Fragen zur Erziehung und Entwicklung Ihrer Kinder und zum Familienalltag? Die Fachleute unserer Kinder- und Jugendhilfezentren (kjz) beraten Sie gern.
Zum kjz-BeratungsangebotMütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei grösster Elternliebe froh um ein bisschen Unterstützung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erziehung weiss das Experten-Team unserer kjz-Sprechstunde Rat. Kompetent, anonym und unkompliziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!
Liebes kjz
Unser Sohn (10) hat grosse Mühe, selbst bei Kleinigkeiten ein Nein zu akzeptieren – zum Beispiel dass er im Wohnzimmer nicht mit dem Ball spielen darf. Er macht einfach weiter, wie er will. Wenn ich versuche, das Verbot lauter und klarer durchzusetzen, wird er selber laut, extrem frech und respektlos. Wenn ich ihm dann den Ball wegnehme, holt er ihn einfach wieder. Wenn ich ihn bitte, mit dem Ball ins Zimmer oder nach draussen zu gehen, macht er das nicht. Er bleibt absichtlich bei mir im Raum oder folgt mir. Dabei provoziert er mich mit Worten, schlägt gegen Möbel oder wirft Sachen umher. Strafen machen ihn noch wütender und verschlimmern die Situation. Ich bin schon aus der Wohnung, um Schlimmeres zu verhindern. Das geht aber nur, wenn mein Ehemann zu Hause ist, und kann keine Dauerlösung sein. Was sollen wir weiter versuchen?
Mir ist es schon passiert, dass ich körperlich grob wurde und ihn geschubst oder gehauen habe. Ich schäme mich dafür und habe Angst, externe Hilfe anzunehmen. Ich befürchte, dass die KESB oder andere Stellen darüber informiert werden.
Liebe Familie
Vielen Dank für Ihre offene und ehrliche Frage! Ich höre aus Ihrer Anfrage, dass die Situation für Sie und Ihr Kind sehr herausfordernd ist. Es ist gut, wenn Sie extern Hilfe holen. Vielleicht mögen Sie sich mit Ihrem Anliegen an das Kinder- und Jugendhilfezentrum (kjz) in Ihrer Nähe wenden und eine Beratung vereinbaren? Viele Eltern zögern bei diesem Schritt – vielleicht aus Scham, vielleicht aus Angst vor einer «Verurteilung» –, sind im Nachhinein aber froh, dass sie ihn gemacht haben.
Eine Meldung an die KESB wird aufgrund Ihrer Schilderungen nicht erfolgen.
Versuchen Sie, sich zuerst auf Verhaltensweisen zu fokussieren, die Sie überhaupt nicht akzeptieren. Sie können dies Ihrem Sohn in einem ruhigen Moment mitteilen: «Dieses Verhalten ist ein No-Go. Ich toleriere es nicht und werde es konsequent angehen. Allenfalls hole ich mir hierfür auch Unterstützung». Andere, längerfristig nicht akzeptable Verhaltensweisen können Sie vorerst ausser Acht lassen. Vielleicht können Sie Ihren Sohn miteinbeziehen: Bitten Sie ihn um Vorschläge, wie er sich an die Regeln halten kann. So erhöhen Sie die Chancen, dass er bereit ist zusammenzuarbeiten.
Wenn doch einmal etwas zu Bruch geht, lassen Sie es Ihren Sohn im Sinne einer Wiedergutmachung reparieren oder ersetzen. Ihr Sohn scheint sehr viel Energie zu haben. Gibt es noch Möglichkeiten, wo er sich austoben und ausleben könnte? Wie wäre es, wenn Sie mit ihm über seine (und auch Ihre) starken Gefühle sprechen? Hierzu gibt es tolle Bücher (zum Beispiel «Das Farbenmonster» von Anna Llenas), die Sie gemeinsam lesen könnten. Oft steht hinter Wut und Frust ein verletztes Bedürfnis. Es wäre wunderbar, wenn Sie an der Erfüllung dieses Bedürfnisses arbeiten könnten!
Malin Eisenring (Sozialarbeiterin) und das kjz-Team
Haben Sie eine Frage?
Haben Sie eine Frage zur Erziehung, zum Zusammenleben in der aktuellen Situation oder ganz allgemein zum Familienleben? Das kjz-Team beantwortet regelmässig Fragen in der «kjz-Sprechstunde».