Internationaler Mädchentag

Mädchen stärken – auf Ungleichheiten aufmerksam machen

Am 11. Oktober ist internationaler Mädchentag. Seit neun Jahren machen die Vereinten Nationen an diesem Tag darauf aufmerksam, dass Mädchen in vielen Teilen der Welt besonders stark von Gewalt und Ausbeutung betroffen sind und weniger Zugang zu Bildung und Gesundheitseinrichtungen haben. An dem Tag sollen aber auch die Gleichberechtigung und Stärkung der Mädchen im Fokus stehen.

Durchschnittlich kommen im Kanton Zürich pro Jahr etwa 8000 Mädchen zur Welt. Sie stehen am 11. Oktober im Zentrum. Denn neben einem internationalen Frauentag (8. März) und dem Kinderrechtstag (20. November) haben auch die Mädchen ihren Tag erhalten. Weshalb? Weil viele bestehende Ungleichheiten spezifisch Mädchen betreffen und es Gewaltformen gibt, unter denen insbesondere Mädchen leiden.

Keine Gleichbehandlung

Die meisten Länder mit Ausnahme der USA haben die UN-Kinderrechtskonvention ratifiziert. Diese beinhaltet das Recht auf Bildung und Gleichbehandlung, unabhängig vom Geschlecht. Auch die Ziele für nachhaltige Entwicklung, die bis 2030 global und von allen UNO-Mitgliedstaaten erreicht werden sollen, beinhalten den Zugang zu hochwertiger Bildung und Geschlechtergleichheit. Dennoch können weltweit nach wie vor über 132 Millionen Mädchen nicht zur Schule gehen. Das sind fünfzehn Mal die gesamte Schweizer Bevölkerung. Zu diesem Schluss kommt das Kinderhilfswerk Plan International, das jährlich einen Bericht über die Situation der Mädchen veröffentlicht.

Auch werden Mädchen in vielen Teilen der Welt nicht gleich behandelt wie Jungen im gleichen Alter. So sind Mädchen häufiger mangelernährt, werden medizinischer weniger versorgt und können ihr Leben weniger selbstbestimmt führen. Gerade patriarchale Strukturen erschweren die Situation von Mädchen und jungen Frauen. Ein aktuelles Beispiel dafür zeigt sich in Afghanistan, wo die Taliban die Möglichkeiten der schulischen Bildung von Mädchen stark einschränken.

Spezifische Formen von Gewalt

Darüber hinaus sind Mädchen von spezifischen Gewaltformen betroffen, unter anderem von der Genitalverstümmelung oder der Zwangsheirat. UNICEF schätzt, dass jährlich zwölf Millionen Mädchen vor dem achtzehnten Lebensjahr verheiratet werden. Dies oft mit lebenslangen Folgen für die Mädchen. So führt die Kinderehe oftmals zu Schulabbrüchen und Schwangerschaften im Jugendalter, was für die Mädchen mit einem grossen Risiko verbunden ist. Noch immer sind Geburten die häufigste Todesursache von Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren. Alleine in Uganda ist in den letzten Monaten ein Anstieg von Schwangerschaften bei Jugendlichen von 20 Prozent zu verzeichnen.

Verstärkung durch die Corona-Pandemie

Mittlerweile zeigt sich, dass die Pandemie einen negativen Effekt auf die Rechte der Mädchen hat. So weist Save the Children aus, dass im Jahr 2020 eine halbe Million Mädchen mehr zwangsverheiratet wurde als im Vorjahr. UNICEF rechnet mit 10 Millionen Mädchen, die im Zusammenhang mit der Pandemie verheiratet werden. Dies, weil die Pandemie viele Familien in die Armut drängt und jedes Kind weniger, das ernährt werden muss, eine Entlastung bringt.

Mädchenrechte in der Schweiz

Obwohl in anderem Ausmass als in anderen Ländern; Gewaltformen wie Zwangsheirat oder Genitalverstümmelung sind auch in der Schweiz eine Realität. Die Fachstelle Zwangsheirat hat im Jahr 2018 circa 10 Frauen pro Woche beraten, ein Drittel davon war minderjährig. Auch weibliche Genitalverstümmelung ist in der Schweiz ein bekanntes Phänomen. Gemäss Schätzungen sind in der Schweiz im Jahr 2018 rund 22‘410 Mädchen und Frauen davon betroffen, wie das Netzwerk für Mädchenbeschneidung festhält.

Gleichberechtigung fördern und Mädchen stärken

Am 11. Oktober sollen aber nicht nur Missstände aufgezeigt werden. Ziel ist es, die Gleichberechtigung in allen Lebenslagen zu fördern und Mädchen auch zu stärken. Hierfür organisiert beispielsweise Plan International die Aktion Girls Take Over. Im Rahmen davon übernehmen junge Frauen rund um den Globus für einen Tag wichtige Führungspositionen. Auch die Schweiz macht mit, dieses Jahr sogar auf oberster Stufe: Die zwanzigjährige Loukina Tille wird sich an Alain Bersets Seite einen Tag lang in der Rolle einer Bundesrätin bewähren. Denn wie die Diskussionen rund um Lohngleichheit oder Kaderpositionen in Wirtschaft und Verwaltung zeigen: Auch in der Schweiz kann in Bezug auf Geschlechtergleichheit und Förderung nach wie vor mehr erreicht werden.

«Rudel der Löwinnen»: Ein Netzwerk für junge Frauen

Im Rahmen eines Innovationsprogramms beim Amt für Jugend und Berufsberatung (AJB) ist das Projekt «Rudel der Löwinnen» entstanden mit dem Ziel, das Selbstbewusstsein junger Frauen beim Berufseinstieg zu fördern. Teil des Projekts ist ein Mentoring-Programm, bei dem Mentorinnen aus dem AJB junge Frauen zwischen 18 und 26 Jahren über ein Jahr auf ihrem Weg begleiten. An vier Workshops werden die Mentees zudem weitere Werkzeuge erhalten, um ihr Selbstbewusstsein zu stärken.

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