Unser Augenblick – Gespräche mit Kindern und Jugendlichen

Uma hofft, dass wir auch nach der Corona-Zeit mehr aufs Klima achten

Kinder­au­gen sehen die Welt anders. Doch gerade für Kinder und Jugend­li­che steht die Welt seit Wochen Kopf. Wie sie den Lock­down erleben; was ihre Ängste und Gedan­ken sind und worauf sie sich in der Zeit nach Corona freuen – davon erzäh­len Kinder und Jugend­li­che in der Portrait­se­rie «Unser Augen­blick».


Ich bin Uma (14). Ich lebe zusam­men mit meiner Mutter, meinem Vater und meinem Bruder Tim (18) in Zürich

Uma, wie hast Du vom Lock­down erfahren?
Meine Mutter hat es mir erzählt, gleich als es veröf­fent­licht wurde. Ich war da gerade mit einer Freun­din zusam­men und wir haben uns zuerst gefreut, von wegen Ferien und so. Das hat sich mit der Zeit geän­dert.

Wie sieht ein typi­scher Corona-Tag bei dir aus?
Ich stehe immer um halb neun auf. Zuerst mache ich eine halbe Stunde Yoga mit meiner Mutter. Und dann habe ich bis zwölf online Schule. Leider hat unsere Schule kein Face­time, deshalb ist es ein biss­chen schwie­rig, moti­viert zu bleiben. Wir haben einfach über Google Class­room Aufga­ben zuge­schickt bekom­men. Das ist über­sicht­lich und funk­tio­niert gut. Und so habe ich jeden Tag meine Aufga­ben erle­digt. Am Nach­mit­tag habe ich manch­mal etwas mit einer Freun­din gemacht.

Was hat sich am meisten verän­dert zu Hause?
Wir hatten vorher eine Putz­frau. Sie hat aufge­räumt und geschaut, dass alles schön ist. Und jetzt müssen wir alles selber machen. Deswe­gen haben wir manch­mal auch ein biss­chen Streit. Am Anfang war es sehr schwie­rig und mühsam. Aber langsam haben wir uns daran gewöhnt und schauen: Wer kocht wann? Wer wäscht ab? Unsere Zimmer müssen wir sowieso selber machen und die Bett­wä­sche wech­seln. Eigent­lich wissen mein Bruder und ich, wie man Wäsche wäscht, wir haben es einfach fast nie gemacht, weil es jemand für uns erle­digt hat. Aber mit der Zeit ist das alles viel einfa­cher gewor­den.

Was ist der grösste Konflikt in deiner Familie?
Die Zusam­men­ar­beit zu Hause. Weil wir mehr machen und auch selber mitden­ken müssen. Unsere Eltern wollten nicht immer sagen müssen, was wo anfällt und was zu tun ist. Sonst gab es eher wenig Streit. Wir waren einfach alle ein biss­chen gereizt und genervt, weil alles so mühsam ist.

Was ist in diesen Wochen für dich das Schlimmste?
Weil nichts passiert ist, habe ich auch keine schlimme Erfah­rung gemacht. Es ist einfach lang­wei­lig. Jeder Tag ist gleich. Ich weiss oft nicht mehr, welche Uhrzeit es ist. Es ist wie Ferien aber mit Schule jeden Tag.

Hattest du jemals Angst?
In der Zeit, wo es sehr viele Fälle gab, durfte ich nur mit einer Freun­din raus­ge­hen. Sie war auch sehr vorsich­tig und das wussten meine Eltern auch. Jetzt wird es langsam ein biss­chen locke­rer und ich kann auch mit zwei Freun­din­nen nach draus­sen. Wir müssen einfach noch immer Abstand halten, nicht vom glei­chen Getränk trinken und uns beim Abschied nicht umarmen. Das war am Anfang schon merk­wür­dig.

Was vermisst du am meisten? Deine Freunde?
Ich vermisse, jeden Tag mit ihnen zu Mittag zu essen. Oft haben wir uns etwas im Coop geholt und draus­sen geges­sen. Wenn ich jetzt Freunde treffe, ist das anders als in der Schule, weil man sich dort die ganze Zeit sieht. Ich habe fünf sehr gute Freun­din­nen und wir haben es zuerst mit einer App versucht, wo man zu acht face­timen kann. Aber eigent­lich ist es mühsam, mit so vielen Leuten zu face­timen. Jetzt schrei­ben wir einfach oder spre­chen zu zweit über Face­time. Vor ein paar Wochen haben wir nur noch über Corona geredet, aber jetzt nicht mehr. Jetzt freue ich mich sehr auf den Sommer, darauf, mit meinen Freun­den jeden Tag draus­sen zu sein. Das vermisse ich jetzt halt sehr.

Was war schön in diesen Wochen?
Ich finde es gut, dass wir mehr mit der Familie gemacht haben. Zum Beispiel jeden Abend sehr lecker gekocht, weil wir Zeit hatten. Am liebs­ten mache ich Fajitas. Das ist mega einfach, mit Guaca­mole, Salsa und Yoghurt. Papa kocht auch immer lecker, aber manch­mal ein biss­chen spezi­el­lere Sachen. Aber sonst ist nicht viel passiert. Leider. Wir gehen sonst öfter in Restau­rants. Das vermisse ich. Obwohl wir zu Hause auch jeden Tag etwas anderes essen, ist es ein biss­chen lang­wei­lig.

Hast du eine Erfah­rung gemacht, die für dich auch nach Corona wichtig sein wird?
Mich hat vor allem am Anfang, als die Lage noch nicht so schlimm war, sehr erstaunt, dass alle mega besorgt sind, sobald eine Krank­heit auftaucht. Wenn man vergleicht: über das Klima hat sich nie jemand so viele Sorgen gemacht. Deshalb finde ich es gut, dass Corona jetzt einen guten Einfluss hat auf das Klima. Wenn wir das nach der Corona-Zeit ein biss­chen weiter­füh­ren könnten, dann fände ich das gut.