kjz-Sprechstunde

«Meine älteren Töchter (16, 13) lehnen meinen neuen Partner ab. Wie soll ich damit umgehen?»

Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei gröss­ter Eltern­liebe froh um ein biss­chen Unter­stüt­zung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erzie­hung weiss das Exper­ten-Team unserer kjz-Sprech­stunde Rat. Kompe­tent, anonym und unkom­pli­ziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!


Liebes kjz
Ich habe mich Anfang Jahr von meinem Ehemann getrennt, weil ich mich in einen anderen Mann verliebt habe. Wir hatten während der Ehe eine Zeit lang eine Affäre mitein­an­der. Mit diesem Mann bin ich auch jetzt zusam­men.
Ich habe vier Töchter. Die älteren beiden (16,13) haben das ganze Drama mitbe­kom­men. Sie meinen, mein Partner wäre nicht der rich­tige für mich, und wollen nichts mit ihm zu tun haben. Er wohnt weit von uns entfernt und wir sehen uns nur alle 14 Tage. Ich fahre dann zu ihm, da der Kontakt mit den grossen Kindern nicht möglich ist. Ich bin ansons­ten rund um die Uhr für die Kinder verfüg­bar und mache wirk­lich alles, was möglich ist. Ich fühle mich aber unsi­cher, weil die Kinder mir so ein Feuer machen und ihre Meinung durch­drü­cken wollen. Sobald es um ihre Bedürf­nisse geht, soll ich aber alles erlau­ben und mittra­gen.
Ich weiss nicht, was ich falsch mache. Wie gehe ich mit dieser Situa­tion um, damit alle glück­lich sind?

Liebe Mutter

Vielen Dank für Ihre Anfrage. Dass Sie sich Gedan­ken machen trotz turbu­len­ter Zeit, zeugt von verant­wor­tungs­vol­lem Eltern­sein.

Sie machen nichts falsch. Nur ist es so, dass Sie und Ihre Kinder zum jetzi­gen Zeit­punkt unter­schied­li­che Bedürf­nisse haben. Die neue Liebe von Vater oder Mutter stellt für Kinder und Jugend­li­che zunächst einmal eine Konkur­renz dar. Sie müssen sich verge­wis­sern, dass die Liebe der Mutter respek­tive des Vaters uner­schüt­ter­lich ist. Da, wie Sie schil­dern, die Tren­nung und die neue Liebe nah aufein­an­der folgten, sind die Kinder womög­lich emotio­nal verun­si­chert. Sie müssen die Tren­nung und den neuen Partner verar­bei­ten und einord­nen. Das sind zwei sepa­rate Ereig­nisse. Bei älteren Kindern ist zudem bekannt, dass ein Bezie­hungs­auf­bau zu neuen Part­ne­rin­nen und Part­nern länger dauert, gar Jahre. Klar­heit hilft.

Wichtig ist sicher, dass Sie bezüg­lich Betreu­ung, Finan­zen und Verant­wort­lich­kei­ten mit dem Vater der Kinder alles rechts­gül­tig gere­gelt haben, mit ihm in gutem Austausch stehen und die Kinder weiter­hin Kontakt zum Vater haben. Es kann durch­aus Fakto­ren geben, die den Bezie­hungs­auf­bau zum neuen Partner erschwe­ren. Es könnten Ängste der Kinder sein, zum Beispiel dass Sie die Kinder verlas­sen und ganz wegge­hen oder dass die Kinder aus ihrem sozia­len Umfeld heraus­ge­ris­sen werden und Sie von ihnen erwar­ten, dass Sie an einem neuen Ort und mit Ihrem neuen Partner «Wir sind nun eine rich­tige Familie» spielen. Auch unter­schwel­lige Botschaf­ten des Vaters über Sie als Mutter oder über Ihren neuen Partner könnten eine Rolle spielen.

Eine Mutter oder ein Vater muss nicht alle «glück­lich machen». Gerade in der aktu­el­len Situa­tion nach der Tren­nung ist der Anspruch, dass alle glück­lich sind, viel­leicht etwas unrea­lis­tisch. Ihre Töchter dürfen in den Wider­stand gehen – und Sie trotz­dem Ihren Freund treffen. Man muss sich nicht immer einig sein – und kann trotz­dem Verständ­nis für das Gegen­über zeigen und sich (zumin­dest nach der Krise) wieder verbun­den fühlen.

Sie sehen, die Situa­tion ist komplex – so komplex wie das Leben manch­mal ist. Der Beizug einer Fach­per­son, die mit Ihnen Ihre indi­vi­du­elle Fami­li­en­si­tua­tion anschaut, die Bedürf­nisse der einzel­nen Kinder heraus­ar­bei­tet und Sie dies­be­züg­lich in diesem Prozess beglei­tet, wäre sicher empfeh­lens­wert. Im kjz in Ihrer Nähe erhal­ten Sie im Rahmen einer Erzie­hungs­be­ra­tung kosten­los die Möglich­keit dazu.

Ingrid Caveng (Sozi­al­ar­bei­te­rin) und das kjz-Team

Haben Sie eine Frage?

Haben Sie eine Frage zur Erzie­hung, zum Zusam­men­le­ben in der aktu­el­len Situa­tion oder ganz allge­mein zum Fami­li­en­le­ben? Das kjz-Team beant­wor­tet regel­mäs­sig Fragen in der «kjz-Sprech­stunde».