kjz-Sprechstunde

«Ist mein Sohn (22 Mt.) mit drei gesprochenen Sprachen überfordert?»

Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei gröss­ter Eltern­liebe froh um ein biss­chen Unter­stüt­zung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erzie­hung weiss das Exper­ten-Team unserer kjz-Sprech­stunde Rat. Kompe­tent, anonym und unkom­pli­ziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!


Liebes kjz
Mein Junge ist 22 Monate alt und kann erst vier bis fünf Wörter spre­chen. Der Kinder­arzt betont, dass dies normal sei und die Sprach­ent­wick­lung Zeit benö­tige. Aber ich habe das drin­gende Bedürf­nis, meinem Sohn irgend­wie zu helfen. Mein Partner und ich spre­chen persisch und hoch­deutsch mit ihm, unter­ein­an­der unter­hal­ten sich mein Partner und ich auf Englisch und in der Krippe und sonst im Alltag hört mein Sohn Schwei­zer­deutsch. Ich kenne das Schwei­zer System nicht so gut; was raten Sie mir und welche Stellen kann ich kontak­tie­ren?

Frau B.

Liebe Frau B.

Vermute ich richtig, dass Ihr Sohn die verschie­de­nen Spra­chen gut versteht? Alle Kinder verste­hen passiv viel früher als sie aktiv spre­chen können. Mit Ihnen kommu­ni­ziert er wohl gekonnt nonver­bal. Kinder möchten sich jedoch sprach­lich mittei­len können. Sie leiden oder reagie­ren manch­mal aggres­siv, wenn es ihnen nicht gelingt. Zu welcher Sprache gehören die Wörter, die Ihr Sohn spricht? Ist es die Sprache, die er zeit­lich am häufigs­ten hört? Es hilft ihm, wenn Sie langsam und ihm zuge­wandt einfa­che Hand­lun­gen in Ihrer stärks­ten Sprache benen­nen. Jede Person soll immer dieselbe Sprache spre­chen. Viel­leicht hat sein Wort­schatz in der Zwischen­zeit bereits zuge­nom­men. Es zählen alle Wörter, egal in welcher Sprache. Ihr Sohn wird zwei bis vier Wörter für «Wasser» erler­nen. Kinder spre­chen zuerst lange nur einige Worte und plötz­lich jeden Tag neue. Dieser Zeit­punkt vari­iert von Kind zu Kind sehr. Bei Kindern, die mehr­spra­chig aufwach­sen, also gleich­zei­tig mehrere Spra­chen hören und erler­nen, schiebt sich der Einsatz von Wörtern tenden­zi­ell noch weiter nach hinten.

Mit zwei Jahren findet wohl die nächste Kontrolle beim Kinder­arzt statt. Notie­ren Sie mit Datum bis dahin alle Wörter, die Ihr Sohn spricht. Es ist für den Kinder­arzt wichtig zu hören, welche Entwick­lung Ihr Sohn in den letzten Monaten gemacht hat. Bei fremd­spra­chi­gen Kindern ist er zur Beur­tei­lung auf Ihre genaue Beschrei­bung ange­wie­sen.

Unter https://kinder-4.ch finden Sie kurze Filme in 13 verschie­de­nen Spra­chen, die Sie bei der Sprach­ent­wick­lung Ihres Sohnes im Alltag unter­stüt­zen können. In einer persön­li­chen Bera­tung könnten zudem konkrete Schritte persön­lich geklärt werden. Ich empfehle Ihnen die Mütter- und Väter­be­ra­tung und die Erzie­hungs­be­ra­tung. Das Angebot wird von erfah­re­nen Fach­per­so­nen durch­ge­führt und ist vertrau­lich und kosten­los. Melden Sie sich beim Kinder- und Jugend­hil­fe­zen­trum (kjz) in Ihrer Region. Die Bera­tung ist mit oder ohne Anmel­dung möglich, vor Ort im kjz oder tele­fo­nisch. Auf Wunsch wird für Sie eine Über­set­zung orga­ni­siert.

Esther Stauf­fer (Mütter- und Väter­be­ra­te­rin) und das kjz-Team

Haben Sie eine Frage?

Haben Sie eine Frage zur Erzie­hung, zum Zusam­men­le­ben in der aktu­el­len Situa­tion oder ganz allge­mein zum Fami­li­en­le­ben? Das kjz-Team beant­wor­tet regel­mäs­sig Fragen in der «kjz-Sprech­stunde».