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Streit und ­Rivalität unter Geschwistern

kjz-Ratgeber, Erziehung, 0-18 Jahre

Die meisten Geschwis­ter strei­ten oft, spielen aber auch schnell wieder mitein­an­der. Es gibt keine allge­meine Lösung, wie Eltern auf Streit, Eifer­sucht und andere nega­tive Gefühle zwischen Geschwis­tern reagie­ren sollen. Oft hilft es, Ruhe zu bewah­ren und erst einmal zu beob­ach­ten, statt sofort einzu­grei­fen.

Weshalb strei­ten Geschwis­ter und warum ist das wichtig?

Kinder wollen ihre Posi­tion und Bedeu­tung in der Familie sichern. Riva­li­tät und Streit unter Geschwis­tern ist daher normal. Gerade in der Trotz­phase (ca. ab dem 18. Monat bis 4.5 Jahre) und in der Puber­tät können Geschwis­ter häufig strei­ten. Es gibt zudem Situa­tio­nen, in denen sich Strei­te­reien häufen. Zum Beispiel wenn die Kinder müde, hungrig, gereizt oder krank sind. Oder wenn sie sich lang­wei­len, gerade an den Wochen­en­den oder in den Ferien. Der Streit dient auch als Ventil, zum Beispiel wenn ein Kind frus­triert ist. Auch Eifer­sucht, gerade auf das Neuge­bo­rene, kann zu Streit führen.

Strei­te­reien unter Geschwis­tern gehören zur kind­li­chen Entwick­lung; denn der Streit ist zunächst die kind­ge­mässe Art zu reagie­ren, wenn ein Kind mit der Meinung der Geschwis­ter nicht einver­stan­den ist. Es geht darum, sich zu behaup­ten und sich durch­zu­set­zen. Im Streit lernen Kinder, Kompro­misse zu schlies­sen und sich wieder zu versöh­nen. Geschwis­ter bieten die beste Gele­gen­heit, «erfolg­reich» strei­ten zu lernen.

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In unserem Ratgeber finden Sie viele weitere Themen rund um die Entwicklung von Babys und Kindern mit Tipps zur Erziehung und zum Familienalltag.

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Was kann helfen, um die Strei­te­reien zu ­redu­zie­ren?

Vermei­den lassen sich Strei­te­reien unter Geschwis­tern nicht. Für Kinder sind diese Ausein­an­der­set­zun­gen auch wichtig, damit sie lernen, Konflikte auszu­tra­gen. Eltern und Bezugs­per­so­nen können aber dazu beitra­gen, dass sie weniger heftig ausge­tra­gen oder gut gelöst werden. Diese Empfeh­lun­gen können Ihnen dabei helfen:

  • Eltern sind Vorbil­der für Kinder. Indem Sie in der Familie respekt­voll mitein­an­der umgehen und sich an Streit­re­geln halten, können Sie die Atmo­sphäre zu Hause positiv beein­flus­sen.
  • Behan­deln Sie jedes Kind indi­vi­du­ell und seinem Alter entspre­chend. Ein älteres Kind, das länger aufblei­ben darf und mehr Taschen­geld bekommt, ist grund­sätz­lich weniger eifer­süch­tig und daher wahr­schein­lich eher bereit, in einem Streit auch einmal nach­zu­ge­ben. Für Kinder ist es auch schön, wenn die Mutter und der Vater mit jedem Kind regel­mäs­sig alleine Zeit verbrin­gen.
  • Kinder haben unter­schied­li­che Stärken. Fördern und achten Sie diese, anstatt die Kinder zu verglei­chen. Denn jedes Kind möchte geach­tet werden und sich wert­voll fühlen.
  • Es kann helfen, wenn die Kinder ihren eigenen Bereich haben und nicht alles mitein­an­der teilen müssen. Zwingen Sie Ihre Kinder nicht, ihre Geschwis­ter immer mitzu­neh­men, und lassen Sie diese ein Spiel­zeug auch für sich alleine haben.

Wann sollten Sie eingrei­fen?

Oft gelingt es den Geschwis­tern, den Streit ohne fremde Hilfe zu beenden. Viele Exper­tin­nen und Exper­ten raten deshalb, sich erst einmal raus­zu­hal­ten und zu beob­ach­ten. Oft sind Eltern nicht beim ganzen Streit dabei, greifen Sie deshalb nicht sofort als Schieds­rich­ter ein und machen Sie keine Schuld­zu­wei­sun­gen.

Es kann jedoch sinn­voll sein, gemein­sam mit Ihren Kindern Regeln für die Strei­te­reien aufzu­stel­len. Wenige Spiel­re­geln, wie beispiels­weise «nicht beissen», «nicht mit spitzen Gegen­stände aufein­an­der losge­hen», können helfen.

Damit die Kinder selbst einen Streit schlich­ten können, empfeh­len die Exper­tin­nen Adele Faber und Elaine Mazlish Folgen­des:

  1. Nehmen Sie die Wut Ihrer Kinder ernst.
  2. Hören Sie jedem Kind aufmerk­sam zu.
  3. Zeigen Sie Verständ­nis für die jewei­li­gen Probleme.
  4. Erklä­ren Sie ihnen, dass Sie darauf vertrauen, dass sie eine ­Lösung finden.
  5. Verlas­sen Sie den Raum

In gewis­sen Fällen sollten Sie aber eingrei­fen:

  • Wenn ein Kind unbe­re­chen­bar aggres­siv reagiert und so wütend ist, dass es seine Grenzen nicht mehr sieht oder ein Kind verletzt.
  • Wenn mehrere Kinder auf ein einzel­nes Kind los­gehen. Hier hilft es, die Kinder räum­lich zu trennen, damit sie sich beru­hi­gen können.
  • Wenn sich die Kinder nicht an die verein­bar­ten Regeln halten. Falls Sie nicht eingrei­fen, stellen die Kinder die Regeln in Frage. Prüfen Sie dabei, weshalb eine Regel nicht einge­hal­ten wurde. Möchte Ihr Kind dadurch Ihre Aufmerk­sam­keit gewin­nen oder ist es mit der Regel über­for­dert?

Über­le­gen Sie nach einem Streit, wie es dazu gekom­men ist und was nützen könnte, um die gleiche Situa­tion zu vermei­den. Tauschen Sie sich mit Ihren Kindern aus und bespre­chen Sie mit ihnen den Streit, wenn sich die Situa­tion beru­higt hat. Loben Sie Ihre Kinder, wenn sie einen Streit ohne Ihre Hilfe gut gelöst haben.

Hinweis: Oft gelingt es Kindern, den Streit selbst­stän­dig zu beenden.

Was tun, wenn es einem zu viel wird?

Konflikte unter den Kindern können belas­tend sein und es gelingt nicht immer, als Eltern richtig zu reagie­ren. Sie dürfen auch zeigen, dass Sie verletzt oder wütend sind. Reagie­ren Sie bei einem Streit Ihrer Kinder über­mäs­sig oder schät­zen Sie die Situa­tion falsch ein, ist es hilf­reich, das zuzu­ge­ben und sich zu entschul­di­gen.

Wenn Sie merken, dass Sie mit den Strei­te­reien Ihrer Kinder über­for­dert sind oder das Gefühl haben, eines der Kinder leidet unter den stän­di­gen Strei­te­reien, wenden Sie sich an das Kinder- und Jugend­hil­fe­zen­trum (kjz) in Ihrer Nähe. Wir unter­stüt­zen Sie gerne.

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Der Eltern­brief «Streit und Versöh­nung» von Pro Juven­tute gibt Ihnen weitere Tipps.

Remo H. Largo: Baby­jahre. Piper Verlag, München, 2017.

Jeanette Stark-Städele: Wenn das zweite Kind kommt. Was ein Geschwis­ter­chen alles ändert. Urania Verlag, Frei­burg, 2013.

Adele Faber und Elaine Mazlish: Hilfe, meine Kinder strei­ten – Wie Sie Geschwis­tern helfen, einan­der zu respek­tie­ren. Ober­s­te­brink, München, 2018.