Mediennutzung

Kinder sollen ihre Regeln für die Zeit am Bildschirm mitgestalten

Mit der Locke­rung der Corona-Mass­nah­men kehrt in vielen Fami­lien eine neue Norma­li­tät ein. Dazu gehört oft auch, dass der Medien-Konsum der Kinder, der während des Lock­downs viel­fach etwas locke­rer gehand­habt wurde, wieder stren­ger gere­gelt wird. Diskus­sio­nen zwischen Eltern und Kindern sind vorpro­gram­miert.

Der 13. März 2020 hat für so ziem­lich alle Menschen in der Schweiz ihr Leben ziem­lich dras­tisch verän­dert, für viele gar auf den Kopf gestellt. Arbei­ten im Home-Office, oder gar nicht mehr, Schul­un­ter­richt aus der Ferne, über Video-Calls und Gross­teils im Fern­stu­dium. Waren Smart­phones, Tablets und Compu­ter für Kinder und Jugend­li­che vor dem 13. März vor allem Zeit­ver­trieb und Unter­hal­tungs-Gadgets, wurden sie danach plötz­lich zu Werk­zeu­gen, zum einzi­gen Fenster zur Welt und zu Freun­den und Verwand­ten. Und oft auch für Eltern, um sich während der Arbeit etwas Ruhe für eine Video-Konfe­renz oder eine Stunde ruhiger, konzen­trier­ter Arbeit zu verschaf­fen.

So oder so, in wohl den meisten Fami­lien hat der Konsum elek­tro­ni­scher Medien von allen Fami­li­en­mit­glie­dern während des Corona-Lock­downs deut­lich zuge­nom­men. Und jetzt, da sich der Alltag wieder zu norma­li­sie­ren beginnt, die Kinder wieder zur Schule gehen und vermehrt Freunde treffen oder sonst Zeit draus­sen verbrin­gen könnten, wollen Eltern auch die Zeit vor den Bild­schir­men wieder runter­fah­ren.

Frei­hei­ten abzu­ge­ben, fällt schwer

Ein Unter­fan­gen, das nicht ganz ohne Reibe­reien zwischen Eltern und Kindern vonstat­ten­ge­hen dürfte. Denn all die Frei­hei­ten, die die Kinder nun genos­sen haben, geben sie nicht gerne wieder ab.

Es lohnt sich also, sich gut zu über­le­gen, wie sehr man als Eltern den Medi­en­kon­sum der Kinder wieder einschrän­ken will, welche Regeln künftig gelten sollen und wie man mit den Kindern darüber spricht, um sich ohne Streit und Ärger auf einen gemein­sam gang­ba­ren Weg zu einigen. Damit Kinder und Jugend­li­che eine Verschär­fung von Regeln akzep­tie­ren, müssen sie sie verste­hen. Um das zu errei­chen, ist ein mögli­cher Weg, die Regeln mit den Kindern zusam­men fest­zu­le­gen.

Dann sollte man sich die alten Regeln anschauen, die vor der Corona-Zeit galten. Will man einfach dahin zurück? Oder lohnt es sich, die Corona-Zeit und den Medi­en­kon­sum während dieser Phase etwas genauer anzu­schauen, und neue Regeln für die nun folgende Zeit zu defi­nie­ren.

Danke Medi­en­kon­sum gelernt

Während des Lock­downs haben die Kinder wahr­schein­lich nicht einfach mehr Zeit mit Games und Youtube verbracht, sondern auch mit den Geräten gelernt und gear­bei­tet. Oder die Eltern haben für ihre Kinder neue Apps oder Serien entdeckt, haben zusam­men Filme und Doku­men­ta­tio­nen geschaut und mit den Gross­el­tern Video-tele­fo­niert. Es ist also durch­aus wahr­schein­lich, dass die Kinder in unter­schied­li­cher Weise profi­tiert und gelernt haben, durch den Medi­en­kon­sum.

Das gilt es für künf­tige Regeln zu beden­ken. So könnte die Bild­schirm­zeit zum Beispiel in Zukunft zwar tiefer sein, als während der Corona-Zeit, aber höher als davor. Dafür gibt es klare Regeln, was genau mit Smart­phone, Tablet und Compu­ter gemacht werden darf.

Es könnte sich auch lohnen, die Kinder beim Aufstel­len der Regeln mitre­den zu lassen. Sowohl dabei, was sie dürfen und was nicht, als auch bei den Konse­quen­zen, wenn sie sich nicht an die Regeln halten – Kinder und Jugend­li­che sind in dieser Hinsicht oft krea­ti­ver als Eltern und durch­aus kompro­miss­be­reit, wenn man sich auf sie einlässt.

Neue Regeln als Prozess

Neue Regeln müssen ausser­dem nicht einfach aufge­stellt werden und dann gelten. Sie können durch­aus als Prozess ausge­legt werden. Eltern können so auf Vorschläge der Kinder einge­hen, von denen sie nicht über­zeugt sind und zum Beispiel eine Probe­phase von ein paar Wochen fest­le­gen. Danach können diese Regeln – und Frei­hei­ten – über­prüft und allen­falls ange­passt werden.

Wenn Eltern unsi­cher sind, welche Regeln sie aufstel­len wollen oder wie sie mit den Kindern daran arbei­ten können, gibt es zahl­rei­che Broschü­ren, mit denen sie sich infor­mie­ren können:

Fokus Medi­en­nut­zung: Tipps für Eltern von Kindern bis 4 Jahren

TV, Tablet und Handy: Abhän­gig­keit vermei­den – Tipps für Eltern von Kindern bis 10 Jahren

Inter­net und neue Medien: Abhän­gig­keit vermei­den – Tipps für Eltern von 11- bis 16-Jähri­gen

Und wenn Jugend­li­che gleich selbst im Inter­net und auf Augen­höhe den Spiegel vorge­hal­ten erhal­ten sollen, dann ist ein Klick auf die «Die Websters» viel­leicht genau das Rich­tige.