kjz-Sprechstunde

«Meine Tochter (10) sagt, dass sie mich nicht mehr lieb habe»

Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei gröss­ter Eltern­liebe froh um ein biss­chen Unter­stüt­zung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erzie­hung weiss das Exper­ten-Team unserer kjz-Sprech­stunde Rat. Kompe­tent, anonym und unkom­pli­ziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!


Hallo liebes kjz-Team
Meine Tochter (10) und ich hatten ein sehr inniges, vertrau­ens­vol­les Verhält­nis. Seit einem halben Jahr geht sie auf die weiter­füh­rende Schule und sie hat sich seitdem immer mehr distan­ziert, was für mich nach­voll­zieh­bar war. Aber sie sagte auch, dass sie mich nicht mehr lieb habe (und das nicht in Streit­si­tua­tio­nen). Ich wollte zunächst nicht über­re­agie­ren, jedoch nahmen diese Äusse­run­gen stark zu, während die liebe­vol­len, nahen Momente stark abnah­men. Da sagte ich ihr, dass eine Grenze erreicht sei und dass sie mich mit solchen Äusse­run­gen verletze. Darauf­hin entschul­digte sie sich und sagte, sie meine es nicht so und sie habe mich doch lieb. Seitdem war unser Verhält­nis wieder normal.
Nun hat sie mit diesen Äusse­run­gen wieder ange­fan­gen und ich habe das Gefühl, dass sie das auch wirk­lich so meint. Ich weiss mitt­ler­weile nicht mehr, wie ich damit umgehen und wie ich unser Verhält­nis verbes­sern soll. Mich verletzt das sehr.

Liebe Mutter

Sie schrei­ben, dass Sie ein sehr inniges Verhält­nis mit Ihrer Tochter hatten. Dieses war Ihnen sicher­lich sehr lieb und wert­voll. So ist es auch sehr nach­voll­zieh­bar, dass die plötz­lich einge­tre­tene Distanz Sie besorgt und die Abwei­sung, die Ihre Tochter derzeit sehr expli­zit und oft zum Ausdruck bringt, Sie im Umgang heraus­for­dert und schmerzt.

Sie fragen, wie Sie mit der Situa­tion bzw. dem Verhal­ten Ihrer Tochter umgehen sollen und Sie möchten das Verhält­nis mit Ihrer Tochter wieder verbes­sern.

Aus der Ferne und ohne weitere Kontext­an­ga­ben ist es leider nicht möglich, eine wirk­li­che Einschät­zung vorzu­neh­men, was hinter dem derzei­ti­gen Verhal­ten Ihrer Tochter steht und was für Sie und Ihre Tochter hilf­reich sein könnte.

Offen­bar aber war ihr Verhält­nis bisher sehr nahe, was die Verhal­tens­än­de­rung für Sie wahr­schein­lich umso hefti­ger und weniger nach­voll­zieh­bar macht. Da diese mit einer rechten Portion Ableh­nung einher­geht, tun Sie sicher gut daran, sich zu über­le­gen, was darin zum Ausdruck kommen könnte. Hier ein paar Fragen und Gedan­ken, die Sie sich stellen können, um das Verhal­ten Ihrer Tochter besser einord­nen zu können:

  • Wie geht es Ihrer Tochter, abge­se­hen von der Zunahme der Distanz und den ableh­nen­den Äusse­run­gen Ihnen gegen­über?
  • Gibt es andere Verän­de­run­gen am Verhal­ten Ihrer Tochter, die Ihnen auffal­len und Sorgen berei­ten?
  • Zieht sie sich allge­mein zurück und geht zu Bezugs­per­so­nen und Freun­den auf Distanz?
  • Hat sie Freun­din­nen und Freunde und ist sie sozial auch ausser­halb der Familie gut einge­bet­tet?
  • Oder läuft im Leben Ihrer Tochter alles gut und unauf­fäl­lig, abge­se­hen von der Verän­de­rung im Nähe-Distanz-Verhal­ten zu Ihnen?
  • Wie ist das Verhält­nis Ihrer Tochter zu ihrem Vater? Gibt es da auch Verän­de­run­gen in die eine oder andere Rich­tung?

Alters­be­dingt müssen Sie damit rechnen, dass Ihre Tochter sich mehr abzu­lö­sen beginnt und viel­leicht nicht mehr so eine innige Bezie­hung mit Ihnen leben möchte wie bisher. Sie können sich deshalb auch fragen, ob das Bedürf­nis nach einer nahen und intimen Mutter-Tochter-Bezie­hung derzeit mehr Ihrem Bedürf­nis entspricht als dem, was Ihre Tochter aktuell von Ihnen für eine gute und gesunde Entwick­lung benö­tigt. Benö­tigt sie alters­be­dingt viel­leicht nicht mehr so viel Nähe und Kuscheln und will sich mit ihrer Ableh­nung gegen Ihren Versuch stemmen, den alten Zustand wieder­her­zu­stel­len? Wenn dem so wäre, kommt Ihre Tochter in einen inneren Konflikt mit ihrem Bedürf­nis nach Auto­no­mie. Nämlich dann, wenn sie merkt, dass es Sie als Mutter sehr schmerzt, dass sie ihre eigenen Wege zu gehen beginnt und nicht mehr alles mit Ihnen teilen möchte.

Gerne erör­tern wir die obigen Fragen und mögli­chen Gründe für das Verhal­ten Ihrer Tochter auch mit Ihnen in einem persön­li­chen Gespräch im kjz in Ihrer Nähe.

Alles Gute wünscht
Annina Schmid (Erzie­hungs­be­ra­te­rin) und das kjz-Team

Haben Sie eine Frage?

Haben Sie eine Frage zur Erzie­hung, zum Zusam­men­le­ben in der aktu­el­len Situa­tion oder ganz allge­mein zum Fami­li­en­le­ben? Das kjz-Team beant­wor­tet regel­mäs­sig Fragen in der «kjz-Sprech­stunde».