gie, eine Lösung, die Sie wieder zuein­an­der bringt. Schlies­sen Sie Frieden.

Dann schadet Streit den Kindern nicht. Dann lernen sie sogar einen guten Umgang damit; lernen, selbst gekonnt zu strei­ten. Deshalb müssen Sie sich eigent­lich nur eine Frage stellen: Wie strei­ten wir?

Zugleich können Sie natür­lich auch darüber nach­den­ken, wieso ein Zahn­pas­ta­tu­ben­de­ckel immer wieder aufs Neue zu Streit führt.

Claude Ramme (Erzie­hungs­be­ra­ter) und das kjz-Team

Haben Sie eine Frage?

Haben Sie eine Frage zur Erzie­hung, zum Zusam­men­le­ben in der aktu­el­len Situa­tion oder ganz allge­mein zum Fami­li­en­le­ben? Das kjz-Team beant­wor­tet regel­mäs­sig Fragen in der «kjz-Sprech­stunde».