Dr. Silvia Steiner, Bildungsdirektorin

Die Familie des AJB ist die Bildungsdirektion

Warum gehört eigent­lich das Amt für Jugend und Berufs­be­ra­tung zur Bildungs­di­rek­tion? Wird doch gemein­hin unter Bildung die Schul­bil­dung, höchs­tens viel­leicht noch die Berufs­bil­dung verstan­den. Und während das Volks­schul­amt, das Mittel­schul- und Berufs­bil­dungs­amt und das Hoch­schul­amt mit ihrem Namen ihre Zuge­hö­rig­keit zur «Familie» der Bildungs­di­rek­tion offen­sicht­lich kundtun, kann man sich fragen, was denn das AJB im schu­li­schen Umfeld zu suchen hat. So viel vorweg: Bildung ist weit mehr als Schule.

Wenn die zwei­jäh­rige Mara im Herbst im Laub spielt und beob­ach­tet, wie die Blätter von den Bäumen fallen, dann ist das Bildung. Und wenn der vier­jäh­rige Jonas bei der Zube­rei­tung seines Geburts­tags­ku­chens mithilft und die Mehl­klümp­chen in der Milch verrührt, dann ist das Bildung. Bildung wird nicht nur schu­lisch vermit­telt, Bildung passiert. Und frühe Bildung ausschlies­slich im Alltag. Von dem Moment an, in dem das Leben beginnt.

Mit natür­li­cher Neugier erkun­den kleine Kinder lange vor dem Kinder­gar­ten­ein­tritt die Welt mit all ihren Sinnen. Denn der Alltag steckt voller unzäh­li­ger Lerngele­gen­hei­ten. Diese zu erken­nen, sich auf das Kind und seine Bedürf­nisse einzu­las­sen und ihm Sicher­heit und alters­ge­rechte Anre­gun­gen zu geben, bedeu­tet, Bildung zu ermög­li­chen. Diese Entwick­lun­gen in den aller­ers­ten Lebens­jah­ren sind für den ganzen weite­ren Bildungs­weg entschei­dend. Der wich­tigste Bildungs­ort ist daher die Familie.

Es gibt jedoch zahl­rei­che Gründe, weshalb ein natür­li­cher Bildungs- und Entwick­lungs­ver­lauf eines Kindes nicht gelingt oder ins Stocken geraten kann. Vielen Fami­lien ist es schlicht nicht möglich, ihre Kinder in gewünsch­tem Masse zu fördern und sie in ihrer Entwick­lung zu unter­stüt­zen. Gesund­heit­li­che, wirt­schaft­li­che oder soziale Probleme sind Belas­tun­gen, die jeden treffen und über kurz oder lang «aus der Bahn werfen» können. Die meisten Eltern fühlen sich hin und wieder über­for­dert, manche unter der Flut von Erzie­hungs­rat­ge­bern gar verun­si­chert.

Um möglichst allen Kindern die best­mög­li­chen Chancen nicht nur auf eine erfolg­rei­che Schul­lauf­bahn, sondern darüber hinaus auf ein «gutes» Leben zu ermög­li­chen, braucht es daher zwin­gend unter­stüt­zende, teil­weise auch fami­li­en­er­gän­zende Ange­bote, die indi­vi­duell und bedarfs­ge­recht genutzt werden können.

Von der Mütter- und Väter­be­ra­tung über die Er­zie­hungs- und Fami­li­en­be­ra­tung, Elternbild­ung, Berufs- und Lauf­bahn­be­ra­tung bis hin zur Sonder­päd­ago­gik und finan­zi­el­len Leis­tun­gen wie Stipen­dien und der Alimen­ten­hilfe – die Leis­tungs­pa­lette des Amtes für Jugend und Berufs­be­ra­tung zieht sich durch alle Bild­ungs- und Lebens­pha­sen hindurch. Be­reits seit 100 Jahr­en steht das AJB der Bevölke­rung von Geburt bis ins hohe Alter bei Bedarf zur Seite und unter­stützt Kinder, Jugend­li­che und Erwach­sene in ihrer Entwick­lung und ihrem ganz persön­li­chen Weg in ein «gutes» Leben.

Es ist daher nur folge­rich­tig, dass das AJB zur Familie der Bildungs­di­rek­tion gehört.

Dr. Silvia Steiner
Bildungs­di­rek­to­rin