Neurodermitis bei Kindern

Wenn die Haut juckt und sich rötet

Neuro­der­mi­tis, auch atopi­sche Derma­ti­tis oder atopi­sches Ekzem genannt, ist die häufigste chro­ni­sche Haut­er­kran­kung bei Babys und Klein­kin­dern. Etwa jedes fünfte Kind in der Schweiz leidet daran. Wie können Eltern der Krank­heit vorbeu­gen oder ihre Beschwer­den lindern? Ein Gespräch mit Corinne Brunner, Pfle­ge­ex­per­tin APN und Leite­rin Haut- und Wund­be­ra­tung am Univer­si­täts-Kinder­spi­tal Zürich.

Unter­schei­det sich die Häufig­keit von Neuro­der­mi­tis je nach Alters­gruppe?
Corinne Brunner: Neuro­der­mi­tis kann grund­sätz­lich in jedem Alter auftre­ten. Die meisten Fälle verzeich­nen wir jedoch in den ersten fünf Lebens­jah­ren und in diesem Zeit­raum typi­scher­weise bei Säug­lin­gen. Ältere Kinder, Jugend­li­che und Erwach­sene sind weniger häufig davon betrof­fen.

Welches Krank­heits­bild weist Neuro­der­mi­tis auf?
Die Merk­male der Erkran­kung sind gerö­tete, trockene und schup­pende Haut­par­tien mit teils offenen und verkrus­te­ten Stellen. Insbe­son­dere Säug­linge können am ganzen Körper inklu­sive Gesicht betrof­fen sein. Später sind die typi­schen Stellen aber die Beuge­re­gio­nen der Beine und Arme, der Hals und das Gesicht. Neuro­der­mi­tis kann in Schüben auftre­ten, mal schwä­cher, mal stärker.

Welche Beschwer­den gehen mit der Erkran­kung einher?
Das Leit­sym­ptom von Neuro­der­mi­tis ist ein ausge­präg­ter, quälen­der Juck­reiz an den betrof­fe­nen Stellen. Der Juck­reiz kann sich auf das Schlaf­ver­hal­ten des betrof­fe­nen Kindes auswir­ken; das Kind hat Mühe beim Einschla­fen oder wird immer wieder wach. Dies benö­tigt erwie­se­ner­mas­sen viel Energie, was sich auf die Entwick­lung des Kindes negativ auswir­ken kann. Umso wich­ti­ger ist es, dass Neuro­der­mi­tis ernst genom­men und gut behan­delt wird.

Welche Fakto­ren sind ursäch­lich für Neuro­der­mi­tis?
Die Ursa­chen der Erkran­kung sind viel­fäl­tig. Eine gene­tisch bedingte Störung der Haut­bar­riere steht dabei im Zentrum. Die natür­li­che Haut­bar­riere ist bei Betrof­fe­nen nicht voll funk­ti­ons­fä­hig. Dies hängt damit zusam­men, dass bei einzel­nen Baustei­nen der Haut­bar­riere, die für den Aufbau der oberen Haut­schicht verant­wort­lich sind, eine Fehl­funk­tion vorliegt.

Gibt es Einflüsse, die Neuro­der­mi­tis verstär­ken oder Schübe auslö­sen?
Sie spre­chen die soge­nann­ten Trig­ger­fak­to­ren an. Ja, die kann es geben. Bei Neuro­der­mi­tis sind etwa ein trocke­nes Raum­klima – oft im Winter ein Problem – oder starkes Schwit­zen beson­ders nennens­wert. Häufig sind aber auch keine Trig­ger­fak­to­ren zu erken­nen.

Gibt es Möglich­kei­ten, der Krank­heit vorzu­beu­gen?
Prävention ist schwie­rig. Jedoch wirkt sich eine regel­mäs­sige Basis­pflege positiv auf die Haut aus. Sie besteht aus tägli­chem Baden – zwischen 5 und 10 Minuten bei maximal 37 Grad – und tägli­chem Eincre­men – am besten morgens und nach dem Baden. Tauchen Fragen zur Basis­pflege auf, geben die Fach­per­so­nen der Mütter- und Väter­be­ra­tung den Eltern gerne Tipps. Sie kennen auch die geeig­ne­ten Bade- und Pfle­ge­pro­dukte.

Was sollten Eltern tun, wenn ihr Kind bereits an Neuro­der­mi­tis leidet?
Sobald gerö­tete und juckende Haut­stel­len auftau­chen und diese trotz Basis­pflege nicht verschwin­den, sollten Eltern unbe­dingt eine Kinder­ärz­tin oder einen Kinder­arzt aufsu­chen. Dann sind medi­zi­ni­sche Bera­tung und ein Behand­lungs­plan gefragt.

Wie kann Neuro­der­mi­tis behan­delt werden?
Ekzeme werden vor allem mit Corti­son-Salben behan­delt. Diese wirken entzün­dungs­hem­mend, sind sehr wirksam und verur­sa­chen bei korrek­ter Anwen­dung – entge­gen ihres Rufs – keine Neben­wir­kun­gen. Für die Lebens­qua­li­tät der Kinder ist eine rasche und effek­tive Thera­pie wichtig. Wenn Eltern Fragen haben zum Krank­heits­bild oder zur Umset­zung der Behand­lung, dürfen sie sich gerne bei der aha! Bera­tungs­stelle melden.

Corinne Brunne ist Pflegeexpertin APN und Leiterin Haut- und Wundberatung am Universitäts-Kinderspital Zürich.

Corinne Brunner

Corinne Brunner ist Pflegeexpertin APN und Leiterin Haut- und Wundberatung am Universitäts-Kinderspital Zürich. Sie absolvierte einen Master in Pflegewissenschaft an der Medizinischen Fakultät der Universität Basel. Seit 2019 doktoriert Corinne Brunner an der Universität Bern und forscht schwerpunktmässig zu atopischer Dermatitis bei Kindern und Jugendlichen und zu den Folgen für die Eltern.

aha! Bera­tungs­stelle

Das Univer­si­täts-Kinder­spi­tal Zürich hat in Zusam­men­ar­beit mit dem aha! Aller­gie­zen­trum Schweiz bei sich eine Bera­tungs­stelle einge­rich­tet, an die sich Eltern von Kindern und Jugend­li­chen mit Neuro­der­mi­tis wenden können.

Info-Videos zu Neuro­der­mi­tis

In der Video-Reihe «Rund um das atopi­sche Ekzem» hat das Univer­si­täts-Kinder­spi­tal Zürich die wich­tigs­ten Infor­ma­tio­nen zu den Ursa­chen und Sympto­men von Neuro­der­mi­tis sowie zum Umgang mit der Erkran­kung zusam­men­ge­fasst.

Neuro­der­mi­tis-App NALA

Die App unter­stützt Betrof­fene bei der ganz­heit­li­chen Behand­lung ihrer Beschwer­den mit einem indi­vi­du­el­len Thera­pie­plan. Diesen erstellt die App auf der Basis von Angaben zum Haut­bild und zu Einfluss­fak­to­ren wie Ernäh­rung oder Haut­pflege.