Ich werde geschlagen

Wie verhalten bei Gewalt in der Beziehung

Bis zu 20 Mal rückt die Polizei im Kanton Zürich pro Tag durch­schnitt­lich aus wegen häus­li­cher Gewalt. Studien zeigen, dass welt­weit jede fünfte Frau einmal im Leben von häus­li­cher Gewalt betrof­fen ist. Wie können sich betrof­fene Frauen und Mütter verhal­ten? Hier finden Sie Tipps für drei Situa­tio­nen.

Situa­tion 1 – Ich wurde gerade geschla­gen

Was sage ich

  • Es kann hilf­reich sein, wenn ich weiss, wie mein Partner tickt. Viel­leicht beru­higt er sich, wenn ich nur noch über belang­lose Alltags­the­men rede, zum Beispiel das Wetter oder das Essen. Viel­leicht beru­higt er sich, wenn ich nichts mehr mit ihm rede.
  • Ich gehe nicht auf Provo­ka­tio­nen von ihm oder auf Streit ein, um weitere Gewalt zu verhin­dern.
  • Ich sage nicht, wenn ich an einen siche­ren Ort gehen will oder die Polizei anrufen werde. Mein Partner könnte mich sonst daran hindern, mir den Flucht­weg versper­ren, mein Handy wegneh­men oder den Ort heraus­fin­den.

Was tue ich

  • Ich weiss, dass die Polizei (Tel. 117) kommt, wenn ich sie anrufe. Sie kann den Partner aus der Wohnung weisen und ein Kontakt- und Rayon­ver­bot ausspre­chen (Gewalt­schutz­ge­setz).
  • Ich schäme mich nicht für die erlit­tene Gewalt und erzähle anderen, was mein Partner mit mir macht. Ich weiss, dass viele Frauen von Gewalt in der Part­ner­schaft betrof­fen sind. Dieses Wissen gibt mir den Mut, darüber zu reden.
  • Ich foto­gra­fiere Gewalt­spu­ren an meinem Körper und spei­chere die Fotos sicher ab (das heisst: Ich schicke sie einer Freun­din oder der Nach­ba­rin und lösche die Fotos danach, auch im Ordner Gesen­dete Fotos.).
  • Ich gehe in ein Spital oder in eine Arzt­pra­xis. Ich sage, was passiert ist. Ich lasse mir helfen und bitte um eine gute Doku­men­ta­tion.
  • Ich hole mir fach­li­che Hilfe (zum Beispiel kosten­lose und vertrau­li­che Bera­tung bei Opfer­be­ra­tungs­stel­len, Schutz in einem Frau­en­haus, Rechts­be­ra­tung).
  • Ich weiss, dass häus­li­che Gewalt keine Privat­sa­che ist und dass ich recht­li­che Möglich­kei­ten habe.

Und meine Kinder

  • Ich sage meinen Kindern, dass sie nicht Schuld an der Gewalt sind.
  • Ich sage meinen Kindern, dass ich die Verant­wor­tung dafür trage, in der Notsi­tua­tion zu handeln.
  • Ich sage meinen Kindern, dass ich mir Hilfe orga­ni­siert habe und Unter­stüt­zung bekomme.
  • Ich sage meinen Kindern, bei wem sie sich in Sicher­heit bringen können, wenn es das nächste Mal passiert.
  • Ich infor­miere diese Leute darüber, dass meine Kinder in diesem Fall zu ihnen kommen werden.
  • Ich nehme die Fragen meiner Kinder ernst und beant­worte sie alters­ge­recht.
  • Wenn sie Fragen stellen, leugne ich nicht, dass der Papa der Mama «weh getan» hat.
  • Ich spreche so ruhig und sach­lich wie möglich. So verhin­dere ich bei meinen Kindern Loya­li­täts­kon­flikte.
  • Ich infor­miere Lehr­per­so­nen oder andere Bezugs­per­so­nen meiner Kinder über die Situa­tion, damit sie Verständ­nis zeigen und gut für sie sorgen können. Ich erkläre auch meinen Kindern, dass ich das gemacht habe.
  • Wenn der Täter gemäss dem Gewalt­schutz­ge­setz ein Kontakt- und Rayon­ver­bot hat, erkläre ich meinen Kindern, dass ihr Vater die nächste Zeit nicht nach Hause kommt und weshalb.

Etwas später

  • Ich suche mir eine Vertraute an meinem Wohnort (zum Beispiel meine Nach­ba­rin). Sie ruft die Polizei, wenn sie Schreie hört. Zu ihr kann ich in der Not flüch­ten. Sie hilft mir bei den nächs­ten Schrit­ten (zum Beispiel die Polizei rufen, Anzeige erstat­ten).
  • Ich sichere alle wich­ti­gen Tele­fon­num­mern auf meinem Handy. Wenn nötig, gebe ich den Nummern andere Namen, zum Beispiel den Namen der Schule meiner Kinder oder einer alten Freun­din.
  • Ich versorge Waffen und Gegen­stände, die als Waffen benutzt werden können (wie Küchen­mes­ser), an einem verschliess­ba­ren oder siche­ren Ort.
  • Ich bringe die Waffe meines Part­ners ins Zeug­haus oder ich infor­miere die Polizei über den Waffen­be­sitz.
  • Ich pflege weiter­hin Kontakte zu Nach­barn, Verwand­ten, Freun­din­nen.
  • Wenn mein Partner droht, sich bei meinem Arbeits­ort zu melden, dann infor­miere ich meinen Arbeit­ge­ber oder eine vertraute Person am Arbeits­platz. Diese helfen mir, wenn der Täter auftaucht, mich abpasst oder mich dort schlecht­macht.
  • Ich weiss, dass es kosten­lose Opfer­be­ra­tungs­stel­len. Da suche ich mir Rat für mich und meine Kinder.

Situa­tion 2 – Mein Partner ist aggres­siv und wird vermut­lich bald gewalt­tä­tig. Meine Kinder sind auch zuhause

Was sage ich

  • Ich schlage vor, dass wir für eine Weile ausein­an­der­ge­hen, um das Problem später in Ruhe zu lösen.
  • Es kann hilf­reich sein, wenn ich weiss, wie mein Partner tickt. Viel­leicht beru­higt er sich, wenn ich nur noch über belang­lose Alltags­the­men rede, zum Beispiel das Wetter oder das Essen. Viel­leicht beru­higt er sich, wenn ich nichts mehr mit ihm rede.
  • Ich gehe nicht auf Provo­ka­tio­nen von ihm oder auf Streit ein, um weitere Gewalt zu verhin­dern.
  • Ich sage nicht, wenn ich an einen siche­ren Ort gehen will oder die Polizei anrufen werde. Mein Partner könnte mich sonst daran hindern, mir den Flucht­weg versper­ren, mein Handy wegneh­men oder den Ort heraus­fin­den.

Was tue ich

  • Ich rufe die Polizei (Tel. 117). Lieber einmal zu oft als einmal zu wenig.
  • Ich schicke meine Kinder vorsorg­lich an einen siche­ren Ort, zum Beispiel zu den Nach­barn. Wenn möglich gehe ich mit. Lieber einmal zu oft als einmal zu wenig.
  • Falls meine Kinder die Wohnung nicht verlas­sen können, sollen sie möglichst wenig von der Gewalt mitbe­kom­men. Ich schicke sie zum Beispiel in ihr Zimmer und sage ihnen, dass ich mich gleich wieder um sie kümmern werde.
  • Wenn ich die Wohnung nicht verlas­sen kann, ziehe ich zur Sicher­heit mein Hals­tuch oder lange Hals­ket­ten aus, mit denen ich gewürgt werden könnte, und verste­cke diese Gegen­stände.
  • Wenn ich nicht fliehen kann, weil mich mein Partner einsperrt oder mir den Weg versperrt, mache ich Lärm (schreien, Fenster öffnen und um Hilfe schreien), damit man mich hört und mir hilft.
  • Ich habe die Tele­fon­num­mern für Hilfe immer auf meinem Handy gespei­chert (BIF, Frau­en­haus, Nach­barn, Freun­din usw.), wenn nötig unter einem anderen Namen, zum Beispiel dem Namen der Schule meiner Kinder oder einer alten Freun­din.
  • Ich habe bereits eine Tasche gepackt für mich und die Kinder mit den wich­tigs­ten Sachen (Papiere, Bank­karte) und mit Klei­dern für ein paar Tage.

Und meine Kinder

  • Ich sage meinen Kindern nicht im Voraus, dass wir ins Frau­en­haus oder an einen anderen siche­ren Ort gehen. So belaste ich sie nicht unnötig und es kann ihnen ihrem Vater gegen­über nicht raus­rut­schen.
  • Mir ist bewusst, dass meine Kinder viel mitbe­kom­men. Auch wenn sie nicht sehen, was passiert. Entspre­chend fein­füh­lig handle ich im Nach­hin­ein.

Situa­tion 3 – Meine Kinder sind dabei, wenn ich geschla­gen werde

Was sage ich

  • Ich sage meinen Kindern, dass sie sich aus der Gewalt zwischen mir und meinem Partner heraus­hal­ten sollen.
  • Ich schicke meine Kinder zu den Nach­barn, denen ich mich wenn möglich vorher anver­traut habe.
  • Ich beru­hige meine Kinder, indem ich ihnen sage, dass sie nicht verant­wort­lich und nicht Schuld sind.
  • Ich spreche danach mit meinen Kindern über die Situa­tion wie in Situa­tion 1.

Die Verhal­tens­tipps wurden in Zusam­men­ar­beit mit der BIF Bera­tungs­stelle für Frauen gegen Gewalt in Ehe und Part­ner­schaft erstellt. Die BIF ist eine vom Kanton Zürich gemäss Opfer­hil­fe­ge­setz aner­kannte Bera­tungs­stelle.