Erfahrungsbericht

Die Laufbahnberatung gab mir Klarheit über meine Zukunft

In der Mitte meiner Karriere angekommen – genau zwischen Lehre und Pensionierung – fühlte ich mich unsicher, wie es im Beruf weitergehen soll. Deshalb entschied ich mich für eine Laufbahnberatung im biz Oerlikon. Wie ich den Prozess erlebt habe und was dabei herausgekommen ist, lest ihr hier.

Bereits über zwei Jahrzehnte bin ich in verschiedenen Funktionen in der Medienbranche sowie in der Kommunikation tätig und es liegen nochmals etwa gleich viele Berufsjahre vor mir. Und obwohl mir mein Job gut gefällt, stelle ich mir Fragen: Wäre eine Weiterbildung sinnvoll? In welche Richtung könnte ich mich weiterentwickeln? Und wie viel Zukunft hat meine Arbeit?

Daher entschied ich, mich aktiv mit meiner beruflichen Situation auseinanderzusetzen. Schliesslich verändert sich die Arbeitswelt ständig und gerade die Entwicklung von Technologien wie künstlicher Intelligenz ist rasant. Fähigkeiten, die heute noch gefragt sind, könnten schon bald durch Software ersetzt werden. Bin ich auch davon betroffen?

Die Anmeldung

Für eine Laufbahnberatung erfolgt die Anmeldung mit dem Anmeldeformular auf der Website, telefonisch oder persönlich im biz. Je nach Alter und Ausgangslage ist die Beratung kostenlos, in meinem Fall kostet das erste Beratungsgespräch 80 Franken und jede weitere Beratungsstunde 170 Franken. Als Vorbereitung für das Erstgespräch überlegte ich noch einmal gut, wo ich stehe, welche Ziele ich verfolge und was ich genau mit Hilfe der Beratung herausfinden möchte.

Wie ich auf bestimmte Situationen genau reagiere, weiss nur ich selbst.

Beim ersten Termin ging es darum, sich zuerst einmal gegenseitig kennenzulernen, das Beratungsziel zu schärfen, um Orientierung und darum, gemeinsam den Ablauf zu klären. Denn wie auch die Laufbahn selbst ist die Beratung sehr individuell und auf die persönlichen Bedürfnisse zugeschnitten. Mein Berater war voller Zuversicht, dass wir für mein Anliegen eine Lösung finden und wir unterhielten uns über meine bisherige Laufbahn.

Da ich nicht genau wusste, was für mich künftig überhaupt alles in Frage kommen würde, war klar, dass ich mehr Zeit benötigen werde als ein einzelnes Beratungsgespräch. Um meinen Fragen genauer auf den Grund zu gehen, gab mir der Berater einige Tests, Fragebögen und andere Arbeitsmittel mit, die ich im Anschluss bearbeitete.

Fragebögen und persönlicher Prozess

Nach dem Erstgespräch hatte ich demnach erst einmal einige Hausaufgaben zu erledigen und musste mich gut mit mir selber auseinandersetzen und meinen Charakter reflektieren. Mir wurde klar, dass einem die Beraterin oder der Berater nicht die ganze Arbeit abnehmen kann und es sich um einen sehr persönlichen Prozess handelt. Denn was mir gefällt und was nicht oder wie ich auf bestimmte Situationen genau reagiere, weiss nur ich selbst.

Bei den Tests ging es grundsätzlich um zwei verschiedene Themen. Einerseits um meine Persönlichkeit, also wer ich bin, welche Motive ich habe, was mir entspricht und wie ich mich im Arbeitsalltag verhalte. Dafür musste ich mich selbst einschätzen und verschiedene Fragen beantworten, etwa wie gut ich frei vor einer Gruppe sprechen kann oder ob es mir gelingt, meine Prioritäten richtig zu setzen. Zudem mussten zwei nahestehende Bekannte eine Einschätzung zu mir abgegeben, um herauszufinden, ob ich mich selbst gleich wahrnehme, wie dies andere tun.

Bei einem Job im sozialen Bereich würde ich wohl nicht glücklich werden.

Andererseits ging es darum, meine Interessen genauer zu definieren. Mit einem Arbeitsheft konnte ich mich anhand von verschiedenen Tätigkeiten, meinen Fähigkeiten und allfälligen Sympathien für verschiedene Berufe näher herantasten. Würde ich gerne ein Experiment mit Chemikalien durchführen? Eher nicht. Verstehe ich, warum Satelliten nicht auf die Erde stürzen? Ja. Spricht mich der Beruf des Heizungs- oder Sanitärinstallateurs an? Nein, mich persönlich nicht.

Vom Grossen ins Kleine

Im zweiten und im dritten Gespräch ging es schliesslich darum, die Ergebnisse der verschiedenen Fragebögen und Arbeitsmittel gemeinsam mit meinem Berater zu analysieren und zu besprechen. Bin ich wirklich so, wie es der Test aufgezeigt hat? Weshalb haben mich meine Bekannten anders eingeschätzt als ich mich selbst? Interessiert mich ein Thema, wie in meinem Fall Geschichte, einfach theoretisch – oder wäre es eine Option, tatsächlich in diesem Bereich zu arbeiten? Wenn ja, welche Voraussetzungen oder Bildungswege gibt es?

Mein Berater half mir stets dabei, den Prozess voranzutreiben, stellte die richtigen Fragen und unterstützte mich auf meinem Weg. Alleine wäre es schwierig, so strukturiert an der eigenen Laufbahnplanung zu arbeiten. Wertvoll war aber vor allem auch sein Fachwissen. Damit half er mir, verschiedene Optionen miteinander zu vergleichen, die Branchen einzuschätzen und auch die Umsetzbarkeit von Plänen zu prüfen.

Ich werde also zum jetzigen Zeitpunkt kein Historiker werden.

Den Bereich Wirtschaftsinformatik fände ich zum Beispiel spannend. Da dafür Mathematik wichtig ist, mir dies jedoch weniger entspricht, fällt diese Option aber weg. Mit der Zeit grenzten wir so die Möglichkeiten immer weiter ein und prüften jeweils auch, ob meine Motive bei einem potenziellen Wechsel erfüllt wären. Beispielsweise würde ich bei einem Job im sozialen Bereich, bei dem es darum geht, andere Menschen zu begleiten und zu unterstützen, wohl nicht glücklich werden, da mir dies nicht so liegt. Ebenso wäre ein Einstieg bei einer Firma ohne Entwicklungsmöglichkeiten wohl nicht zielführend für mich.

Doch nicht Geschichte

Schritt für Schritt kam ich so zu neuen Erkenntnissen. Zum Beispiel, dass es für mich derzeit nicht in Frage kommt, ein weiteres Vollzeitstudium anzutreten, das mindestens fünf Jahre Aufwand bedeuten würde. Ich werde also vorerst kein Historiker werden. Vielleicht bleibt es eine Option für später. Oder aber ich beschäftige mich einfach in der Freizeit damit, weil es mich zwar interessiert, aber als Beruf nicht in Frage kommt.

Was mich hingegen reizen würde, ist die Organisationsberatung. Sprich, Unternehmen bei den Themen Veränderung und Weiterentwicklung zu unterstützen. Einerseits könnte ich in diesem Bereich meine analytischen und kommunikativen Kompetenzen vielseitig einsetzen. Andererseits fände ich es spannend, mich in Veränderungsprozessen einzubringen und dabei mitzuhelfen, Organisationen in die Zukunft zu führen.

Nach der Beratung geht es nun darum, in Kontakt mit Unternehmen zu treten.

Mein Berater hat mir verschiedene Wege aufgezeigt, um mich in die gewählte Richtung entwickeln zu können. Unter anderem gibt es in diesem Bereich ein eidgenössisches Diplom, das mit zusätzlicher Berufserfahrung einen Einstieg ermöglichen würde. Für die Vorbereitung zur Prüfung gibt es verschiedene Schulen, die ich nebenberuflich besuchen könnte.

Der Prozess geht weiter

Nach der Beratung geht es nun darum, weiter zu recherchieren und in Kontakt mit Ausbildungsinstitutionen und Unternehmen zu treten. Dieser Prozess benötigt ebenfalls Zeit und mein Berater gab mir auch dafür wertvolle Tipps. Unter anderem empfahl er, mich mit Personen im Bereich Organisationsberatung auszutauschen. Denn wer den Weg, den ich gehen möchte, schon gegangen ist, kann mir dazu auch vertieft Einblick geben.

Ein weiterer Punkt ist die englische Sprache. Ich verstehe diese zwar relativ gut, bin aber mündlich nicht geübt, da ich in meinem Alltag kaum Englisch benötige. Hier riet mir mein Berater zu einem Sprachtandem oder einem Kurzpraktikum in einem englischsprachigen Land, damit ich Übung bekomme und in Gesprächen flüssiger werde. Denn gerade bei international orientierten Arbeitgebern ist dies eine feste Voraussetzung.

Mein Fazit

Selbst wenn es bei mir beruflich keine unmittelbare Veränderung geben wird, habe ich nach der Beratung eine klare Perspektive, in welche Richtung ich mich weiter informieren möchte und was ich genau abklären soll. Diese Arbeit muss ich selbstständig machen, mein Berater bot mir aber an, dass ich ihn gerne kontaktieren darf, falls ich im Laufe des Prozesses noch weitere Unterstützung benötige oder wenn ich irgendwo anstehe.

Würde ich mich also wieder auf eine solche Laufbahnberatung einlassen? Auf jeden Fall. Denn obwohl ich viel selber erarbeiten musste, wäre ich ohne professionelle Unterstützung nie so weit gekommen. Dabei war der Erfahrungsschatz des Beraters in mehreren Situationen äusserst wertvoll.