Gefahrenherd Blaulicht

Kinderaugen sind noch völlig «offen» und empfindlich für Licht

Wie schäd­lich ist Blau­licht für unsere Augen? Handys und Tablets haben deswe­gen einen Nacht­mo­dus, Brillen mit Blau­licht­fil­ter sind gross im Kommen. Unsere Schlaf­qua­li­tät hängt davon ab. Beson­ders aufpas­sen sollten aber Eltern bei ihren kleinen Kindern, denn deren Augen sind beson­ders empfind­lich.

«Wenn du noch länger fern­siehst bekommst du noch vier­eckige Augen.» – wer hat diesen Satz als Kind von seinen Eltern nicht mindes­tens einmal (pro Woche) zu hören bekom­men? Eckig wurden unsere Augen zwar nie, aber die Frage danach, wie viel Zeit Kinder vor dem Fern­se­her, und heute auch vor viel klei­ne­ren Bild­schir­men, verbrin­gen sollen, treibt Eltern natür­lich heute mindes­tens genauso um wie vor 30 Jahren. Gründe, warum zu viel Bild­schirm­zeit nicht unbe­dingt gut für Kinder ist, gibt es einige: Der Inhalt ist oft nicht über jeden Zweifel erhaben, Reiz­über­flu­tung, Mangel an anderen Beschäf­ti­gun­gen und Bewe­gung – aber eben auch die ganz konkrete Frage nach der Gesund­heit. Ist zu viel Bild­schirm­flim­mern schäd­lich für die Augen von Kindern? Der Begriff, der am häufigs­ten fällt, ist das so genannte Blau­licht respek­tive der blaue Anteil am weissen Licht. Dieser ist im Licht von LEDs, die die meisten der heuti­gen Bild­schirme beleuch­ten, beson­ders hoch.

Dabei ist Blau­licht nicht per se schlecht oder schäd­lich. Der Anteil blauen Lichts am Tages­licht etwa ist hoch und hat grossen Einfluss auf unseren Schlaf-Wach-Rhyth­mus. Genau darin kann aber auch eine nega­tive Auswir­kung der Bild­schirm­nut­zung liegen. Denn: Die Bestrah­lung mit Blau­licht signa­li­siert dem Gehirn, dass es Tag ist und es wach bleiben soll. Darum wird ange­nom­men, dass die Schlaf­qua­li­tät abnimmt, wenn man bis kurz vor dem Einschla­fen in einen Bild­schirm schaut. Der Körper ist zwar müde und schläft, das Gehirn braucht aber noch eine Weile, bis es eben­falls im Schlaf­mo­dus ankommt und sich erholen kann.

Kinder­au­gen nehmen dreimal so viel Licht auf

Inzwi­schen gibt es bei vielen Geräten den so genann­ten Nacht­mo­dus, bei dem der Anteil des Blau­lichts, das die Bild­schirme ausstrah­len, redu­ziert wird. Brillen mit Gläsern, die das Blau­licht filtern und die Augen damit schonen, erfreuen sich nicht nur in Bran­chen, in denen man fast ständig am Bild­schirm sitzt, immer grös­se­rer Beliebt­heit.

Eine körper­li­che Schä­di­gung der Augen oder des Gehirns durch die Menge Blau­licht, die von übli­chen Bild­schir­men und LED-Leucht­mit­teln ausge­strahlt wird, wird inzwi­schen bei Erwach­se­nen als unwahr­schein­lich ange­se­hen, doch bei Klein­kin­dern verhält es sich da mögli­cher­weise anders. Denn die Augen von Neuge­bo­re­nen sind noch nicht gleich entwi­ckelt und lassen mutmass­lich etwa dreimal so viel Licht auf die Netz­haut treffen. Abge­schlos­sen ist die Entwick­lung der Augen laut Chris­tian Grimm, Profes­sor für Zell­bio­lo­gie der Netz­haut an der Univer­si­tät Zürich, mit unge­fähr vier bis sechs Jahren. Zudem sind im jungen Auge Linse und Horn­haut noch sehr klar und lassen deut­lich mehr Licht auf die Rück­seite des Auges treffen, die Netz­haut. Man spricht auch von einem «UV-Fenster». Deshalb sei auch wichtig, dass kleine Kinder an sonni­gen Tagen draus­sen eine Sonnen­brille mit gutem UV-Schutz tragen.

Schäd­lich­keit nicht nach­ge­wie­sen

Mit den insge­samt höheren Licht­men­gen, die durch die Bild­schirm­prä­senz in Kinder­au­gen dringen, ist entspre­chend auch die Menge an Blau­licht erhöht. Studien, die eine schäd­li­che Auswir­kung von Blau­licht auf die Entwick­lung der Kinder­au­gen belegen würden, sind Chris­tian Grimm keine bekannt. Ebenso wenig ist klar, wie viel Licht tatsäch­lich nötig wäre, um ein Auge nach­hal­tig zu schä­di­gen. Klar scheint aber, dass die – mögli­che – Gefähr­dung durch Blau­licht mit zuneh­men­dem Alter abnimmt, weil durch Abla­ge­run­gen in der Linse weniger davon ins Auge eindringt.

Aber selbst wenn von einem wissen­schaft­li­chen Stand­punkt aus bisher nicht erwie­sen ist, ob und wie schäd­lich Blau­licht für Babys und Klein­kin­der ist, so rät Chris­tian Grimm doch dazu, die Bild­schirm­zeit bis zur ferti­gen Entwick­lung der Kinder­au­gen, also mit vier bis sechs Jahren, sehr niedrig zu halten. Denn klar ist, das Licht dringt viel stärker in die Augen ein und zumin­dest ein Einfluss auf die Schlaf­qua­li­tät ist wie bei Erwach­se­nen wahr­schein­lich.