Fragen zur Erziehung und Entwicklung Ihrer Kinder und zum Familienalltag? Die Fachleute unserer Kinder- und Jugendhilfezentren (kjz) beraten Sie gern.
Zum kjz-Beratungsangebot«Unsere Tochter (18 Mt.) schlägt und beisst uns manchmal»
Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei grösster Elternliebe froh um ein bisschen Unterstützung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erziehung weiss das Experten-Team unserer kjz-Sprechstunde Rat. Kompetent, anonym und unkompliziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!
Liebes kjz
Unsere Tochter (18 Mt.) schlägt und beisst uns manchmal oder reisst uns an den Haaren. Wie sollen wir reagieren? Wir wollen nicht, dass sie später im Kindergarten die anderen Kinder schlägt.
Familie B.
Liebe Familie B.
Wenn Kinder beissen, hauen oder kratzen, löst das bei vielen Eltern grosse Unsicherheit aus. Es ist verständlich, dass Sie sich darüber Gedanken machen.
Tatsache ist:
Viele Kinder in der Autonomiephase (1.5 bis ca. 4 Jahre) durchleben eine Phase, in der sie beissen oder hauen (o. ä.). Das Verhalten Ihrer Tochter ist also weder selten noch aussergewöhnlich, sondern gehört in diesen Entwicklungsabschnitt.
Gründe dafür sind:
- Die Gefühle in dieser Entwicklungsphase sind stürmisch und wechseln schnell und oft. Sei es, weil das Umfeld Grenzen setzt (Eltern, Kita etc.) oder weil die Kinder selber an ihre Grenzen kommen. Frust und Wut sind also vorprogrammiert. Kinder in dem Alter verfügen allerdings noch nicht über die Fähigkeit, ihre Gefühle zu verbalisieren, angemessen zu regulieren, zu steuern und zu kontrollieren. Sie drücken ihre Gefühle körperlich aus.
- Die Kinder erfahren (und damit gehen Welten auf …), dass sie mit ihrem Verhalten eine Reaktion auslösen können. Ob die Reaktion negativ oder positiv ausfällt, ist in dieser Phase noch unwesentlich. Spannend ist: «Ich habe etwas gemacht (hauen) und jetzt kommt eine Reaktion.»
- Vergessen darf man nicht: Das Hauen und Beissen kann bei kleinen Kindern auch ein Art der Kontaktaufnahme sein. Manchmal ist ein Biss ein Kontaktversuch oder gar Ausdruck von besonders positiven Gefühlen.
Machen können Sie:
- Es ist bei allem Verständnis für das Verhalten wichtig, auf das Hauen kurz und klar zu reagieren, damit Ihre Tochter sich orientieren kann («Aua!» - «Stopp!» und z. B. das Kind vom Arm auf den Boden setzen). Bestrafungen (wie ins Zimmer bringen oder schimpfen) nützen dabei allerdings nichts. Kinder schaffen noch keinen Perspektivenwechsel (frühestens ab 3.5 Jahren) und können sich noch nicht in die Lage anderer hineinversetzen. Oftmals werden die heftigen Gefühle dadurch eher verstärkt.
- Versuchen Sie ruhig zu bleiben. Hektik und Aufregung generieren Aufmerksamkeit, was die Kinder spannend finden und das Verhalten verstärken kann.
- Zeigen Sie Ihrer Tochter, dass Sie Verständnis für ihre Wut haben, indem Sie mit ihr darüber reden. Sprechen Sie dabei die Worte für sie aus. Ihre Tochter merkt so, dass sie sich Trost bei Ihnen holen kann und die Wut Platz haben darf, auch wenn Sie ihr Verhalten nicht akzeptieren.
Ich wünsche Ihnen viel Kraft und Ausdauer in dieser herausfordernden Entwicklungsphase, aber auch viel Freude mit Ihrer Tochter in dieser spannenden Zeit.
Nadine Lamparter und das kjz-Team
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Haben Sie eine Frage zur Erziehung, zum Zusammenleben in der aktuellen Situation oder ganz allgemein zum Familienleben? Das kjz-Team beantwortet regelmässig Fragen in der «kjz-Sprechstunde».