Berufsberatung zur Corona-Zeit

Online zur Lehrstelle

Die Corona-Krise hat die Berufs­wahl und Lehr­stel­len­su­che für viele Jugend­li­che erschwert. Die ohnehin grosse Heraus­for­de­rung ist noch schwie­ri­ger gewor­den. Warum es sich aber lohnt, bis zuletzt dran zu bleiben, erklärt Berufs­be­ra­ter Heinz Galli­ker vom biz Uster.

Seit der Bundes­rat Mitte März die Schweiz in den so genann­ten Lock­down versetzt hat, stellen sich den Jugend­li­chen in der Berufs­wahl zusätz­li­che Heraus­for­de­run­gen. Sie können nicht wie geplant in Lehr­be­trie­ben schnup­pern oder live an Vorstel­lungs­ge­sprä­che gehen. Diese Erfah­run­gen sind für einen guten Berufs­wahl­ent­scheid aber enorm wichtig. Darum haben die Berufs­be­ra­tung und Lehr­fir­men sehr schnell neue Möglich­kei­ten geschaf­fen, um den Berufs­wahl­pro­zess fort­zu­set­zen. Die Erkun­dung von Berufen und Betrie­ben verla­gerte sich teils in die virtu­elle Welt. Berufs­filme, Podcasts, Online-Tests oder Video-Calls mit dem Berufs­be­ra­ten­den oder der Berufs­bild­ne­rin ermög­li­chen den Jugend­li­chen eine Ausein­an­der­set­zung mit ihrer beruf­li­chen Zukunft. Eine Reihe von Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tun­gen der biz findet online statt.

Erkun­dung der Berufs­welt

Heinz Galli­ker, Abtei­lungs­lei­ter im biz Uster, stellt fest: «Es ist zwar richtig, dass Schnup­per­leh­ren in dieser Zeit fast unmög­lich sind. Trotz­dem ist es wichtig, dass sich die Schü­le­rin­nen und Schüler weiter­hin inten­siv mit ihrer Berufs­wahl ausein­an­der­set­zen. Hier können wir als Berufs­be­ra­tung gut helfen und Einbli­cke in Berufs­wel­ten verschaf­fen. Eben­falls setzen wir diagnos­ti­sche Instru­mente wie Inter­es­sens- und Neigungs­tests ein, welche die Jugend­li­chen online bear­bei­ten und die wir dann entwe­der im Bera­tungs­büro oder per Telefon, Mail oder Video-Call bespre­chen.»

Anstatt im Betrieb zu schnup­pern, müssen Jugend­li­che die Berufs­welt online kennen­ler­nen, zum Beispiel über Berufs­filme. Eine weitere gute Möglich­keit ist es, mit Berufs­tä­ti­gen zu spre­chen. Verwandte, Bekannte oder Lernende in Betrie­ben können zum Arbeits­all­tag, zu Beson­der­hei­ten ihres Berufs oder benö­tig­ten Schul­fä­chern Auskunft geben. Das vermit­telt Jugend­li­chen ein realis­ti­sches Bild. Wich­tige Fragen, die im Berufs­wahl­pro­zess auftau­chen, können auch an Veran­stal­tun­gen der biz geklärt werden. Eine Reihe von Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tun­gen findet online statt.

Die Berufs­be­ra­ten­den kennen in Rück­spra­che mit den Lehr­per­so­nen den Stand aller Schü­le­rin­nen und Schüler im Berufs­wahl­pro­zess. Sie treten gezielt mit ihnen in Kontakt, seit kurzem auch wieder an Sprech­stun­den im Schul­haus. Der Kontakt findet aber auch per Video-Call oder Chat statt. Erstaun­li­cher­weise ist dieser oftmals inten­si­ver und für die Jugend­li­chen verpflich­ten­der, denn es werden nächste Termine und Schritte noch konse­quen­ter verein­bart. Gesprä­che sind online zwar oft kürzer, aber dafür häufi­ger und insge­samt detail­lier­ter.

Chancen auf Lehr­stelle intakt

Heinz Galli­ker nimmt aufgrund der Krise einen erhöh­ten Bera­tungs­be­darf wahr. Er trifft in der Bera­tung viele verun­si­cherte Jugend­li­che, die nicht wissen, ob und wie sie jetzt noch eine Lehr­stelle finden. Er ermu­tigt diese und sagt: «Viele Betriebe sind immer noch auf der Suche nach Lernen­den, denn Lehr­ver­träge werden verein­zelt noch bis im Herbst abge­schlos­sen. Die Chancen, eine passende Lehr­stelle zu finden, sind weiter­hin intakt. Deshalb raten wir den Jugend­li­chen und den Lehr­be­trie­ben: Gebt die Suche nicht vorschnell auf!»

Der Kontakt zum Lehr­be­trieb findet vermehrt online statt. «Berufs­bild­ner und Berufs­bild­ne­rin­nen stellen Lehr­be­triebe etwa vor, indem sie mit dem Laptop, Tablet oder Smart­phone durch die Betriebe gehen und den Jugend­li­chen ihren mögli­chen künf­ti­gen Arbeits­platz per Video zeigen. Wird ein Lehr­ver­hält­nis von beiden Seiten geprüft, werden die Schü­le­rin­nen und Schüler trotz­dem meis­tens zu einem Gespräch vor Ort einge­la­den. Lehr­be­triebe achten dabei aber selbst­ver­ständ­lich auf die Schutz­mass­nah­men», sagt Heinz Galli­ker. Um richtig abschät­zen zu können, ob der Lehr­be­trieb wirk­lich passt, kann ein kurzer Besuch aufschluss­reich sein. Even­tu­ell besteht auch die Möglich­keit für ein Gespräch mit einem Lernen­den der Firma oder mit zukünf­ti­gen Team­mit­glie­dern, was eben­falls gut per Video-Call oder Telefon möglich ist.

Die Lehr­stel­len­su­che hat sich durch Corona nicht verein­facht. Die Suche dauert bei einigen Jugend­li­chen nun zwar länger. Die zusätz­li­che Zeit kann aber genutzt werden, um die Bewer­bungs­un­ter­la­gen zu opti­mie­ren oder sich vertieft auf Vorstel­lungs­ge­sprä­che vorzu­be­rei­ten. Heinz Galli­ker betont: «Wenn sich Absagen häufen oder irgend­wel­che Unsi­cher­hei­ten bestehen, sollten Jugend­li­che nicht zögern und sofort das Gespräch mit dem Berufs­be­ra­ten­den suchen. Wir können helfen, die Bewer­bungs­stra­te­gie zu über­den­ken. Oder Alter­na­ti­ven zum Wunsch­be­ruf zu über­le­gen. Es lohnt sich auf jeden Fall, sich bis zuletzt weiter zu bewer­ben – auch in verschie­de­nen Berufen!»

Weitere Tipps für die Berufs­wahl während der Corona-Krise finden Sie auf berufsberatung.ch – etwa zu Schnup­per­leh­ren oder Lehr­stel­len­su­che – oder in unserem News­let­ter 02/2020.