Pubertät – Mehr dürfen, mehr müssen

Zu Rechten gehören auch Pflichten

Plötz­lich sitzt uns am Tisch ein Teen­ager gegen­über, der nur noch wenig an das Kind von gestern erin­nert. Die Tochter findet Mutter und Vater pein­lich, der Sohn bleibt am liebs­ten in seinem Zimmer. Was läuft da ab? Eine kleine Gebrauchs­an­wei­sung, wie Sie und Ihre Kinder die Puber­tät unbe­scha­det über­ste­hen.


Mehr Rechte und Frei­hei­ten möchten alle Teen­ager. Mehr Rechte bedeu­ten aber auch mehr Pflich­ten. Aller­dings sehen die Jugend­li­chen das nicht immer so. Zu dieser Erkennt­nis müssen norma­ler­weise die Eltern verhel­fen.

Zu Rechten gehören auch Pflich­ten. Um dies zu lernen, müssen Jugend­li­che wissen, wofür sie verant­wort­lich sind und welche Aufga­ben sie haben. Sie können so ihre Fähig­kei­ten erpro­ben und ausbauen. Mit Unter­stüt­zung der Eltern lernen sie, Probleme und Heraus­for­de­run­gen des Alltags selber zu bewäl­ti­gen und gewin­nen Vertrauen darin, dass sie auch in Zukunft Schwie­rig­kei­ten selber über­win­den können.

Klare Forde­run­gen stellen, aber auch Prio­ri­tä­ten setzen

Trauen Sie sich, Ihrem Teen­ager mehr Verant­wor­tung für seine Lebens­ge­stal­tung zu über­ge­ben. Trauen Sie sich ebenso, Forde­run­gen an ihn zu stellen. Kommu­ni­zie­ren Sie klar, was Sie von ihm wollen, erwar­ten oder mit ihm abge­macht haben.

Für viele Eltern heisst es hier: durch­at­men und durch­hal­ten. Denn oft gibt es mit Jugend­li­chen rund um dieses Thema Konflikte. Es hilft, wenn Sie Prio­ri­tä­ten setzen und sich gut über­le­gen, welche Aufga­ben und Forde­run­gen für Sie wirk­lich wesent­lich sind. Entschei­den Sie: Was ist von Ihnen klar vorge­ge­ben und nicht verhan­del­bar? Wo sind Sie bereit zu verhan­deln?

Es gibt bestimmte Umstände, unter denen Kinder ihren Pflich­ten eher nach­kom­men:

Sechs Tipps und Tricks

  1. Machen Sie den Wert einer Arbeit ersicht­lich
    Kleinere Kinder helfen norma­ler­weise gerne im Alltag mit. Bei den Grös­se­ren wird es schwie­ri­ger. Sie sehen nicht ein, weshalb sie (aus pädago­gisch wert­vol­len Gründen) im Haus­halt mitma­chen sollten. Jedoch über­neh­men sie oft moti­vier­ter ihren Anteil, wenn ihre Mithilfe ganz offen­sicht­lich ein wich­ti­ger Beitrag zum Funk­tio­nie­ren des Fami­li­en­all­tags ist.
  2. Berück­sich­ti­gen Sie Vorlie­ben
    Wenn Sie die Jugend­li­chen mitent­schei­den lassen, können Vorlie­ben berück­sich­tigt werden. Ihr Kind kocht viel­leicht lieber zwei Mal pro Woche für die Familie, statt den Putz­lap­pen in die Hand zu nehmen.
  3. Lassen Sie gewisse Frei­räume
    Ob der Rasen unter der Woche oder am Samstag gemäht wird, kann Ihr Teen­ager selber entschei­den. Haupt­sa­che, es gibt mit den Nach­barn keinen Ärger wegen Nachtruhestörung!
  4. Erwar­ten Sie keine Begeis­te­rungs­stürme
    Versuchen Sie, das Murren und Jammern zu igno­rie­ren. Jubel fällt uns auch schwer, wenn wir den Müll raus­tra­gen müssen.
  5. Nehmen Sie es nicht zu genau
    Es ist für die meisten Teen­ager ein Ding der Unmög­lich­keit, alles bis ins letzte Detail nach unseren Vorstel­lun­gen zu erle­di­gen. Wenn der Älteste auf die klei­ne­ren Geschwis­ter schaut, ist die Küche viel­leicht danach nicht in perfek­tem Zustand. Haupt­sa­che, er hat gut auf die kleinen Geschwis­ter aufgepasst!
  6. Verges­sen Sie die Wert­schät­zung nicht
    Ein Dank für getane Arbeit ist für alle wichtig, ob für Kinder oder Erwach­sene. Denken Sie trotz heraus­for­dern­der Puber­täts­zeit auch bei Ihrem Teen­ager daran.
Gabriela Leuthard ist Mutter von drei Kindern und leitet die Geschäftsstelle Elternbildung im AJB.

Gabriela Leuthard

Gabriela Leuthard ist Mutter von drei Kindern und leitet die Geschäftsstelle Elternbildung im AJB. Diese sorgt für einen vielfältigen Elternbildungsmarkt und arbeitet mit zahlreichen Anbietern sowie auch mit Eltern zusammen.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf feel-ok.ch, der Gesund­heits­platt­form für Jugend­li­che.