Fragen zur Erziehung und Entwicklung Ihrer Kinder und zum Familienalltag? Die Fachleute unserer Kinder- und Jugendhilfezentren (kjz) beraten Sie gern.
Zum kjz-Beratungsangebot«Was tun, wenn unsere Tochter (15) macht, was sie will?»
Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei grösster Elternliebe froh um ein bisschen Unterstützung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erziehung weiss das Experten-Team unserer kjz-Sprechstunde Rat. Kompetent, anonym und unkompliziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!
Liebes kjz
Unsere Tochter (15) macht nur Probleme. Sie ist ständig unterwegs, kommt abends sehr spät nach Hause, hilft nichts im Haushalt, geht morgens zu spät zur Schule, manchmal früher nach Hause, weil es ihr angeblich nicht gut gehe. Sie fordert ständig Dinge und wenn man nein sagt, wird sie aggressiv und respektlos. Sie hört auf niemanden. Ich hatte bereits Gespräche mit den Lehrpersonen und mit dem Ko-Rektor in ihrer Schule. Aber sie versteht nichts. In ihrer Kindheit war alles in Ordnung, wir haben viel unternommen und uns um sie gekümmert. In der Schule war sie am Anfang sehr gut und ehrgeizig. So ab der siebten Klasse ging es los, als auch Corona anfing. Wir wissen nicht mehr weiter, sind ratlos und am Ende.
Vielen Dank für Ihre Hilfe.
Familie T.
Liebe Eltern
Erst einmal: Toll, dass Sie sich Rat oder Hilfe bei den Lehrpersonen und der Schulleitung geholt haben und sich auch an uns wenden!
Ihre Tochter befindet sich in der Phase der Pubertät, in der ihre starken Autonomiebestrebungen und die Veränderung ihrer Interessen das Familiengefüge durchschütteln. Das ist alles normal und gehört zu den Entwicklungsaufgaben Ihrer Tochter. Sie muss diese durchlaufen, damit sie sich zu einer gesunden Erwachsenen entwickeln kann.
Trotzdem ist Ihre Tochter nicht volljährig. Das heisst, dass sie nach wie vor noch Schutz und Begleitung benötigt und viele Entscheidungen nur in Absprache mit Ihnen treffen darf (z. B. Ausgehzeiten). Zu stetig wachsenden Rechten, die sie erhält, kommen zusätzliche Verpflichtungen und Verantwortungen – nicht zuletzt auch für sich selbst. Sie stellen zu Recht Ansprüche an Ihre Tochter, dass sie sich an der Arbeit im Haushalt beteiligen und gewisse Aufgaben altersgerecht selbst erledigen soll (z. B. Kleider waschen oder kochen).
Fazit: Ihre Tochter braucht Freiraum, um sich entwickeln zu können, gleichzeitig aber auch Grenzen, um sich orientieren zu können. Finden Sie eine Balance, indem Sie zusammen verhandeln.
Idee: Setzen Sie sich mit Ihrer Tochter zu einem Familienrat zusammen und gehen Sie miteinander in die Verhandlung. Machen Sie gemeinsam Freiräume ab, innerhalb derer sie Entscheidungen selber treffen kann. Legen Sie aber auch fest, welche Pflichten nicht verhandelbar sind, und erklären Sie ihr die Gründe. Ein gutes Beispiel für eine kompromisslose Pflicht ist der Schulbesuch. Nicht zuletzt ist es wichtig, dass Sie Ihre Tochter fragen, wo sie noch Anleitung und/oder Unterstützung braucht, um ihre Aufgaben erfüllen zu können. Halten Sie die besprochenen Punkte fest und machen Sie ein Nachfolgegespräch ab für eine gemeinsame Auswertung. Auf diese Weise erfährt Ihre Tochter, dass sie Mitspracherecht hat, dass sie aber auch in die Pflicht genommen wird, ihre Lebensumstände seriös mitzugestalten und sich an getroffene Abmachungen zu halten.
Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie ohne Unterstützung nicht weiterkommen, lege ich Ihnen ans Herz, das kostenlose Angebot der Familienberatung in einem Kinder- und Jugendhilfezentrum (kjz) in Anspruch zu nehmen. Wir unterstützen Sie und Ihre Familie gerne in dieser spannenden Phase!
Anna Gygax (Sozialarbeiterin) und das kjz-Team
Haben Sie eine Frage?
Haben Sie eine Frage zur Erziehung, zum Zusammenleben in der aktuellen Situation oder ganz allgemein zum Familienleben? Das kjz-Team beantwortet regelmässig Fragen in der «kjz-Sprechstunde».