kjz-Sprechstunde

«Unser Sohn (4) schlägt seinen Bruder (15 Mt.). Was kann ich dagegen tun?»

Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei gröss­ter Eltern­liebe froh um ein biss­chen Unter­stüt­zung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erzie­hung weiss das Exper­ten-Team unserer kjz-Sprech­stunde Rat. Kompe­tent, anonym und unkom­pli­ziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!


Liebes kjz
Unser Sohn (4) schlägt seinen Bruder (15 Mt.). Nicht nur ein biss­chen, sondern richtig heftig. Er tritt ihn mit dem Fuss, schubst ihn zu Boden und steigt dann auf ihn drauf. Das alles geht so schnell, dass ich oft nicht rasch genug reagie­ren kann. Egal wie oft ich sage, er solle aufhö­ren, es wird jeden Tag schlim­mer. Ich habe das Gefühl, der Grosse hasst seinen Bruder rich­tig­ge­hend. Der ganze Tag wird durch sein Verhal­ten bestimmt. Es gibt absolut nix mehr zu lachen. Das tut weh. Was soll oder kann ich tun? Und bitte nicht sagen, dass Kinder dies von den Erwach­se­nen lernen. Wir schla­gen unsere Kinder nicht.
Herr P.

Lieber Herr P.

Sie schil­dern sehr anschau­lich schwie­rige Situa­tio­nen in Ihrem Fami­li­en­all­tag. Es ist verständ­lich, dass Sie diese nega­ti­ven Erleb­nisse belas­ten und es aus Ihrer Sicht «nix mehr zu lachen» gibt.

Sie sind Eltern von zwei Buben in unter­schied­li­chem Entwick­lungs­al­ter.

Vom «Grossen», der im Sommer in den Kinder­gar­ten eintritt, wird ein ange­mes­se­nes Verhal­ten erwar­tet. Das bedeu­tet Selbst­stän­dig­keit und Rück­sicht­nahme, was er auch teil­weise leisten kann, aber noch nicht in jeder Situa­tion. Der «Kleine» ist im Über­gang zur Auto­no­mie­phase, was emotio­na­len Zünd­stoff birgt.

Das Kräf­te­ver­hält­nis der beiden ist alters­be­dingt im Ungleich­ge­wicht.

Das können Sie auspro­bie­ren:

  • Unter­bre­chen Sie eine Ausein­an­der­set­zung mit einem klaren «Stopp» und trennen Sie die beiden – je nachdem auch räum­lich.
  • Vermei­den Sie Schuld­zu­wei­sun­gen an den «Grossen», vor allem dann, wenn Sie die Situa­tion nicht beob­ach­tet haben. Die Frage «Was ist passiert?» kann unter­stüt­zend sein.
  • Handeln Sie dabei unauf­ge­regt. Denn Hektik und Aufre­gung Ihrer­seits gene­riert Aufmerk­sam­keit, was die Kinder span­nend finden und ihr Verhal­ten verstär­ken kann.
  • Behan­deln Sie jedes Kind indi­vi­du­ell und seinem Alter entspre­chend. Inte­grie­ren Sie zum Beispiel die Kinder je nach ihren Fähig­kei­ten in Alltags­ab­läufe (kochen, PET entsor­gen etc.) und machen Sie ihnen alters­un­ter­schied­li­che Spiel­an­ge­bote.
  • Für Kinder ist es schön, wenn die Mutter und der Vater mit jedem Kind regel­mäs­sig alleine Zeit verbrin­gen.
  • Es kann helfen, wenn die Kinder ihren eigenen Bereich haben und nicht alles mitein­an­der teilen müssen. Der Ältere soll auch alleine und mit Gleich­alt­ri­gen spielen und ausser­halb der Familie Freund­schaf­ten schlies­sen können.
  • Eine regel­mäs­sige Tages­struk­tur kann helfen, etwas Ruhe in den Tag zu bringen.
  • Schlies­sen Sie am Abend den Tag mit einem posi­ti­ven Gefühl ab. Erzäh­len Sie zum Beispiel eine kleine posi­tive Bege­ben­heit oder, je nach Möglich­keit, lassen Sie sie erzäh­len.

Streit unter Geschwis­tern gehört zur kind­li­chen Entwick­lung; denn der Streit ist zunächst die kind­ge­mässe Art, sich zu behaup­ten und sich durch­zu­set­zen. Im Streit lernen Kinder, Kompro­misse zu schlies­sen und sich wieder zu versöh­nen. Geschwis­ter bieten die beste Gele­gen­heit, «erfolg­reich» strei­ten zu lernen.

Monika van Berkum-Ehni (Mütter- und Väter­be­ra­te­rin) und das kjz-Team

Haben Sie eine Frage?

Haben Sie eine Frage zur Erzie­hung, zum Zusam­men­le­ben in der aktu­el­len Situa­tion oder ganz allge­mein zum Fami­li­en­le­ben? Das kjz-Team beant­wor­tet regel­mäs­sig Fragen in der «kjz-Sprech­stunde».