Fragen zur Erziehung und Entwicklung Ihrer Kinder und zum Familienalltag? Die Fachleute unserer Kinder- und Jugendhilfezentren (kjz) beraten Sie gern.
Zum kjz-Beratungsangebot«Wir haben unserer Tochter (17) den Kontakt zu ihrem Freund verboten. Jetzt wird sie von ihm und seinen Eltern manipuliert»
Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei grösster Elternliebe froh um ein bisschen Unterstützung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erziehung weiss das Experten-Team unserer kjz-Sprechstunde Rat. Kompetent, anonym und unkompliziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!
Liebes kjz
Der Freund (16) unserer Tochter (17) hat mehrere Fake-Konten mit der Identität unseres Sohnes (16) erstellt und mit sich selber geschrieben. In den Texten kommen Themen wie Diebstahl, Dealen, Drohungen und Erpressung vor. Er hat uns diese Informationen präsentiert, um unseren Sohn zu beschuldigen. Als uns Ungereimtheiten aufgefallen sind, haben wir der Tochter den Kontakt zu ihrem Freund verboten und ihn und seine Eltern über die Ereignisse informiert. Jetzt bearbeiten die Eltern unsere Tochter über verschiedene Social-Media-Kanäle. Sie haben ihr hinter unserem Rücken ein Handy gegeben, damit die Familie mit ihr in Kontakt bleiben und sie kontrollieren können. Sie reden ihr das Ausziehen gut, sie würden sie jederzeit holen etc. Durch den Druck hat unsere Tochter jetzt die Kündigung vom Lehrbetrieb bekommen und wird bald aus der Berufsschule fliegen. Kürzlich haben wir in ihrem Zimmer mehrere Briefe gesehen, worin sie schreibt, dass sie gegangen sei und uns hasse. Zum Glück ist sie noch nie gegangen. Aber die Briefe haben uns wachgerüttelt. Wir müssen handeln, bevor etwas passiert. Aber wie?
Liebe Eltern
Ganz ehrlich: Als ich Ihre Frage zum ersten Mal las, wähnte ich mich in einem schlechten Film. Vor allem, weil die Eltern des «Freundes» da mitschwingen. Es ist nachvollziehbar – leider aber selten von Erfolg gekrönt –, dass Sie Ihrer Tochter nach dem Datenklau und Identitätsmissbrauch durch ihren Freund den Kontakt zu ihm verbieten wollen. Und es ist unglaublich, dass das nun so eine Wendung nimmt.
Es stellt sich die Frage, wie rechtmässig der Freund und seine Eltern handeln. Für meine Ohren klingt das kriminell genug, um sich bei der Polizei Rat zu holen. Vielleicht ist sogar eine Anzeige angebracht. Auf der Website Cyber Crime Police der Kantonspolizei Zürich finden Sie Informationen und eine Kontaktmöglichkeit. So wissen Sie mit Sicherheit, ob das Vorgehen des Freundes und seiner Eltern legal, Grauzone oder illegal ist.
Schwer zu beurteilen ist die Tiefe der Liebe zu ihrem Freund. Wenn sie hinnimmt, dass der eigene Bruder (ja, ich weiss, jüngere Brüder sind manchmal mühsam) auf diese Weise betrogen wird, dann ist das ein Hinweis auf «sehr verliebt». Verliebte neigen zu unvernünftigem Verhalten, was wir Eltern in aller Regel wissen und entsprechend geduldig begleiten.
Das Problem zeigt sich im trotzigen Verhalten Ihrer Tochter: Sie scheint nicht einzusehen, dass die Handlungen des Freundes und seiner Eltern unangemessen sind. Es ist fast unmöglich, darauf perfekt zu reagieren. Das Wichtigste ist, dass der Kontakt zu Ihrer Tochter nicht abbricht – und dafür tun Sie eine Menge. Sie scheinen trotz allem die Geduld nicht verloren zu haben – was unter diesen Umständen nicht leicht ist. Immerhin ist sie trotz Hass und entsprechenden Texten noch nicht gegangen.
Jedenfalls hat Ihre Situation eine solche Tragweite, dass ich Ihnen rate, sie unbedingt im nächsten Kinder- und Jugendhilfezentrum (kjz) mit Fachleuten zu besprechen. Für eine ausführlichere Antwort fehlt hier leider der Platz.
Claude Ramme (Erziehungsberater) und das kjz-Team
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Haben Sie eine Frage zur Erziehung, zum Zusammenleben in der aktuellen Situation oder ganz allgemein zum Familienleben? Das kjz-Team beantwortet regelmässig Fragen in der «kjz-Sprechstunde».