Pubertät – Rolle der Gleichaltrigen

Teenager und ihr Freundeskreis

Plötz­lich sitzt uns am Tisch ein Teen­ager gegen­über, der nur noch wenig an das Kind von gestern erin­nert. Die Tochter findet Mutter und Vater pein­lich, der Sohn bleibt am liebs­ten in seinem Zimmer. Was läuft da ab? Eine kleine Gebrauchs­an­wei­sung, wie Sie und Ihre Kinder die Puber­tät unbe­scha­det über­ste­hen.


Weil Freunde und Freun­din­nen für Jugend­li­che so wichtig sind, können sich Eltern ziem­lich über­flüs­sig vorkom­men. Stehen Sie dem Freun­des­kreis des Kindes trotz­dem positiv gegen­über. Er hat für die soziale Entwick­lung Ihres Teen­agers eine wich­tige Funk­tion. Greifen Sie nur in abso­lu­ten Härte­fäl­len ein.

Weshalb der Freun­des­kreis für Teen­ager so wichtig ist

Freunde und Freun­din­nen werden in der Puber­tät immer wich­ti­ger: Wie sie sich verhal­ten, was sie sagen, wie sie sich kleiden. Im Freun­des­kreis können Teen­ager «dazu­ge­hö­ren». Hier haben alle ähnli­che Inter­es­sen und Probleme. Hier wird geübt, was Freund­schaft bedeu­tet und wie man gemein­sam in der Gruppe klar­kommt. Und hier können junge Menschen über Themen spre­chen, die in Gesprä­chen mit Eltern tabu sind.

Vier Tipps und Tricks

  1. Freunde und Freun­din­nen sind keine Konkur­renz
    Sehen Sie den Freun­des­kreis Ihres Teen­agers als wich­ti­gen Bestand­teil für die Entwick­lung. Er lernt viel über sich selbst und über die Viel­falt an mensch­li­chen Bezie­hun­gen.
  2. Offene Türen haben
    Heissen Sie die Kolle­gin­nen und Kolle­gen bei sich zu Hause will­kom­men. So lernen Sie diese kennen und erhal­ten Einblick, wie die Gruppe Ihres Kindes funk­tio­niert.
  3. Vertrauen haben bei Grup­pen­druck
    Viele Eltern merken, dass ihr Kind vom Freun­des­kreis beein­flusst wird, sei dies nun positiv oder negativ. Das kann sich bei der Sprache, bei der Klei­dung oder bei Hobbys zeigen. In der Regel können Eltern darauf vertrauen, dass die Kinder einen guten Umgang mit Grup­pen­druck schaf­fen. Sie sollten auch beden­ken, dass Teen­ager in der Gruppe üben können, zu ihrer eigenen Meinung zu stehen und die eigenen Werte zu vertei­di­gen. Bemer­ken Sie jedoch, dass sich Ihr Teen­ager in gewis­sen Situa­tio­nen unwohl fühlt, bespre­chen Sie mit ihm, welche Versu­chun­gen oder Schwie­rig­kei­ten auftau­chen könnten.
  4. Verant­wor­tung in der Gruppe thema­ti­sie­ren
    Neben dem gemein­sa­men Spass gilt es auch, in der Gruppe Verant­wor­tung fürein­an­der zu über­neh­men. Spre­chen Sie mit Ihrem Teen­ager deshalb darüber, wie im Freun­des­kreis gegen­sei­tig zuein­an­der geschaut wird. Was zum Beispiel getan werden kann, wenn jemand Liebes­kum­mer oder zu viel getrun­ken hat.

Der «schlechte Einfluss» – Wann und wie eingrei­fen?

Eltern dürfen sich nicht der Illu­sion hinge­ben, dass sie den Freun­des­kreis ihres Kindes bestim­men und kontrol­lie­ren können. Deshalb heisst es in der Regel: Nicht eingrei­fen. In beson­de­ren Fällen müssen Sie aber reagie­ren. Zwei Beispiele:

Mobbing

Verän­dert sich Ihr Kind und Sie haben einen begrün­de­ten Verdacht, sollten Sie einschrei­ten. Infor­mie­ren Sie sich über Mobbing, spre­chen Sie Ihr Kind darauf an und entwi­ckeln Sie gemein­sam Mass­nah­men. Wenden Sie sich allen­falls an die Schule und, falls Sie unsi­cher sind, an Fach­per­so­nen. Handelt es sich wirk­lich um Mobbing und nicht um übliche Konflikte, können junge Menschen die Situa­tion in der Regel nicht selber lösen.

Anstif­tung zu krimi­nel­len Hand­lun­gen, Drogen­kon­sum, über­mäs­si­ges Risi­ko­ver­hal­ten (Aufnah­me­ri­tuale, Mutpro­ben …)

Auch hier müssen Sie handeln. Spre­chen Sie mit Ihrem Kind über Ihre Beob­ach­tun­gen und Sorgen. Zum Beispiel so: «Seit einiger Zeit fällt mir auf, dass du … Deshalb mache ich mir grosse Sorgen. Ich möchte nicht, dass … passiert. Wir müssen … abma­chen».

Oft ist es hilf­reich, in solchen Situa­tio­nen Unter­stüt­zung bei Fach­per­so­nen (z. B. bei Fach­stel­len über radi­kale Grup­pie­run­gen oder bei Sucht­be­ra­tungs­stel­len) zu suchen.

Gabriela Leuthard ist Mutter von drei Kindern und leitet die Geschäftsstelle Elternbildung im AJB.

Gabriela Leuthard

Gabriela Leuthard ist Mutter von drei Kindern und leitet die Geschäftsstelle Elternbildung im AJB. Diese sorgt für einen vielfältigen Elternbildungsmarkt und arbeitet mit zahlreichen Anbietern sowie auch mit Eltern zusammen.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf feel-ok.ch, der Gesund­heits­platt­form für Jugend­li­che.