Pflege und Unterstützung durch junge Menschen

Wer sind Young Carers?

Young Carers, das sind Kinder und Jugend­li­che, die regel­mäs­sig jeman­den aus der Familie oder dem nahen Umfeld betreuen und unter­stüt­zen. Es ist wichtig, dass sie einen Namen haben. Denn viel zu oft bleibt ihre Leis­tung im Verbor­ge­nen. Und das, obwohl rund jedes zwölfte Kind betrof­fen ist.

Young Carers helfen zum Beispiel zuhause mit, wenn ihre Ange­hö­ri­gen körper­lich oder psychisch krank sind, eine kogni­tive Beein­träch­ti­gung oder Sucht­er­kran­kung haben oder verun­fallt sind. Die Young Carers helfen im Haus­halt, in der Pflege und Betreu­ung, bei admi­nis­tra­ti­ven Aufga­ben und im Alltag. Sie gehen einkau­fen, machen die Wäsche, helfen bei der Körper­pflege und mit Medi­ka­men­ten, beglei­ten jeman­den zu einer medi­zi­ni­schen Unter­su­chung, kontak­tie­ren Ämter oder passen auf ihre Geschwis­ter auf. Dabei über­neh­men sie oft viel oder sogar zu viel Verant­wor­tung, die nicht alters­ge­mäss ist.

Kaum wahr­ge­nom­men

In der Schweiz gibt es circa 50’000 Young Carers. Das entspricht rund 8 Prozent der 10- bis 15-Jähri­gen. Die Dunkel­zif­fer liegt vermut­lich weit höher. Die beson­dere Rolle der Young Carers wird aber von der Öffent­lich­keit meist wenig wahr­ge­nom­men. Oft wissen nicht einmal ihre Lehr­per­so­nen von der heraus­for­dern­den Situa­tion.

Auch die betrof­fe­nen Kinder und Jugend­li­chen selbst sind sich häufig nicht bewusst, welche grosse Aufgabe sie über­neh­men. Sie betrach­ten es als selbst­ver­ständ­lich, sich um die erkrankte oder beein­träch­tigte Person zu kümmern. Zudem fehlt ihnen oft ein Begriff oder eine Bezeich­nung für das, was sie tagtäg­lich leisten. Ihr Beitrag an unsere Gesell­schaft ist aber gross.

Grosse Last, aber nicht zwin­gend eine Bürde

Young Carers entwi­ckeln durch ihre heraus­for­dernde Rolle viele Kompe­ten­zen und sind oft reifer als Gleich­alt­rige. Sie empfin­den ihre Aufgabe auch nicht zwin­gend als Bürde und möchten nicht als Opfer behan­delt werden. Sie wünschen sich aber, dass sie ange­hört und nach ihrer Meinung gefragt werden.

Was hilft?

Der erste Schritt ist, dass sich Kinder und Jugend­li­che selbst in ihrer Rolle als Young Carer erken­nen. Je sensi­bi­li­sier­ter die Gesell­schaft ist, desto eher gelingt dies. Young Carers wissen am besten, was sie brau­chen und wie sie unter­stützt werden können. Wichtig ist daher, dass ihnen zuge­hört wird und dass sie wissen, wo sie Unter­stüt­zungs­an­ge­bote und Ansprech­per­so­nen finden.

Auf den Platt­for­men young-carers.ch und feel-ok.ch gibt es zahl­rei­che Infor­ma­tio­nen, Tipps für Young Carers und Hinweise zu Anlauf­stel­len und Unter­stüt­zungs­an­ge­bo­ten. An einem Get-toge­ther können sich Young Carers unter­ein­an­der austau­schen.

Kinder haben Rechte

Jedes Kind soll gesund und sicher aufwach­sen, sein Poten­zial entfal­ten können, ange­hört und ernst genom­men werden. Das hat die UNO-Gene­ral­ver­samm­lung in der Konven­tion über die Rechte des Kindes vom 20. Novem­ber 1989 fest­ge­schrie­ben. Kinder erhal­ten diese spezi­el­len Rechte, weil sie beson­ders verletz­lich sind.

Young Carers laufen Gefahr, ihre Bedürf­nisse zurück­zu­ste­cken und ihre Rechte nicht voll ausle­ben zu können. Genaues Hinschauen und Zuhören von aussen hilft. Bei jegli­chen Fragen vom Umfeld helfen auch die kjz in Ihrer Region weiter.

Ladina Gart­mann

Ladina Gartmann hat Soziologie, Wirtschafts- und Sozialgeschichte und Sozial- und Präventivmedizin in Zürich und Kopenhagen studiert. Nach einigen Jahren in der angewandten Forschung ist sie seit 2017 als Projektleiterin und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Kinder- und Jugendhilfe vom AJB tätig und begleitet verschiedene Forschungs- und Pilotprojekte, u.a. die Erprobung der Methode Familienrat oder die beiden Greenhouse-Saatboxen «Care 4 Young Carers» und «Rudel der Löwinnen».

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Lite­ra­tur

Young Carer sind auf Verständ­nis und Unter­stüt­zung von Aussen­ste­hen­den ange­wie­sen. Zusam­men mit Young Carern werden beim AJB Zürich daher Ange­bote entwi­ckelt, die spezi­fisch auf ihre Bedürf­nisse ausge­rich­tet sind. In diesem Zusam­men­hang entstand die Website young-carers.ch. Weitere Ziele sind eine Anlauf­stelle für Young Carers sowie die Sensi­bi­li­sie­rung von Fach­per­so­nen. Die Ange­bote werden im Rahmen des Green­house-Projek­tes Care 4 Young Carers entwi­ckelt.