Fragen zur Erziehung und Entwicklung Ihrer Kinder und zum Familienalltag? Die Fachleute unserer Kinder- und Jugendhilfezentren (kjz) beraten Sie gern.
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Wenn Kinder Nein sagen und dieses Verhalten sich nicht mit den Vorstellungen ihrer Eltern deckt, beginnt oft ein emotionaler Kraftakt für alle Beteiligten. In unserer vierteiligen Serie beleuchten wir typische Szenen der Autonomiephase. Wir erklären die Situation des Kindes und zeigen, wie Sie als Eltern sinnvoll reagieren.
Was passiert gerade?
Der Vater erledigt mit seiner zweieinhalbjährigen Tochter die Einkäufe. Der Weg im Supermarkt führt die beiden an Spielwarenregalen vorbei. Die Stofftiere haben es der Tochter schnell angetan – besonders der flauschige Hase. Sie wendet sich zum Vater und sagt: «Kaufen!» Der Vater winkt ab. Daraufhin wirft sich die Tochter zu Boden, zappelt mit allen Vieren und schreit lauthals.

Die Perspektive des Kindes
Für ein zweieinhalbjähriges Kind ist der Supermarkt ein Ort voller Reize, Gerüche, Farben und unbekannter Regeln. Die Entdeckung des Stoffhasen ist ein magischer Moment. Er ist weich, herzig, greifbar, begehrenswert. Noch ohne die Fähigkeit, komplexe Regeln oder wirtschaftliche Zusammenhänge zu verstehen, erlebt das Kind den Wunsch als dringliches Bedürfnis. Da sein Vater den Wunsch ablehnt, fühlt es sich unverstanden und hilflos. Seine Gefühlswelt gerät aus dem Gleichgewicht. Es reagiert mit einem heftigen Gefühlsausbruch – für ein Kleinkind in diesem Moment die einzige Möglichkeit, sich auszudrücken.
Weshalb reagiert das Kind so?
- Noch keine Impulskontrolle
Kinder in diesem Alter haben ihr Emotions- und Impulsmanagement noch nicht entwickelt. Sie reagieren unmittelbar und ungefiltert auf Frust. - Starkes Besitzverlangen
Das Kind empfindet den Wunsch nach dem Stofftier nicht als «Luxus», sondern als dringliches Haben-Wollen. Es versteht noch nicht, warum es etwas nicht einfach bekommen kann. - Überforderung durch Reizüberflutung
Ein Supermarkt ist laut, bunt, voll – all das kann das Kind stressen. Der Trotzanfall ist oft Ausdruck dieser Überforderung und nicht reiner Trotz. - Wunsch nach Selbstbestimmung
Kinder in der Autonomiephase entdecken ihren eigenen Willen. Wenn dieser auf Widerstand stösst, fühlen sie sich eingeschränkt und kämpfen darum, selbst Entscheidungen treffen zu dürfen.
Wie Sie als Eltern reagieren könnten
- Bleiben Sie ruhig.
Auch wenn die Trotzreaktion laut und anstrengend ist – Sie helfen Ihrem Kind, wenn Sie selbst ruhig und gelassen bleiben. So bieten Sie ihm Orientierung und Sicherheit. - Benennen Sie die Gefühle Ihres Kindes.
Fassen Sie die Emotionen Ihres Kindes in Worte: «Du bist traurig, weil du den Stoffhasen haben willst.» Sie zeigen so Verständnis, ohne dass Sie nachgeben. - Versuchen Sie Ihr Kind abzulenken.
Manchmal hilft es, wenn Sie den Fokus Ihres Kindes auf etwas anderes lenken: «Komm, wir gehen zur Kasse und legen zusammen die Artikel auf das Förderband.» So gestalten Sie einen Übergang, der es Ihrem Kind vereinfacht, von seinem Vorhaben abzuweichen. - Setzen Sie klare Grenzen und behalten Sie diese bei.
Es ist wichtig, eine liebevolle, aber konsequente Haltung zu zeigen. Wenn Sie den Stoffhasen nicht kaufen möchten, sollten Sie dabei bleiben – ruhig, aber bestimmt.