«Ist die schwierige Situation der Eltern Grund für die Wutanfälle meines Enkels?»

kjz Veröffentlicht: 12.04.2023

Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei gröss­ter Eltern­liebe froh um ein biss­chen Unter­stüt­zung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erzie­hung weiss das Exper­ten-Team unserer kjz-Sprech­stunde Rat. Kompe­tent, anonym und unkom­pli­ziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!

Liebes kjz
Mein Enkel (fast 3) hat sehr oft Wutan­fälle, während deren er weint, haut und kratzt. Meine Tochter ist allein­er­zie­hend und arbei­tet vier Tage pro Woche. Mein Enkel ist vier Tage in der Kita. Sein Vater ist nur unre­gel­mäs­sig zu Besuch. Leider wohnen die Eltern in verschie­de­nen Wohnun­gen, sind immer mal wieder zusam­men und dann wieder getrennt. Meine Tochter meint, diese Wutan­fälle seien typisch für ein Kind in diesem Alter. Ich mache mir Sorgen, dass es mit der Situa­tion der Eltern zusam­men­hängt und man etwas unter­neh­men müsste, um Entwick­lungs­schä­den zu verhin­dern.
Frau N.

Liebe Frau N.

Grund­sätz­lich hat Ihre Tochter recht, da Ihr Enkel sich vom Alter her in der soge­nann­ten Auto­no­mie­phase befin­det. Er hat entdeckt, dass er einen eigenen Willen hat, und diesen möchte er durch­set­zen. Ist dies nicht möglich, entsteht beim Kind Frus­tra­tion. Sie drückt sich oft in Form von Wutan­fäl­len aus. Vom Alter her ist es auch nicht unge­wöhn­lich, dass Ihr Enkel dabei physisch reagiert. Er hat noch nicht ausrei­chend gelernt, seine Gefühle auf andere Art auszu­drü­cken.

Wie ausge­prägt die Auto­no­mie­phase ausfällt, hängt stark vom einzel­nen Kind ab. Sie ist aber für eine gesunde Entwick­lung wichtig. So oder so kann das Verhal­ten die Nerven der Bezugs­per­so­nen stra­pa­zie­ren und manch­mal auch verun­si­chern. Ein klarer aber gelas­se­ner Umgang damit ist in der Regel hilf­reich.

Sie sehen das Verhal­ten Ihres Enkels einge­bet­tet in sein Umfeld und in die Paar­be­zie­hung seiner Eltern, die offen­bar inkon­stant und konflikt­be­haf­tet ist. Das Umfeld hat natür­lich einen grossen Einfluss auf das kind­li­che Verhal­ten. Es kann durch­aus sein, dass in gehäuf­ten oder hefti­gen Wutan­fäl­len Ihres Enkels sich auch etwas von dieser Atmo­sphäre spie­gelt. Aus der Ferne lässt sich dies jedoch nicht eindeu­tig klären.

Verständ­li­cher­weise machen Sie sich Sorgen um Ihre Tochter und Ihren Enkel. Für den Kontakt zu ihnen empfehle ich Ihnen, dass Sie sich weniger auf die Frage konzen­trie­ren, ob die Situa­tion der Eltern einen Einfluss hat oder nicht. Über­le­gen Sie statt­des­sen, wie Sie den Stress, der sich aus der Paar­be­zie­hung der Eltern ergibt, für die Betrof­fe­nen redu­zie­ren können. Haben Sie für Tochter und Enkel ein offenes Ohr und Verständ­nis für die aktu­elle Situa­tion und bieten Sie gege­be­nen­falls Entlas­tung an.

Für weitere Unter­stüt­zung stehen wir Ihnen gerne in einem unserer kjz persön­lich zur Verfü­gung.

Annina Schmid (Erzie­hungs­be­ra­te­rin) und das kjz-Team

Kinder- und Jugend­hil­fe­zen­tren (kjz)

Fragen zur Erziehung und Entwicklung Ihrer Kinder und zum Familienalltag? Die Fachleute unserer Kinder- und Jugendhilfezentren (kjz) beraten Sie gern.

Zum kjz-Beratungsangebot