kjz-Sprechstunde

«Wann soll Samantha (14) nach der ersten Party zuhause sein?»

Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei gröss­ter Eltern­liebe froh um ein biss­chen Unter­stüt­zung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erzie­hung weiss das Exper­ten-Team unserer kjz-Sprech­stunde Rat. Kompe­tent, anonym und unkom­pli­ziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!


Liebes kjz
Unsere Tochter Saman­tha (14) ist das erste Mal an eine Party einge­la­den worden, von einem Kolle­gen aus der Schule. Wir kennen diesen Jungen nicht und möchten, dass sie spätes­tens um 22.00 Uhr zuhause ist. Sie sagt, alle ihre Freunde müssten erst um 23.00 Uhr zuhause sein. Von uns abge­holt werden will sie auf keinen Fall. Was empfeh­len Sie uns?
Familie D. aus Winter­thur

Liebe Familie D.

Es gibt kaum Fami­lien mit Jugend­li­chen, in denen diese Frage nicht heiss disku­tiert wird. Insbe­son­dere, weil die Bedürf­nisse der Jugend­li­chen nach Ausgang und Frei­raum und die Haltung der Eltern zu ange­brach­tem Ausgeh­ver­hal­ten weit ausein­an­der­lie­gen können. Doch sind nicht alle Jugend­li­chen gleich. So gibt es 14-Jährige, die noch kein Bedürf­nis haben, am Abend mit Gleich­alt­ri­gen unter­wegs zu sein, und wiederum andere, die keine Party verpas­sen wollen.

In der Schweiz gibt es keine gesetz­li­chen Bestim­mun­gen zu Ausgangs­zei­ten im Jugend­al­ter. Sie als Eltern entschei­den, was für Ihr Kind richtig ist. Dabei ist es wichtig, dass Sie sich die Über­le­gun­gen von Saman­tha anhören, sie einbe­zie­hen und am Ende einen klaren Entscheid fällen.

Jugend­be­ra­tungs­stel­len des Kantons Zürich haben die Empfeh­lung heraus­ge­ge­ben, dass Jugend­li­che zwischen 14 und 16 Jahren am Wochen­ende um 24 Uhr zu Hause sein sollen. Sie liegen mit der Vorgabe 22 Uhr also unter dieser Empfeh­lung. Ich rate Ihnen, Ihre Vorgabe anzu­pas­sen und hier auf den Vorschlag Ihrer Tochter einzu­ge­hen. Es scheint mir alters­ge­mäss, dass Saman­tha nicht von Ihnen abge­holt werden will. Ich empfehle Ihnen, dies zu respek­tie­ren, sofern Ihre Tochter aus Ihrer Sicht reif genug ist, den Heimweg alleine zu bewäl­ti­gen. Haben Sie gute Gründe, wieso Saman­tha abge­holt werden soll, verein­ba­ren Sie mit ihr einen Treff­punkt, wo sie sich nicht den Blicken ihrer Kolle­gin­nen und Kolle­gen ausge­setzt fühlt.

Wichtig ist, dass Saman­tha vor dem Ausgang mitteilt, wohin sie gehen will, mit wem sie unter­wegs ist und wie sie die Heim­kehr plant. Fragen Sie Saman­tha, ob der Kollege aus ihrer Klasse ist oder allen­falls aus einer höheren Klas­sen­stufe. Verwei­gert Saman­tha die Auskunft, erkun­di­gen Sie sich bei den Eltern der Kolle­gin­nen ihrer Tochter. Dies jedoch nicht, ohne Saman­tha vorher darüber zu infor­mie­ren. Halten Sie es aus, wenn Ihnen Ihre Tochter Vorwürfe macht, weil Sie mit anderen Eltern in Kontakt treten. Hier gilt «Mut zur Pein­lich­keit».

Ich wünsche Ihnen und Saman­tha erfolg­rei­che Verhand­lun­gen zum Thema Ausgang, Erleb­nisse, die das gegen­sei­tige Vertrauen stärken, und viel Gelas­sen­heit, sollte die erste Party nicht rocken.

Martine Studer-Ziegler (Sozi­al­ar­bei­te­rin) und das kjz-Team

Haben Sie eine Frage?

Haben Sie eine Frage zur Erzie­hung, zum Zusam­men­le­ben in der aktu­el­len Situa­tion oder ganz allge­mein zum Fami­li­en­le­ben? Das kjz-Team beant­wor­tet regel­mäs­sig Fragen in der «kjz-Sprech­stunde».