Fragen zur Erziehung und Entwicklung Ihrer Kinder und zum Familienalltag? Die Fachleute unserer Kinder- und Jugendhilfezentren (kjz) beraten Sie gern.
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Wenn Kinder Nein sagen und dieses Verhalten sich nicht mit den Vorstellungen ihrer Eltern deckt, beginnt oft ein emotionaler Kraftakt für alle Beteiligten. In unserer vierteiligen Serie beleuchten wir typische Szenen der Autonomiephase. Wir erklären die Situation des Kindes und zeigen, wie Sie als Eltern sinnvoll reagieren.
Was passiert gerade?
Halb acht am Abend. Für die Eltern ist klar, dass für ihren zweieinhalbjährigen Sohn wie jeden Abend die Zeit gekommen ist, um ins Bett zu gehen. Doch dieser macht keine Anstalten, zu vertieft spielt er mit seinen Bauklötzen. Erst als die Mutter ihn hochhebt, erkennt er, dass die Bettzeit gekommen ist. Er wirft den Bauklotz in seiner Hand in hohem Bogen durch die Stube und tobt unaufhaltsam.

Die Perspektive des Kindes
Für ein rund zweijähriges Kind ist der Abend kein klarer Übergang zwischen aktivem Spielen und erholsamem Schlaf. Vielmehr fühlt es sich für ein Kind an wie ein plötzlicher Bruch. Es ist müde, aber sein Bedürfnis nach Nähe, Selbstbestimmung und Kontrolle über seine kleine Welt ist noch sehr präsent. In dieser Entwicklungsphase begreift sich das Kind zunehmend als eigenständige Person mit eigenem Willen – und dieser Wille prallt nun auf die Grenzen, die das Zubettgehen setzt. Seine heftige Reaktion ist also kein Trotz aus Bosheit, sondern ein Ausdruck tiefer Gefühle, die es noch nicht anders ausdrücken kann.
Weshalb reagiert das Kind so?
- Bedürfnis nach Autonomie
Kinder in der Autonomiephase wollen vermehrt selbst entscheiden. Wenn Erwachsene bestimmen, wann und wie sie ins Bett gehen sollen, wehren sie sich oft aus dem Gefühl heraus, keine Kontrolle zu haben. - Trennungsschmerz
Das Zubettgehen bedeutet für das Kind ein Abschiednehmen vom Tag, vom Spiel und vor allem von den Eltern. Dieser Trennungsschmerz äussert sich in lautem Protest. - Überreizung am Ende des Tages
Abends ist das Kind oft reizüberflutet und erschöpft. Diese Erschöpfung äussert sich paradoxerweise nicht in Ruhe, sondern in emotionalen Ausbrüchen – das Nervensystem ist überfordert. - Fokus auf das Hier und Jetzt
Kinder in diesem Alter leben stark im Moment. Die Vorstellung eines Übergangs – vom Spielen zum Schlafengehen – ist für sie schwer nachzuvollziehen, da sie noch kein ausgeprägtes Zeitverständnis haben.
Wie Sie als Eltern reagieren könnten
- Bleiben Sie ruhig und einfühlsam.
Auch wenn das Verhalten des Kindes anstrengend ist – mit Ruhe und einer klaren, liebevollen Haltung geben Sie Ihrem Kind Sicherheit. Vermeiden Sie es, ungeduldig zu werden. - Etablieren Sie ein verlässliches Abendritual.
Ein vorhersehbarer Ablauf mit immer gleichen Elementen (z. B. Baden, Vorlesen, Kuscheln) gibt Struktur und hilft Ihrem Kind, sich auf den Schlaf einzulassen. Denn Wiederholung schafft Vertrauen. - Geben Sie kleine Wahlmöglichkeiten.
Lassen Sie das Kind seinem Alter entsprechend wählen – zum Beispiel welches Buch vorgelesen wird oder welches Pyjama es anzieht. Das stärkt beim Kind das Gefühl von Kontrolle und mindert sein Bedürfnis nach Widerstand.