Zoë Pastelle

Viele Wege führen zum Ziel – aber welcher ist der richtige?

Ich beschreite gerne Neuland und wollte schon immer Wege gehen, die noch niemand gegan­gen ist. Ich wusste schon immer, dass ich eine künst­le­ri­sche Rich­tung einschla­gen will, musste aller­dings oft gegen Wider­stände aus meinem Umfeld kämpfen. Als Kind wollte ich Tänze­rin werden, und in der 5. Klasse legte ich die Aufnah­me­prü­fung zur Tanz Akade­mie Zürich ab. An der Prüfung waren Hunderte Mädchen, nur sieben wurden ausge­wählt. Ich war so aufgeregt! Als ich ange­nom­men wurde, war ich komplett über­wäl­tigt. Es war aber eine grosse Entschei­dung, ob ich die Ballett­aus­bil­dung auch wirk­lich machen soll: Meine dama­lige Schule riet davon ab, sie fand es zu früh und zu streng. Meine Mutter hat mich als Einzige unter­stützt und als ich die Ausbildung begann, ging für mich eine neue Welt auf. Leider ist die Ballettausbild­ung schwie­rig mit dem Stun­den­plan der regu­lä­ren Schule zu verein­ba­ren, was insge­samt fünf Schul­wech­sel zur Folge hatte.

Wie entschei­den?

Ich war in der 2. Sek, als ich die Ballett­ausbil­dung abbrach. Ich ging dann zur Berufs­be­ra­tung vom AJB und musste dort Bilder­kärt­chen auswäh­len, die mich anspre­chen. Am Schluss hatte ich einen Riesen­sta­pel von Kärt­chen, die mich nicht inter­es­sier­ten. Dem gegen­über lagen genau zwei Kärt­chen: Auf einem war eine Bühne, auf dem anderen eine Kamera abge­bil­det. Man riet mir zur Fach­mit­tel­schule, bei der ich auch die Aufnah­me­prü­fung bestand. Gleich­zei­tig bewarb ich mich aber auch bei der Euro­pean Film Actor School – und wurde ange­nom­men. Was jetzt, Risiko oder der «sichere» Weg? Ich war fünfzehn und wusste nicht, wie ich mich ent­scheiden sollte. Am ersten Tag, an dem ich in der Schule hätte sitzen müssen, entschied ich mich für die Schau­spiel­aus­bil­dung.

Was jetzt, Risiko oder der ‹sichere› Weg?

Ich habe mich durch­ge­boxt

Die Ausbil­dung war toll, es war defi­ni­tiv die rich­tige Entschei­dung. Die ersten drei Wochen fehlte ich bereits, weil mein erster Film­auf­trag reinkam. Und schon in meinem zweiten Kino­film «Blue My Mind» wurde ich für den Schwei­zer Film­preis 2018 als beste Nebendarstel­lerin nomi­niert. Es macht mir Spass, mich jeden Tag neu zu erfin­den und zu insze­nie­ren. Schon früher liebte ich es, Bilder zu kreieren und Emotio­nen einzufan­gen, sei es in Film oder Foto­gra­fie. So kam es, dass ich bereits während der Schule meinen Insta­gram-Auftritt aufzu­bauen begann, mit dem ich heute sehr erfolg­reich bin. Ich habe schon immer gerne Leute inspi­riert und irgend­wann habe ich erste Produkte in meine Bilder und Videos inte­griert. «Influen­cer» als Begriff gab es zu der Zeit noch gar nicht, ich war eine der Ersten in der Schweiz. Anfangs habe ich tausend Fehler gemacht und wurde auch mal über den Tisch gezogen – ich hatte ja keine Ahnung von Finan­zen oder Marke­ting. Alles war Lear­ning by Doing, wo­durch ich mich aber stark weiter­entwi­ckelt habe. Wenn man als Sieb­zehn­jäh­rige in einem Meeting mit Vierzig­­jährigen sitzt und sich verkau­fen muss, ist das nicht ohne. Ich habe mich aber immer durch­ge­boxt, seit Kurz­em auch wört­lich: Ich hatte gerade mein erstes Boxtrai­ning, eine ganz neue Erfah­rung! 


Zoë Pastelle, 20, ist Schau­spie­le­rin und gehört zu den erfolg­reichs­ten Influen­ce­rin­nen der Schweiz.