Fragen zur Erziehung und Entwicklung Ihrer Kinder und zum Familienalltag? Die Fachleute unserer Kinder- und Jugendhilfezentren (kjz) beraten Sie gern.
Zum kjz-Beratungsangebot«Bei der Erziehung haben wir immer wieder Diskussionen. Was tun?»
Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei grösster Elternliebe froh um ein bisschen Unterstützung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erziehung weiss das Experten-Team unserer kjz-Sprechstunde Rat. Kompetent, anonym und unkompliziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!
Liebes kjz-Team
Mein Mann und ich haben tendenziell etwas unterschiedliche Vorstellungen, wenn es um die Erziehung unserer Kinder geht (2 und 4 Jahre alt). Er kommt aus einem sehr strengen Zuhause und möchte daher grundsätzlich grosszügiger sein, um ihnen das zu ersparen. Ich finde eine gewisse Konsequenz und geregelte Tagesabläufe wichtig. Das führt immer wieder zu Diskussionen (z. B. wer bleibt wie lange am Tisch sitzen, wann ist Bettzeit, wie viel Süsses ist zu viel). Wie sollen wir vorgehen, damit wir nicht immer wieder diese Diskussionen haben?
Familie M. aus Thalwil
Liebe Familie M.
Sie sprechen ein weit verbreitetes Thema an. Grundsätzlich gilt: Einigkeit in Fragen der Erziehung ist sehr hilfreich. Wenn Eltern zusammenspielen, sich nicht allzu sehr widersprechen, Differenzen zeitnah klären oder bei Missverständnissen nachfragen, erzielen sie eine gemeinsame Haltung. Die Erfahrung zeigt aber, dass Eltern eher selten einer Meinung sind und damit viel Diskussionsstoff generieren. Kinder gehen dann am liebsten dorthin, wo sie für sich bessere Chancen wittern. Nun wiederum glauben Eltern, dass Kinder die Situation eiskalt ausnutzen. Nein, es ist viel einfacher – am Tisch sitzen bleiben ist langweilig, aufstehen und weiterspielen macht mehr Spass.
Bei Uneinigkeit gibt es zwei Möglichkeiten: Wir streiten. Oder wir lassen zu, dass der oder die andere ein Erziehungsthema anders anpackt. Kinder lernen mit verschiedenen Meinungen oder Erziehungsstilen umzugehen. Wenn der Vater täglich das Kinderzimmer aufgeräumt haben will, der Mutter das aber egal ist, weil es am nächsten Tag ohnehin wieder genau gleich aussieht, dann wird am Ende der Vater mit oder ohne Kind das Zimmer aufräumen. Wenn die Mutter findet, das zweijährige Kind sollte um 19 Uhr im Bett sein, der Vater jedoch glaubt, das Kind ist müde, wenn es müde ist, dann ist beides nicht falsch. Klare Strukturen helfen sowohl Eltern als auch Kindern, aber Ausnahmen sind genauso zulässig. Kompromisse sind auch möglich, denn auf eine halbe Stunde früher oder später kommt es nicht an. Süssigkeiten übrigens haben weniger mit Erziehung zu tun als mit gesunden Zähnen – da können Zahnärzte und Zahnärztinnen mehr helfen.
Wenn Eltern wegen Erziehungsfragen streiten, wird es für die Kinder schwer. Stattdessen hilft es, den anderen Erziehungsstil zuzulassen. Das Zauberwort heisst Gelassenheit. Gegenüber der Situation, gegenüber dem anderen Elternteil. Das Kind lernt: Beim Vater läuft es so und bei der Mutter anders. Für das Kind ist das durchaus machbar. Und sollte die Umsetzung vom Erziehungsstil einmal schiefgehen, dann lernt der oder die andere von alleine, dass es so nicht geht. Eltern haben beide die Verantwortung. Und in der Regel auch beide irgendwie recht. Es gibt keinen Königsweg.
Um das im Detail oder von Fall zu Fall zu besprechen, empfehlen wir übrigens das direkte Gespräch mit der Erziehungsberatung in Ihrem kjz.
Claude Ramme (Erziehungsberater) und das kjz-Team
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Haben Sie eine Frage zur Erziehung, zum Zusammenleben in der aktuellen Situation oder ganz allgemein zum Familienleben? Das kjz-Team beantwortet regelmässig Fragen in der «kjz-Sprechstunde».