Trotzreaktionen von Kindern (3/4)

«Ich will das Spielzeug haben!»

Wenn Kinder Nein sagen und dieses Verhal­ten sich nicht mit den Vorstel­lun­gen ihrer Eltern deckt, beginnt oft ein emotio­na­ler Kraft­akt für alle Betei­lig­ten. In unserer vier­tei­li­gen Serie beleuch­ten wir typi­sche Szenen der Auto­no­mie­phase. Wir erklä­ren die Situa­tion des Kindes und zeigen, wie Sie als Eltern sinn­voll reagie­ren.


Was passiert gerade?

Der Vater erle­digt mit seiner zwei­ein­halb­jäh­ri­gen Tochter die Einkäufe. Der Weg im Super­markt führt die beiden an Spiel­wa­ren­re­ga­len vorbei. Die Stoff­tiere haben es der Tochter schnell angetan – beson­ders der flau­schige Hase. Sie wendet sich zum Vater und sagt: «Kaufen!» Der Vater winkt ab. Darauf­hin wirft sich die Tochter zu Boden, zappelt mit allen Vieren und schreit laut­hals.

Illustration eines Vaters mit Gedankenblase. In der Gedankenblase steht: Was denken bloss die Leute! Wenn ich ihr den Wunsch erfüllen würde, hätte ich Ruhe.

Die Perspek­tive des Kindes

Für ein zwei­ein­halb­jäh­ri­ges Kind ist der Super­markt ein Ort voller Reize, Gerüche, Farben und unbe­kann­ter Regeln. Die Entde­ckung des Stoff­ha­sen ist ein magi­scher Moment. Er ist weich, herzig, greif­bar, begeh­rens­wert. Noch ohne die Fähig­keit, komplexe Regeln oder wirt­schaft­li­che Zusam­men­hänge zu verste­hen, erlebt das Kind den Wunsch als dring­li­ches Bedürf­nis. Da sein Vater den Wunsch ablehnt, fühlt es sich unver­stan­den und hilflos. Seine Gefühls­welt gerät aus dem Gleich­ge­wicht. Es reagiert mit einem hefti­gen Gefühls­aus­bruch – für ein Klein­kind in diesem Moment die einzige Möglich­keit, sich auszu­drü­cken.

Weshalb reagiert das Kind so?

  • Noch keine Impulskontrolle
    Kinder in diesem Alter haben ihr Emoti­ons- und Impuls­ma­nage­ment noch nicht entwi­ckelt. Sie reagie­ren unmit­tel­bar und unge­fil­tert auf Frust.
  • Starkes Besitzverlangen
    Das Kind empfin­det den Wunsch nach dem Stoff­tier nicht als «Luxus», sondern als dring­li­ches Haben-Wollen. Es versteht noch nicht, warum es etwas nicht einfach bekom­men kann.
  • Über­for­de­rung durch Reizüberflutung
    Ein Super­markt ist laut, bunt, voll – all das kann das Kind stres­sen. Der Trotz­an­fall ist oft Ausdruck dieser Über­for­de­rung und nicht reiner Trotz.
  • Wunsch nach Selbstbestimmung
    Kinder in der Auto­no­mie­phase entde­cken ihren eigenen Willen. Wenn dieser auf Wider­stand stösst, fühlen sie sich einge­schränkt und kämpfen darum, selbst Entschei­dun­gen treffen zu dürfen.

Wie Sie als Eltern reagie­ren könnten

  • Bleiben Sie ruhig.
    Auch wenn die Trotz­re­ak­tion laut und anstren­gend ist – Sie helfen Ihrem Kind, wenn Sie selbst ruhig und gelas­sen bleiben. So bieten Sie ihm Orien­tie­rung und Sicher­heit.
  • Benen­nen Sie die Gefühle Ihres Kindes.
    Fassen Sie die Emotio­nen Ihres Kindes in Worte: «Du bist traurig, weil du den Stoff­ha­sen haben willst.» Sie zeigen so Verständ­nis, ohne dass Sie nach­ge­ben.
  • Versu­chen Sie Ihr Kind abzulenken.
    Manch­mal hilft es, wenn Sie den Fokus Ihres Kindes auf etwas anderes lenken: «Komm, wir gehen zur Kasse und legen zusam­men die Artikel auf das Förder­band.» So gestal­ten Sie einen Über­gang, der es Ihrem Kind verein­facht, von seinem Vorha­ben abzu­wei­chen.
  • Setzen Sie klare Grenzen und behal­ten Sie diese bei.
    Es ist wichtig, eine liebe­volle, aber konse­quente Haltung zu zeigen. Wenn Sie den Stoff­ha­sen nicht kaufen möchten, sollten Sie dabei bleiben – ruhig, aber bestimmt.