Fragen zur Erziehung und Entwicklung Ihrer Kinder und zum Familienalltag? Die Fachleute unserer Kinder- und Jugendhilfezentren (kjz) beraten Sie gern.
Zum kjz-Beratungsangebot«Wie reagieren wir auf Konflikte zwischen den Kindern im Kindergarten?»
Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei grösster Elternliebe froh um ein bisschen Unterstützung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erziehung weiss das Experten-Team unserer kjz-Sprechstunde Rat. Kompetent, anonym und unkompliziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!
Guten Tag
Unsere Tochter (5,5 Jahre) kommt oft aus dem Kindergarten nach Hause und erzählt von Konflikten unter den Kindern. Ein Junge will immer bestimmen und droht ihr, wenn sie nicht mache, was er wolle, hole er die echte Polizei. Oder sie sei nicht mehr seine Freundin. Oder er mache etwas von ihr kaputt usw.
Wie raten Sie uns, darauf zu reagieren?
Familie M. aus Meilen
Liebe Familie M.
Eine spannende Frage, die Sie hier einbringen. Kinder sind sehr aneinander interessiert und erlernen gemeinsam ihre sozialen Fertigkeiten, darunter auch den Umgang mit Konflikten. Das bringt uns Erwachsene manchmal etwas in Bedrängnis, denn wir würden dies den Kindern als Eltern gerne ersparen. Was für Gefühle und Gedanken haben Sie als Eltern zu Konflikten?
Wichtig ist, den Kindern altersgemäss Konflikte zuzutrauen. In Ihrem Bespiel findet dieser im Kindergarten statt und soll auch dort gelöst werden. Durch eine Begleitung direkt in der Situation lernen die Kinder den Umgang damit. Falls sich die Berichte Ihrer Tochter häufen, kann ein Gespräch mit der Kindergartenlehrperson für Sie als Eltern entlastend sein.
Einige alterstypische Aspekte, die zu wissen hilfreich sein können: Es gehört zum Alter dazu, dass die Kinder sogenannte «Schön-Wetter-Freundschaften» leben. Damit ist gemeint, dass die Kinder beste Freunde sind, solange Einigkeit besteht. Sobald ein Kind andere Ideen hat, können sie sich genauso leicht wieder «entfreunden». Genau wie Sie dies in der Situation mit dem Jungen schildern. Auch fällt es Kindern in diesem Alter schwer, Gefühle und Bedürfnisse richtig zu formulieren. Hilfreich kann es für Ihre Tochter sein, wenn Sie gemeinsam versuchen herauszufinden, was dieser Junge mit seinen Aussagen wohl ausdrücken möchte. So kann „Du bist nicht mehr mein Freund“ beispielsweise heissen „Ich möchte nicht, dass du mir den Ball wegnimmst“. Somit helfen Sie Ihrer Tochter dabei, in ähnlichen Situationen Worte zu finden, die ihre Unzufriedenheit genauer ausdrücken.
Eine weitere Eigenheit in diesem Alter ist, dass sich die Moralentwicklung von Kindergartenkindern stark an Regeln von Erwachsenen orientiert. Die Einteilung erfolgt in Schwarz und Weiss. Um diese gegenüber anderen Kindern durchzusetzen, holen sich Kinder reale oder auch fiktive Autoritätspersonen zu Hilfe. Dies kann der grosse Bruder, die Polizei aber auch Superman oder Hulk sein. Im Gespräch mit Ihrer Tochter können Sie durch Fragen zeigen, dass Sie die Perspektive Ihrer Tochter interessiert und je nach dem aufzeigen, dass es verschiedene Sichtweisen geben kann.
Da das Austragen von Konflikten zur Entwicklung Ihrer Tochter gehört, möchte ich ergänzen, wie Sie handeln können, wenn Sie bei Konflikten dabei sind. Bei gleichaltrigen Kindern kann es hilfreich sein, die Aufmerksamkeit bei einem beginnenden Streit auf die Kinder zu richten, aber vorläufig noch kurz innezuhalten und zu beobachten, ob sie den Konflikt alleine lösen können. Wenn Sie eingreifen, kann Ihre Tochter viel lernen, wenn Sie die Ideen der beteiligten Kinder zur Lösungsfindung einbeziehen.
Claudine Knuchel (Erziehungsberaterin) und das kjz-Team
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