Fragen zur Erziehung und Entwicklung Ihrer Kinder und zum Familienalltag? Die Fachleute unserer Kinder- und Jugendhilfezentren (kjz) beraten Sie gern.
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			        Wenn Kinder Nein sagen und dieses Verhalten sich nicht mit den Vorstellungen ihrer Eltern deckt, beginnt oft ein emotionaler Kraftakt für alle Beteiligten. In unserer vierteiligen Serie beleuchten wir typische Szenen der Autonomiephase. Wir erklären die Situation des Kindes und zeigen, wie Sie als Eltern sinnvoll reagieren.
Was passiert gerade?
Das Mittagessen in der Familie verläuft lange ruhig und gesittet. Erst beim Dessert kippt beim dreijährigen Sohn die Stimmung. Als er nach zwei Stücken Schokolade nach einem dritten verlangt, bekommt er von den Eltern ein «Nein» zu hören. Die Antwort der Eltern ist der Startschuss für eine theatralische Einlage des Sohns. Er schreit und schlägt seine Fäustchen beherzt auf den Tisch.
 
	        Die Perspektive des Kindes
Für das dreijährige Kind ist die Situation emotional aufgeladen. Es hat sich auf das Dessert gefreut. Als es noch ein drittes Stück Schokolade möchte, trifft das «Nein» der Eltern es völlig unvorbereitet. Für Erwachsene mag diese Reaktion übertrieben wirken, doch für das Kind ist das Verbot ein grosser Frustmoment. Es versteht noch nicht, warum es nicht einfach weiteressen darf, obwohl es das so sehr möchte. In seinem jungen Alter kann es seine Gefühle noch nicht gut regulieren oder in Worte fassen. Stattdessen reagiert es impulsiv, mit Schreien und körperlichem Ausdruck, um seinem Ärger Luft zu machen.
Weshalb reagiert das Kind so?
- Gefühlsstürme ohne Filter
 Kleinkinder erleben Emotionen sehr intensiv und haben noch nicht die Fähigkeit, diese zu kontrollieren oder angemessen auszudrücken. Wenn sie etwas wollen und es nicht bekommen, kann das wie ein Weltuntergang wirken.
- Begrenztes Verständnis für Regeln
 Ein Nein erscheint einem dreijährigen Kind oft unlogisch oder willkürlich. Es versteht noch nicht, warum es beim Dessert eine Grenze gibt, dass zu viel Schokolade ungesund ist, besonders wenn es vorher ruhig am Tisch sass.
- Entwicklung von Selbstbestimmung
 In der Autonomiephase probieren Kinder ihre eigenen Entscheidungen und ihren Willen aus. Ein Verbot von aussen fühlt sich für sie wie ein Eingriff in ihre Selbstständigkeit an.
- Überforderung durch Enttäuschung
 Das Kind kann die starke Enttäuschung nicht in Worte fassen. Es fühlt sich überfordert und reagiert mit einem Wutausbruch, um diesen inneren Spannungszustand zu verarbeiten.
Wie Sie als Eltern reagieren könnten
- Bleiben Sie ruhig und bei Ihrem Entscheid.
 Auch wenn das Kind schreit, sollten Sie ruhig bleiben. Sie können Verständnis zeigen («Ich sehe, dass du enttäuscht bist») und gleichzeitig bei Ihrer Entscheidung bleiben («Aber heute gibt es nur zwei Stücke Schokolade»).
- Benennen Sie die Gefühle Ihres Kindes.
 Es hilft, dem Kind zu zeigen, dass seine Gefühle okay sind: «Du bist wütend, weil du noch mehr möchtest. Das verstehe ich.» So lernt es, seine Emotionen einzuordnen.
- Nehmen Sie nach dem Sturm Kontakt auf.
 Schaffen Sie eine liebevolle Verbindung zu Ihrem Kind, sobald sich die Situation beruhigt hat – zum Beispiel durch eine Umarmung oder ein Gespräch. So lernt es, dass nach einem Wutanfall die Beziehung zu den Eltern stabil und sicher bleibt.
 
        	
	
	
	
	