kjz-Sprechstunde

«Loris (17) ist zuhause nicht mehr tragbar – wir brauchen Hilfe»

Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei gröss­ter Eltern­liebe froh um ein biss­chen Unter­stüt­zung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erzie­hung weiss das Exper­ten-Team unserer kjz-Sprech­stunde Rat. Kompe­tent, anonym und unkom­pli­ziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!


Liebes kjz
Unser Sohn Loris (17) hat seit zwei Jahren keine Tages­struk­tur mehr. Er macht einfach, was er will. Leider haben alle unsere Unter­stüt­zungs­an­ge­bote nichts gebracht. Hinzu kommt, dass er seit ein paar Wochen bereits wegen Klei­nig­kei­ten aggres­siv wird. Er hat mich kürz­lich sogar ins Gesicht geschla­gen. Was können wir machen? Wir sind total über­for­dert mit der Situa­tion und würden unseren Sohn gerne extern unter­brin­gen, da wir mitt­ler­weile Angst vor ihm haben.

Familie W.

Liebe Familie W.

Toll, dass Sie sich melden! Schwie­rig­kei­ten mit den eigenen Kindern und Gewalt­er­fah­run­gen werden häufig aus Scham verschwie­gen. Es scheint mir, dass Sie bereits einiges geleis­tet haben, um Ihren Sohn ohne Tages­struk­tur zu Hause zu haben und ihm eine Entwick­lungs­per­spek­tive zu ermög­li­chen. Grosse Ratlo­sig­keit ist spürbar – verständ­li­cher­weise.

Versu­chen Sie, trotz­dem nicht zu resi­gnie­ren. Denn Ihr Kind braucht Sie immer noch. Die Bekannt­gabe von klaren Regeln, eine ange­mes­sene Reak­tion auf Grenz­über­schrei­tun­gen und das Benen­nen Ihrer Sorgen und mögli­cher Gefah­ren sind wichtig.

Was tun?

Wenden Sie sich an den Eltern­not­ruf oder an das Kinder- und Jugend­hil­fe­zen­trum (kjz) in Ihrer Nähe (Kanton Zürich oder Stadt Zürich). Die Mitar­bei­ten­den des kjz sind bis zur Voll­jäh­rig­keit Ihres Sohnes dafür zustän­dig, Sie als Eltern (und Ihren Sohn) zu beraten. Gemein­sam mit Ihnen und Ihrem Sohn kann anhand von folgen­den Fragen geklärt werden, welche Möglich­kei­ten es gibt und wie es weiter­ge­hen kann:

  • Wie gestal­ten Sie das Zusam­men­le­ben?
  • Wie schüt­zen Sie sich?
  • Wohin können Sie sich im Notfall wenden?
  • Wofür sind Sie als Eltern in der Pflicht, was sind Ihre Rechte?
  • Was sind die Rechte und Pflich­ten Ihres Sohnes?
  • Wie kann eine Plat­zie­rung aufge­gleist werden?
  • Wofür und wie können Sie eine kanto­nale Finan­zie­rung bean­tra­gen?
  • Gibt es eine geeig­nete Tages­struk­tur für Ihren Sohn?
  • Braucht Ihr Sohn Vernet­zungs­part­ner für die Berufs­fin­dung?
  • Braucht es sons­tige Mass­nah­men, z. B. ein Jugend­coa­ching?
  • Welche Wohn­for­men exis­tie­ren ab der Voll­jäh­rig­keit?

In Notfäl­len, in denen Sie von Ihrem Sohn geschla­gen werden und sich schüt­zen müssen, ist die Polizei Ansprech­per­son. Poli­zis­ten und Poli­zis­tin­nen kommen vor Ort und klären Sofort­mass­nah­men, prüfen den Zuzug von weite­ren Fach­per­so­nen oder bringen Ihren Sohn gege­be­nen­falls extern unter. In diesem Fall wird die Kindes- und Erwach­se­nen­schutz­be­hörde in Kennt­nis gesetzt.

Ich wünsche Ihnen viel Kraft, um Ihrem Kind klare Grenzen zu setzen und Unter­stüt­zung anzu­neh­men!

Jasmin Süess (Sozi­al­ar­bei­te­rin) und das kjz-Team

Haben Sie eine Frage?

Haben Sie eine Frage zur Erzie­hung, zum Zusam­men­le­ben in der aktu­el­len Situa­tion oder ganz allge­mein zum Fami­li­en­le­ben? Das kjz-Team beant­wor­tet regel­mäs­sig Fragen in der «kjz-Sprech­stunde».