Pubertät – Nähe und Distanz

Jugendliche brauchen ihre Privatsphäre

Plötz­lich sitzt uns am Tisch ein Teen­ager gegen­über, der nur noch wenig an das Kind von gestern erin­nert. Die Tochter findet Mutter und Vater pein­lich, der Sohn bleibt am liebs­ten in seinem Zimmer. Was läuft da ab? Eine kleine Gebrauchs­an­wei­sung, wie Sie und Ihre Kinder die Puber­tät unbe­scha­det über­ste­hen.


Eltern sind auch in der Puber­tät wich­tige Vertrau­ens­per­so­nen. Eine gesunde Distanz zwischen Eltern und Teen­agern ist aber wichtig für die Ablö­sung der Jugend­li­chen. Das bedeu­tet auch, dass Mütter und Väter nicht mehr über alles Bescheid wissen müssen. Es gilt, die Privat­sphäre des Kindes zu akzep­tie­ren.

Eine gute Distanz für eine gesunde Entwick­lung

Gerade bei einem sehr engen Verhält­nis könnten sich Mütter und Väter als beste Freun­din oder bester Freund des Kindes miss­ver­ste­hen. Eltern sind aber keine Teen­ager, sondern erwach­sene Bezugs­per­so­nen. Sie sollten eine posi­tive Auto­ri­tät leben und nicht aus lauter Freund­schaft­lich­keit verges­sen, sich ab und zu unbe­liebt zu machen.

Man kann sich jung fühlen, aktiv und von heute sein – und dennoch die nötige Grenze und eine gute Distanz zu den Heran­wach­sen­den einhal­ten. Halten Sie sich dabei an ein paar Grund­re­geln:

Drei Tipps und Tricks

  1. Klopfen und Co.
    Mit den körper­li­chen Verän­de­run­gen in der Puber­tät gehen in der Regel auch wach­sende Scham­ge­fühle einher. Respek­tie­ren Sie diese. Klopfen Sie zum Beispiel ab einem gewis­sen Alter vor dem Betre­ten des Zimmers oder Bade­zim­mers an.
  2. Ernst nehmen
    Machen Sie sich nicht über zuneh­mende Forde­run­gen nach Privat­sphäre Ihres Teen­agers lustig.
  3. Persön­li­che Kommu­ni­ka­tion ist tabu
    SMS, E-Mails, Posts in sozia­len Netz­wer­ken, Tage­buch­ein­träge, persön­li­che Briefe etc. sind in der Regel für Eltern tabu. Diesen Respekt erwar­ten Sie als Erwach­sene sicher­lich auch.

Vorsicht bei Social Media

Denken Sie trotz Zurück­hal­tung daran, mit Ihrem Kind über das rich­tige Verhal­ten auf Social-Media-Platt­for­men zu spre­chen und sich auch einmal einen Chat­ver­lauf gemein­sam anzu­schauen. Haben Sie in bestimm­ten Netz­wer­ken, zum Beispiel auf Face­book oder Insta­gram, eben­falls einen Account, bekom­men Sie so allen­falls einiges mit.

Ausnah­men

Dringen Sie nur dann in die Privat­sphäre Ihres Kindes ein, wenn Sie über­zeugt sind, dass dessen Sicher­heit und Wohl­erge­hen gefähr­det sind. Beispiele hierfür könnten sein: Wegblei­ben des Kindes über Nacht, ohne zu wissen, wo es sich aufhält, regel­mäs­si­ger Drogen­kon­sum, Verwick­lung in krimi­nelle Hand­lun­gen, (Cyber-)Mobbing.

Suchen Sie aber dennoch das Gespräch. Teilen Sie Ihre Beden­ken mit und bitten Sie Ihr Kind darum, sich zu öffnen. Erklä­ren Sie, weshalb Sie es als nötig erach­ten, allen­falls seine Privat­sphäre zu verlet­zen.

Gabriela Leuthard ist Mutter von drei Kindern und leitet die Geschäftsstelle Elternbildung im AJB.

Gabriela Leuthard

Gabriela Leuthard ist Mutter von drei Kindern und leitet die Geschäftsstelle Elternbildung im AJB. Diese sorgt für einen vielfältigen Elternbildungsmarkt und arbeitet mit zahlreichen Anbietern sowie auch mit Eltern zusammen.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf feel-ok.ch, der Gesund­heits­platt­form für Jugend­li­che.