Kiko

Per Zufall zum kari­bischen Comedy-Star aus dem Thurgau

Ich stamme aus der Domi­ni­ka­ni­schen Repu­blik und war sechs Jahre alt, als wir in die Schweiz zogen. Es verschlug uns in den Thurgau: zuerst nach Märstet­ten, dann Kradolf, später Hefen­ho­fen – das muss man sich mal vorstel­len, dieser Kultur­schock! Nach einigen Monaten verliess uns auch noch mein Stief­va­ter und da stand meine Mutter, alleine mit vier Kindern im Thurgau und einer Gemeinde, die uns mit Argwohn begeg­nete. Später zogen wir nach Amris­wil, wo die Probleme mit der Schule began­nen. Wegen einer Baga­telle wollte man meinen Bru­der ins Heim stecken und uns Geschwis­ter in Sippen­haft von der Schule werfen. Wir waren keine Problem­kin­der, aber halt die einzi­gen Schwar­zen. Als ich vier­zehn war, zogen wir nach St. Gallen und das war das Beste, was mir pas­sieren konnte: Die Menta­li­tät war offen­er, es hatte andere Schwarze, und in der Sekun­dar­schule hatte ich einen tollen Lehrer. Damals begann ich auch, Musik zu machen. Ich hatte soviel Miss­trauen und Wut auf Gemein­den und Insti­tu­tio­nen, aber in St. Gallen habe ich wieder vertrauen gelernt.

Ein Neben­satz verän­derte mein Leben

Nach Abschluss der Wirtschaftsmittel­schule arbei­tete ich zwei Jahre im Büro, bevor ich die Entschei­dung traf, voll auf meine Leiden­schaft Musik zu setzen. Mit meinem Bruder machte ich vier Jahre lang Mundart-Rap, es war eine inten­sive Zeit. Nach dem zweiten Album fiel ich in ein Loch und machte eine Weile gar nichts. Danach verschie­dene Musikprojekte, bis ich 2018 zufäl­lig in dieses Comedy-Ding hinein­rutschte: Ich hatte ein Inter­view und erwähnte beiläu­fig, dass ich früher gerne Stand-up-Comedy gemacht hätte. Das hat mein Leben verän­dert. Der Jour­na­list vermit­telte mir den Kontakt eines Veran­stal­ters und dieser fragte, ob ich fünf Minuten Pro­gramm machen könne. Ich sagte einfach zu und der Auftritt wurde ein Erfolg. So wurde ich immer weiter ange­fragt und das Nächste war dann der Gewinn des Young Talents Award.

Rassis­mus oder Miss­ver­ständ­nis?

Ich hatte schon immer eine Schutz­wand aus Humor, auch bezüg­lich Rassis­mus im Alltag. Ich spreche dann gern von ein­em Miss­ver­ständ­nis, das klingt weniger negativ. Meine Haut­farbe wurde schon zum Problem, wo ich es am wenigs­ten erwar­tet hätte: Durch einen Zufall machte ich vor einigen Jahren das Manage­ment des jamai­ka­ni­schen Bobteams (kein Witz, wir quali­fi­zier­ten uns für Sotschi!). Darauf­hin wurde ich nach Jamaika einge­la­den, wo am Flug­ha­fen ein Typ mit meinem Namens­schild auf mich wartete. Ich dachte: Wow, endlich werde ich mal mit einem Schild abge­holt, und stellte mich vor. Er aber: «Das kann nicht sein, Kiko ist Schweizer, er hat mit Bob zu tun. Du aber bist schwarz!»

Ich hatte schon immer eine Schutz­wand aus Humor.

Meinen schlimms­ten Angst­geg­ner habe ich erst kürz­lich besiegt: Ich spielte in einer Zürcher Ober­län­der Schule vor 150 Teen­agern, es war furcht­einflös­send! Es wurde aber ein toller Auftritt, die Kids waren unheim­lich vif. Ich fragte sie, ob das Spiel «Wer hat Angst vorm schwar­zen Mann?» bei ihnen immer noch so heisst. Einer rief: «Ja klar, hier ist die Welt eben noch in Ordnung!» Das fand ich gross­ar­tig.


Frank Cabrera Hernan­dez alias Kiko, 34, ist der Shoo­ting-Star der Schwei­zer Comedy-Szene.