kjz-Sprechstunde

«Ich tue mich schwer, Leon (6 Wochen) meinen Schwiegereltern abzugeben»

Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei gröss­ter Eltern­liebe froh um ein biss­chen Unter­stüt­zung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erzie­hung weiss das Exper­ten-Team unserer kjz-Sprech­stunde Rat. Kompe­tent, anonym und unkom­pli­ziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!


Liebes kjz
Unser Sohn Leon ist 6 Wochen alt. Weil es mit dem Stillen nicht geklappt hat, ernäh­ren wir ihn mit dem Schop­pen. Die Schwie­ger­el­tern möchten ihn gerne hüten, um uns zu entlas­ten. Ich habe keine Mühe, Leon meinem Mann abzu­ge­ben. Aller­dings fällt es mir im Moment schwer, ihn meinen Schwie­ger­el­tern anzu­ver­trauen. Müsste ich das können; ist es mein Problem?

Frau K.

Liebe Frau K.

Danke für Ihre Frage und Ihre Offen­heit – Sie spre­chen wohl vielen aus dem Herzen.

Eines vorweg: Nein, Sie müssen das nicht können und es ist nicht Ihr Problem.

Alle werden­den Eltern machen sich vor der Geburt Gedan­ken, wie sie als Mutter oder Vater sein möchten. Sie malen sich aus, wie sich die Bezie­hung zu ihrem Kind anfüh­len wird und wie sie sie gestal­ten möchten. Einige Dinge entwi­ckeln sich so, wie es sich die Eltern vorge­stellt haben; andere werden wider Erwar­ten anders. Manch­mal löst dies Verun­si­che­rung aus.

Vielen Eltern – vor allem Müttern – fällt es schwer, ihr neu gebo­re­nes Baby jemand anderem anzu­ver­trauen. Dafür hat die Natur hormo­nell vorge­sorgt. Denn es braucht genauso Bezie­hung und Bindung zum Über­le­ben wie Nahrung. Lassen Sie sich unbe­sorgt Zeit. Wunder­bar, dass Sie keine Mühe haben, Leon Ihrem Mann zu über­las­sen. Manchen Müttern fällt auch das zu Beginn schwer.

Sie haben gefragt, ob Sie es können müssen, Ihr Kind abzu­ge­ben. Es macht den Eindruck, dass Sie den Anspruch haben, dies zu schaf­fen. Ist es, weil Ihr Umfeld Sie dies wissen lässt (es gibt keinen Grund, die Hilfe von Schwie­ger­el­tern abzu­leh­nen)? Oder weil Sie dies selber finden (ich will keine Heli­ko­pter­mut­ter werden)?

Tatsa­che ist, dass Sie im Moment nicht entlas­tet wären, wenn Ihre Schwie­ger­el­tern den Kleinen hüten würden, weil Sie sich während dieser Zeit (noch nicht) entspan­nen können. Ihr Gefühl sagt, dass Sie ihn jetzt noch nicht abgeben wollen.

Da Leon vom Schop­pen trinkt, können theo­re­tisch auch andere Perso­nen die Ernäh­rung über­neh­men. Dies ist jedoch kein Grund, dass Sie das locker schaf­fen müssen. Im Gegen­teil: Es ist sehr verständ­lich, dass Sie damit Mühe haben. Schop­pen hin oder her: Ihre Lebens­um­stände haben sich mit dem kleinen Leon komplett verän­dert. Lassen Sie sich Zeit.

Viel­leicht gibt es andere Dinge, bei denen Ihnen die Schwie­ger­el­tern unter die Arme greifen können und die Sie tatsäch­lich entlas­ten. Einkau­fen viel­leicht, kochen oder im Haus­halt helfen?

Und viel­leicht kommen Sie in ein paar Wochen oder Monaten gerne auf das Angebot der Schwie­ger­el­tern zurück und können die freie Zeit dann wirk­lich in vollen Zügen genies­sen.

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie einen ruhigen Anfang mit Leon und den Mut, auf Ihr Bauch­ge­fühl zu hören.

Nadine Lampar­ter (Mütter- und Väter­be­ra­te­rin) und das kjz-Team

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Haben Sie eine Frage zur Erzie­hung, zum Zusam­men­le­ben in der aktu­el­len Situa­tion oder ganz allge­mein zum Fami­li­en­le­ben? Das kjz-Team beant­wor­tet regel­mäs­sig Fragen in der «kjz-Sprech­stunde».