Fragen zur Erziehung und Entwicklung Ihrer Kinder und zum Familienalltag? Die Fachleute unserer Kinder- und Jugendhilfezentren (kjz) beraten Sie gern.
Zum kjz-Beratungsangebot«Wie sollen wir mit dem Protest von Alva und Max (beide 5) umgehen?»
Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei grösster Elternliebe froh um ein bisschen Unterstützung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erziehung weiss das Experten-Team unserer kjz-Sprechstunde Rat. Kompetent, anonym und unkompliziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!
Liebes kjz-Team
Unsere Zwillinge Alva* und Max* (5) tun sich schwer mit unserer Erziehung. Wenn wir ihnen etwas verbieten oder wegnehmen, was sie mögen, endet das schnell in gemeinsamem Schreien oder in Wutausbrüchen. Abmachungen werden nicht eingehalten. Auch haben sie Mühe, auf etwas zu warten oder zu verzichten. Wie sollen mein Mann und ich uns verhalten?
Familie G.
* Namen durch die Redaktion geändert
Liebe Familie G.
Kinder haben einen eigenen Willen und wollen anderes als ihre Eltern. Dies kann für Eltern anstrengend und herausfordernd sein.
Sobald Kinder beginnen sich fortzubewegen, den Raum und die Umgebung erkunden möchten, bekommen sie von den Eltern immer häufiger ein «Nein» zu hören. Auch wenn sie das Wort und seine Bedeutung verstanden haben, ist ihr innerer Wille nach Erkunden so stark, dass sie ihm oft nicht widerstehen können. Ein Kleinkind lässt sich noch leicht ablenken. Doch je älter das Kind ist, desto heftiger und anhaltender fallen sein Unmut, sein Ärger, sein Protest aus. Es schreit, schimpft, klagt, haut, fordert, verweigert und widersetzt sich, weil es ihm noch nicht gelingt, seine Gefühle angemessen zu steuern und zu kontrollieren. Zudem kann ein Kind noch weniger gut Zusammenhänge verstehen. Es fehlt ihm an Lebenserfahrung und es kann noch nicht abschätzen, welche Folgen sein Handeln haben wird. Es lohnt sich, wenige «Neins» auszusprechen, diese aber konsequent einzufordern. Eltern müssen dem Kind vorleben, dass ein «Nein» bedeutet, eine Handlung zu beenden.
Kinder können sich aus verschiedenen Gründen fügen: u. a.aus Angst vor Strafe, wegen Belohnung oder weil sie sich um die Eltern sorgen. Für die eigene persönliche Entwicklung ist es jedoch wichtig, einen eigenen Willen zu haben, der von den Eltern anerkannt und respektiert wird, ohne dass Eltern dafür verantwortlich sind, die Wünsche des Kindes sofort zu erfüllen.
Wenn Sie Ihren Kindern sagen «Ah, ihr wollt es anders, ihr wollt noch mehr …», anerkennen Sie ihren Willen, obwohl dieser gleichzeitig von Ihnen begrenzt wird. Sie setzen da Grenzen, wo Sie Verantwortung für das Leben Ihrer Kinder tragen. Ihre Entscheidung, basierend auf Ihren eigenen Werten, begrenzt das Wollen der Kinder. Wenn Sie sie in ihrem Ärger und Schmerz einfühlend begleiten, geben Sie ihnen die Chance zu wachsen. Eine empathische Grundhaltung gegenüber den Kindern gibt ihnen die Gewissheit, dass sie als eigenständige Menschen mit einem eigenen Willen von ihren Eltern akzeptiert werden.
Jede Verhaltensänderung braucht viel Übung, Zeit und Geduld. Sie kann Zweifel und Fragen auslösen. Ihr kjz ist für Sie da und wird Sie gerne beraten.
Simone Gruen-Müller (Erziehungsberaterin) und das kjz-Team
Haben Sie eine Frage?
Haben Sie eine Frage zur Erziehung, zum Zusammenleben in der aktuellen Situation oder ganz allgemein zum Familienleben? Das kjz-Team beantwortet regelmässig Fragen in der «kjz-Sprechstunde».