Fragen zur Erziehung und Entwicklung Ihrer Kinder und zum Familienalltag? Die Fachleute unserer Kinder- und Jugendhilfezentren (kjz) beraten Sie gern.
Zum kjz-Beratungsangebot«Unser Baby (14 Mt.) fremdelt beim Schwiegervater»
Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei grösster Elternliebe froh um ein bisschen Unterstützung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erziehung weiss das Experten-Team unserer kjz-Sprechstunde Rat. Kompetent, anonym und unkompliziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!
Liebes kjz
Unser Baby «fremdelte» sehr früh. Vor allem bei den Schwiegereltern. Jetzt ist es 14 Monate alt und reagiert weniger darauf (nicht ganz weg, aber auch nicht mehr so schlimm). Jedoch beim Schwiegervater reagiert es noch. Jetzt möchte die Schwiegermutter und später auch der Schwiegervater das Kleinkind hüten. Wie gehen wir am besten vor, um unser Kleinkind zu unterstützen?
Familie
Liebe Familie
Wann ein Kind zu fremdeln beginnt, ist sehr unterschiedlich. Sicher ist jedoch, dass praktisch die meisten Kinder während ihrer Entwicklung eine Fremdelphase durchlaufen. Kinder beginnen in dieser Zeit, die Menschen in ihrer Umgebung zu vergleichen. Dabei erkennen sie, dass nicht alle so aussehen, wie ihre vertrautesten Bezugspersonen, und auch nicht alle so reden oder riechen. Sie entdecken das «Fremde» und sind entsprechend verängstigt. In dieser Verunsicherung suchen sie Schutz bei ihren direkten Bezugspersonen. Das sind meist Mami und/oder Papi oder auch andere ihnen nahestehende Menschen. Dieses Verhalten ist ganz natürlich. Entsprechend wichtig ist es, die Grenzen des Kindes anzuerkennen und die Zurückweisung nicht persönlich zu nehmen.
Glücklicherweise gibt es in dieser Phase noch einen anderen Entwicklungsschritt, der dem Fremdeln gegenübersteht: die Neugier auf Neues. Kinder wollen ihre Umgebung entdecken, Neues kennenlernen und mit anderen Menschen interagieren. Wie schnell ein Kind Neuem gegenüber aufgeschlossen ist, kann aber nicht forciert werden. Das hängt auch von seinem Temperament ab.
Wenn Ihr Kind nun deutlich zeigt, dass es im Kontakt mit Ihrem Schwiegervater verunsichert ist, nehmen Sie Ihr Kind ernst und bieten Sie ihm den Schutz an, den es braucht. Ihr Schwiegervater darf in diesem Moment wohlwollend abwarten. Es ist ein Prozess und geht nicht darum, den Grossvater als Mensch zurückzuweisen, zu verletzen oder seine Qualität als Betreuungsperson zu beurteilen. Beobachten Sie, wie viel räumliche Distanz Ihr Kind braucht, um sich sicher zu fühlen. Vielleicht sitzen Sie einander gegenüber an einem Tisch und schauen zu dritt ein Buch an. Ihr Kind ist bei Ihnen auf dem Schoss. Am Anfang haben Sie die Führung, mit der Zeit darf der Grosspapi diesen Teil übernehmen. Sorgen Sie für regelmässigen Kontakt, so dass Ihr Schwiegervater Ihrem Kind mit der Zeit vertraut wird. Vielleicht wird er zu Beginn der «Spiel-Grosspapi» sein, mit dem Ihr Kind viel Spass haben kann. Nach und nach wird er auch die anspruchsvolleren Phasen, wie zum Beispiel das Schlafenlegen, übernehmen können.
Geben Sie sich allen etwas Zeit und seien Sie zuversichtlich, dass es gut werden wird. Es ist ein grosses Geschenk, verschiedene Betreuungspersonen in seinem Familiennetz zu haben und wunderbar, wenn sich neben der Schwiegermutter auch der Schwiegervater engagiert und Freude an der Begleitung seines Enkelkindes hat.
Für weitere Ideen wenden Sie sich gerne an die Mütter- und Väterberaterin in Ihrer Nähe.
Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie viele schöne gemeinsame Momente.
Wibke Enderli (Mütter- und Väterberaterin) und das kjz-Team
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