Fragen zur Erziehung und Entwicklung Ihrer Kinder und zum Familienalltag? Die Fachleute unserer Kinder- und Jugendhilfezentren (kjz) beraten Sie gern.
Zum kjz-Beratungsangebot«Seit der Geburt unseres dritten Kindes verhält sich die Tochter (5) respektlos»
Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei grösster Elternliebe froh um ein bisschen Unterstützung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erziehung weiss das Experten-Team unserer kjz-Sprechstunde Rat. Kompetent, anonym und unkompliziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!
Liebes kjz
Wir haben vor zweieinhalb Monaten ein drittes Kind bekommen. Seine beiden Geschwister (5 und 2½) lieben es sehr und gehen toll mit ihm um. Die grosse Tochter ist uns gegenüber aber sehr respektlos geworden. Sie äfft uns ständig nach, schreit uns an und will das Sagen haben. Sie ist sehr unzufrieden, obwohl es ihr an nichts fehlt. Leider weiss ich mittlerweile nicht mehr, wie ich reagieren soll, und schreie auch die ganze Zeit. Wir versuchen oft, mit ihr zu reden und ihr die volle Aufmerksamkeit zu geben. Aber die Situation wird immer schlimmer.
Familie L.
Liebe Familie L.
Erst einmal gratulieren wir Ihnen zum Nachwuchs und freuen uns, dass die zwei älteren Geschwister so viel Freude daran haben.
Wie wir Erwachsenen sind auch die Kinder Gewohnheitstiere. Alles Neue zieht Unsicherheit nach sich – und damit ist jede Kindheit häufig konfrontiert. Kommt dazu, das Neugeborene besonders schutzbedürftig sind und deutlich mehr Aufmerksamkeit benötigen – Aufmerksamkeit, die den älteren Kindern dann unter Umständen fehlt. Die älteren Kinder sind ja schon vernünftig, sollte man meinen. Manchmal ist für sie aber alles zu viel und es folgt ein Rückfall in die Babyzeit. Die älteren Kinder wünschen sich gleichviel Zuwendung und versuchen Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Dabei sind sie in der Wahl der Mittel nicht gerade zimperlich. Und sie schaffen es, hurra! Weil das Verhalten Ihrer Tochter nicht unsicher klingt, sondern eher wie das Gegenteil, werten Eltern dies als Zeichen mangelnden Respekts.
Kann es sein, dass Ihre grosse Tochter seit diesem Sommer den Kindergarten besucht? Der Kindergarten ist ein Ort des beschleunigten Lernens, aber auch Brutstätte für doofes (kindisches) Verhalten. Zudem herrscht ein sozialer und schulischer Anpassungsdruck. Ziemlich viel Stress auf einmal. Zuhause fühlt sich Ihre Tochter dann sicher genug – was nicht selten dazu führt, dass sie befreiter und eben auch «respektloser» auftritt.
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Ein Hauptreferat – acht Workshops – Kinderbetreuung – spannende Inputs für Ihren Erziehungsalltag – Austausch mit anderen Eltern und Erziehungsberechtigten: Das ist der Elternbildungstag in der Alten Kaserne in Winterthur!
Aber Ihre Tochter macht mindestens etwas gut: Sie liebt ihr kleines Geschwisterchen und geht toll mit ihr um. Damit zeigt sie familiäre Verbundenheit und die Absicht, für das Wohlergehen ihres Geschwisterchens ihren Teil beizutragen. Sie können also die kindische Art Ihrer Tochter gelassen annehmen und müssen sich nicht auf einen Machtkampf einlassen. Denn ihr Verhalten hat wenig mit Respektlosigkeit zu tun, auch wenn es danach scheint, sondern mit Lernen. Im Guten wie im Doofen.
Suchen Sie weiter das Gespräch mit ihr. Machen Sie ihr aber auch klar, dass dieser Umgangston nicht in Ihre Familie passt. Anschreien ist zwar nachvollziehbar, aber nutzlos. Ausser Sie wollen, dass Ihre Tochter das so lernt. Falls gar nichts klappt, vereinbaren Sie am besten einen Termin im Kinder- und Jugendhilfezentrum (kjz) in Ihrer Nähe. Dort können wir uns vertieft mit den Schwierigkeiten auseinandersetzen.
Claude Ramme (Erziehungsberater) und das kjz-Team
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Haben Sie eine Frage zur Erziehung, zum Zusammenleben in der aktuellen Situation oder ganz allgemein zum Familienleben? Das kjz-Team beantwortet regelmässig Fragen in der «kjz-Sprechstunde».