Fragen zur Erziehung und Entwicklung Ihrer Kinder und zum Familienalltag? Die Fachleute unserer Kinder- und Jugendhilfezentren (kjz) beraten Sie gern.
Zum kjz-Beratungsangebot«Wie sage ich meinen Kindern, dass ich Krebs habe?»
Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei grösster Elternliebe froh um ein bisschen Unterstützung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erziehung weiss das Experten-Team unserer kjz-Sprechstunde Rat. Kompetent, anonym und unkompliziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!
Liebes kjz-Team
Vor einem Monat erhielt ich eine Krebsdiagnose. Ausgang ungewiss. Seither plagt mich die Frage, ob und wie ich meinen Kindern (5, 10) von meiner Krankheit erzählen soll. Was raten Sie?
Frau T.
Liebe Frau T.
Eine Krankheit von dieser Tragweite ist ein extrem einschneidendes Ereignis. Besonders für Sie, aber auch für Ihre Familie, Ihre Verwandten, Ihren Freundeskreis. Jede Krebsbehandlung zieht eine Reihe von Eingriffen nach sich, die sowohl körperlich als auch psychisch wirken. Der Ausgang der Behandlung ist ungewiss, wie Sie selbst schreiben. Eine Belastung, die in schwer auszuhaltende Spannungen mündet. Deshalb ist es so gut wie unmöglich, sie vor Ihren Kindern zu verbergen. Kinder sind sensibel in der Wahrnehmung und spüren jede atmosphärische Veränderung in der Familie.
Natürlich wollen Sie Ihre Kinder vor dieser Belastung schützen. Nur können Sie das nicht, indem Sie Ihre Krebserkrankung verheimlichen. Geheimnisse führen bei Kindern zu Verunsicherung, denn sie beziehen die Gründe für Spannungen oft auf sich. Sie reagieren mit Ängsten, mit Alpträumen. Einige machen Rück- statt Fortschritte, können sich in der Schule schlecht konzentrieren. Vielleicht weinen sie häufiger und klammern. Manche werden aggressiv, beleidigend, entwertend. Andere bekommen Essstörungen, Tics, Zwänge oder reagieren mit extremem Rückzug.
Wie also das Unaussprechliche ansprechen? Das kommt auf das Alter, den Entwicklungsstand und die Persönlichkeit der Kinder an. Es braucht viel Auf- und Erklärungsarbeit. Vielleicht können Sie als Mama Ihre Traurigkeit nicht genügend in Worte fassen, müssen weinen oder werden schnell wütend. Dabei müssen nicht zwingend Sie alles übernehmen – manchmal können Bezugspersonen die Krankheit und ihre Begleiterscheinungen gut veranschaulichen. Auch Kinderbücher zum Thema eignen sich. Die Erkrankung muss nicht bis ins Detail dargelegt werden. Nennen Sie sie aber beim Namen. Erwähnen Sie, dass Sie in Behandlung sind und dass diese viel Energie und Kraft kostet. Machen Sie keine falschen Hoffnungen. Sagen Sie lieber, wenn Sie etwas nicht wissen. Manchmal hilft es, die Lehrperson zu informieren, um Fehlinformationen vorzubeugen.
Kinder brauchen in dieser Zeit mindestens so viel Verständnis und Aufmerksamkeit wie Sie. Feste Zeiten, starke Strukturen und ein sicherer Rahmen sind hilfreich. Wenn Sie sich den Kindern zuwenden, sorgt dies ausserdem auch bei Ihnen für Ablenkung.
Bei weiteren Fragen können Sie und Ihre Familie sich jederzeit an das kjz in Ihrer Nähe wenden.
Claude Ramme (Erziehungsberater) und das kjz-Team
Unterstützung für Betroffene und Angehörige
Eines der Anliegen der Krebsliga Schweiz ist es, Strategien aufzuzeigen, wie Eltern ihre Kinder bei der Diagnose Krebs miteinbeziehen können.
Haben Sie eine Frage?
Haben Sie eine Frage zur Erziehung, zum Zusammenleben in der aktuellen Situation oder ganz allgemein zum Familienleben? Das kjz-Team beantwortet regelmässig Fragen in der «kjz-Sprechstunde».