Andreas Hirschi, Leiter Abteilung Arbeits- und Organisationspsychologie, Universität Bern

Die Zukunft der BSLB als umfassendes Kompetenzzentrum

Die Digi­ta­li­sie­rung der Arbeits­welt stellt viele Perso­nen vor neue Heraus­for­de­run­gen in der Lauf­bahn­ge­stal­tung. Eigen­ver­ant­wor­tung und Flexi­bi­li­tät sind Eigen­schaf­ten, die immer mehr gefragt sind. Aktives Gestal­ten der eigenen Lauf­bahn benö­tigt Ressour­cen und Fähig­kei­ten, die gezielt ausge­baut, gepflegt und genutzt werden müssen. Dies beinhal­tet einer­seits persön­li­che Eigen­schaf­ten und Kompe­ten­zen, wie zum Beispiel Selbst­ver­trauen oder Kennt­nisse des Arbeits­mark­tes, aber auch Unter­stüt­zung durch das Umfeld, zum Beispiel in der Familie oder im Betrieb. Zu den wich­ti­gen Fähig­kei­ten zur Lauf­bahn­ge­stal­tung zählt ebenso, dass man seine beruf­li­chen Netz­werke pflegt oder dass man lernt, Grenzen zwischen Arbeit und Familie zu ziehen.

Die Anfor­de­run­gen für eine erfolg­rei­che Gestal­tung der eigenen Lauf­bahn sind heute hoch. Gut ausge­bil­dete Fach­per­so­nen können Unter­stüt­zung leisten. Die Berufs-, Studien- und Lauf­bahn­be­ra­tung (BSLB) ist hier die erste Anlauf­stelle. Die BSLB berät Perso­nen jeden Alters und unab­hän­gig des kultu­rel­len und sozia­len Hinter­grun­des in ihrer Lauf­bahn­ge­stal­tung.

Unter­stüt­zung bei Fragen der Berufs­wahl und Lauf­bahn­pla­nung bleiben zentral. Jugend­li­che und Erwach­sene müssen darüber hinaus jedoch den erfolg­reichen Umgang mit Unsi­cher­heit und Herausforde­r­ungen in der Lauf­bahn­ent­wick­lung lernen. Dazu müs­sen Kompe­ten­zen zur eigen­ver­ant­wort­li­chen Gestal­tung der Lauf­bahn geför­dert werden. Durch verschie­dene Verhal­tens­wei­sen wie Selbst­re­fle­xion oder konti­nu­ierliches Lernen bei der Arbeit können zentrale Ressour­cen für die eigene Arbeits­markt­fä­hig­keit aufge­baut und erhal­ten werden. Auch ist wichtig, die Arbeits­leis­tung und Arbeits­fä­hig­keit aufrecht­zu­er­hal­ten und zu steigern.
Dazu müssen Perso­nen Sinn und Bedeu­tung in ihrer Arbeits­rolle sehen. Psychi­sche und physi­sche Gesund­heit bilden die stabile Grund­lage für die Arbeits­fä­hig­keit. Um eine Lauf­bahn über ein langes Erwerbs­le­ben hinweg erfolg­reich zu gestal­ten, sind Rege­ne­ra­tion, Umgang mit Belas­tun­gen und eine gute Verein­bar­keit von Familie und Beruf wichtig.

Damit die BSLB diese viel­fäl­ti­gen Bedürf­nisse erfül­len kann, braucht sie viel­fäl­tige Kompe­ten­zen, Metho­den und Ange­bots­for­men. Bera­tungs­per­so­nen müssen über diverse Fach­kennt­nisse und Kompe­ten­zen verfü­gen, die weit über Infor­mie­ren und Unter­stüt­zen bei Berufs­wahl und Bildungs- und Lauf­bahn­ent­schei­dun­gen hinaus­ge­hen. Syste­ma­tisch und inter­kan­to­nal entwi­ckelte und evalu­ierte Ange­bote für bestimmte Ziel­grup­pen und Bedürf­nisse sind notwen­dig, wie zum Beispiel Kurse zur Förde­rung von Kompe­ten­zen der Lauf­bahn­ge­stal­tung. Auch Inter­net und digi­ta­li­sierte Ange­bote werden zur Infor­ma­ti­ons­vermitt­lung und Bera­tung einge­setzt. Enge Koope­ra­tio­nen mit Schulen, Verei­nen und Unter­neh­men sind wichtig; Bera­tun­gen können teil­weise direkt bei den Ziel­grup­pen (z.B. in Unter­neh­men) durch­ge­führt werden.

Eine BSLB als umfas­sen­des Kompe­tenz­zen­trum in allen Fragen der Lauf­bahn­ent­wick­lung hilft, zentrale Heraus­for­de­run­gen unserer Zeit anzu­ge­hen. Dazu gehören ein erfolg­rei­cher Umgang mit der Globalisier­ung und die Inte­gra­tion von Arbeit­neh­men­den mit Migratio­ns­hintergrund in die Gesell­schaft. Auch die demo­gra­fi­sche Entwick­lung und die älter werdende Bevölker­ung stellen erhöhte Anfor­de­run­gen an beruf­li­che Inte­gra­tion und nach­hal­tige Lauf­bahn­ge­stal­tung. Die Digitalisier­ung bringt Chancen, aber auch Risiken. Hier bietet die BSLB viel­fäl­tige Unter­stüt­zung. Dank ihrer 100-jähri­gen Expertise kann die BSLB des AJB auch in Zukunft ihren Beitrag zur sozia­len Gerech­tig­keit leisten und nach­hal­tig zum wirt­schaft­li­chen Erfolg der Schweiz beitra­gen.

Prof. Dr. Andreas Hirschi
Leiter Abtei­lung Arbeits- und Orga­ni­sa­ti­ons­psy­cho­lo­gie, Univer­si­tät Bern