Pubertät – In Beziehung bleiben

Trotz Abgrenzung – auch Teenager brauchen Eltern

Plötz­lich sitzt uns am Tisch ein Teen­ager gegen­über, der nur noch wenig an das Kind von gestern erin­nert. Die Tochter findet Mutter und Vater pein­lich, der Sohn bleibt am liebs­ten in seinem Zimmer. Was läuft da ab? Eine kleine Gebrauchs­an­wei­sung, wie Sie und Ihre Kinder die Puber­tät unbe­scha­det über­ste­hen.


Die Frei­zeit­ak­ti­vi­tä­ten von Jugend­li­chen sind manch­mal weit von dem entfernt, was sich Eltern unter «sinn­vol­len» Hobbys vorstel­len. Auch ihre Werte und Haltun­gen können sich zuneh­mend von jenen des Eltern­hau­ses unter­schei­den. Das birgt Konflikt­po­ten­zial. Doch es gilt: Jugend­li­che wollen ernst genom­men werden.

Was geht ab bei Lea und Luca?

Luca
«Was? Du möch­test Paint­ball spielen gehen?» Lucas Mutter zögert. «Wann, wo … und mit wem? – Und über­haupt, es gibt doch wirk­lich sinn­vol­lere Frei­zeit­ak­ti­vi­tä­ten, als sich gegen­sei­tig abzu­schies­sen!»

Lea
Auch Leas Vater schüt­telt den Kopf. Seine Tochter ist faszi­niert von den Tattoos ihrer neusten Lieb­lings­sän­ge­rin. «Du meine Güte, das muss doch nicht sein!»

Was denken Sie? Welche Verein­ba­run­gen sollten die Eltern mit Luca und Lea treffen? Lesen Sie weiter. Am Ende des Beitrags finden Sie einen Vorschlag.

Jugend­li­che wollen verstan­den und ernst genom­men werden

Lehnen Mütter und Väter die Ideen und Akti­vi­tä­ten der Jugend­li­chen immer sofort ab, leidet die Bezie­hung darun­ter. Das Kind fühlt sich unver­stan­den und nicht akzep­tiert und leistet Wider­stand. Junge Menschen wollen aber verstan­den und ernst genom­men werden. Und: Sie als Eltern sind auch in der Puber­tät nach wie vor wich­tige Vertrau­ens­per­so­nen.

Drei Tipps und Tricks

  1. Inter­es­sie­ren Sie sich
    Ehrliches Inter­esse zeigt: «Du bist mir wichtig! Ich nehme dich und das, was du tust und denkst, ernst!» Eltern sollten die Vorlie­ben der Kinder also zuerst einmal kennen­ler­nen und sich damit ausein­an­der­set­zen. Viel­leicht zeigt sich ja, dass die Inter­es­sen des Kindes gar nicht so banal, sondern ernst­haf­ter und ideen­rei­cher als ange­nom­men sind.
    Ausserdem kann es span­nend und berei­chernd sein, sich von seinem Kind etwas zeigen zu lassen! Zum Beispiel das neuste Compu­ter­game, den tollen YouTube-Star, das Sport­idol. Dem Kind wird es gefal­len, Ihnen etwas erklä­ren zu können, und es wird Sie im Gegen­zug auch eher um Rat fragen. Zudem werden Sie als Diskus­si­ons­part­ner ernster genom­men, wenn Sie über jugend­li­che Themen infor­miert sind.
  2. Inves­tie­ren Sie in eine stabile Bezie­hung
    Mit ehrli­chem Inter­esse unter­stüt­zen Sie eine stabile Bezie­hung zu Ihrem Teen­ager. Diese braucht der junge Mensch in den turbu­len­ten Zeiten der Puber­tät. Verläss­li­che Bezie­hun­gen geben Sicher­heit, damit sich der oder die Jugend­li­che gesund entwi­ckeln kann. Das Kind muss die Gewiss­heit haben: «Ich kann auf Distanz gehen und es kann zwischen uns krachen, aber ich kann mich trotz­dem immer auf meine Eltern verlas­sen».
  3. Nehmen Sie sich Zeit
    Seien Sie also für Ihr Kind da, nehmen Sie sich Zeit für Gesprä­che. Bieten Sie ab und zu gemein­same Akti­vi­tä­ten und Erleb­nisse an. Das müssen nicht immer gross­ar­tige Pläne sein, kleine Inseln im Alltag genügen. Tun Sie dies aber zurück­hal­tend und respek­tie­ren Sie, wenn zurzeit keine gemein­sa­men Akti­vi­tä­ten gewünscht sind.

Die Verein­ba­run­gen mit Lea und Luca

Die Eltern von Luca und Lea haben mit ihnen Verein­ba­run­gen getrof­fen, die sowohl Frei­räume wie auch Verpflich­tun­gen beinhal­ten:

Luca
Lucas Mutter schaut sich gemein­sam mit Luca die Details zum geplan­ten Paint­ball-Ausflug an (Ort, Zeit, Preise, Mindest­al­ter usw.). Ohne grosse Begeis­te­rung gibt sie ihre Erlaub­nis, denn sie möchte nicht, dass ihr Sohn bei dieser Akti­vi­tät von seinem Kolle­gen­kreis ausge­schlos­sen ist. Luca infor­miert die Eltern, mit wem und von wann bis wann er unter­wegs ist. Den Eintritts­preis bezahlt er aus eigener Tasche.

Lea
Die Eltern von Lea können ihr verständ­lich machen, weshalb sie ihr zurzeit kein Tattoo erlau­ben (Dauer­haf­tig­keit, Preis, Risiken etc.). Sie disku­tie­ren aber auch offen mit ihr, worauf bei einem solchen Schritt zu achten und wie wichtig ein seriö­ses Studio ist. Diese haben in der Schweiz in der Regel eine Alters­be­gren­zung und verlan­gen bei unter 18-Jähri­gen die Einwil­li­gung der Eltern.

Gabriela Leuthard ist Mutter von drei Kindern und leitet die Geschäftsstelle Elternbildung im AJB.

Gabriela Leuthard

Gabriela Leuthard ist Mutter von drei Kindern und leitet die Geschäftsstelle Elternbildung im AJB. Diese sorgt für einen vielfältigen Elternbildungsmarkt und arbeitet mit zahlreichen Anbietern sowie auch mit Eltern zusammen.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf feel-ok.ch, der Gesund­heits­platt­form für Jugend­li­che.