kjz-Sprechstunde

«Fortnite-Junkie! Wie können wir mit unserem jugendlichen Sohn übers Gamen sprechen?»

Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei gröss­ter Eltern­liebe froh um ein biss­chen Unter­stüt­zung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erzie­hung weiss das Exper­ten-Team unserer kjz-Sprech­stunde Rat. Kompe­tent, anonym und unkom­pli­ziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!


Liebes kjz
Unser Teenie-Sohn (13 Jahre alt) mutiert zum Fort­nite-Junkie. Manch­mal gamet er bis spät in die Nacht hinein. Sobald wir es ihm verbie­ten oder mit ihm darüber spre­chen wollen, rastet er total aus und es kommt zum Streit oder zu Funk­stille zwischen uns. Was können wir tun, um ihm die Situa­tion verständ­lich zu machen?
Familie A. aus Uster

Liebe Familie A.

Stellen Sie sich vor, Sie schwe­ben am Fall­schirm über einer grünen Insel. Ihr Puls ist erhöht. Sie haben nur eine Mission: Über­le­ben …

Hunderte, wahr­schein­lich sogar Tausende Jugend­li­che in der Schweiz tauchen jeden Abend in die virtu­elle Welt von Fort­nite ein und sind kaum mehr ansprech­bar – viele Eltern kennen die Situa­tion, Abend­li­ches «Zocken» ist gemäss Studien der Berli­ner Charité eine unge­eig­nete Einschlaf­hilfe. Der helle Bild­schirm sugge­riert dem Gehirn, dass es Tag ist. Dies erschwert das Umschal­ten in den Schlaf­mo­dus und beein­träch­tigt u. a.die Verar­bei­tung von Sinnes­ein­drü­cken und die Festi­gung von erlern­tem Stoff.

Sie sind als Eltern gefor­dert, bezüg­lich Game­zei­ten alters­ad­äquate und zeit­ge­mässe Regeln aufzu­stel­len, die einen offenen Dialog ermög­li­chen. Ja, dass kann durch­aus auch eine Mission sein, die den Puls höher schla­gen lässt! Laden Sie Ihren Sohn in einem ruhigen Moment zu einem Gespräch ein. Über­le­gen Sie sich einen offenen Einstieg in das Gespräch. Das könnte zum Beispiel so ausse­hen: «Wir möchten gerne mit dir über deine Game­zei­ten spre­chen. Ja, du kennst uns Eltern gut. Wir sind nicht begeis­tert von diesem Game, auch weil wir schlicht und einfach keine Ahnung davon haben. Darum möchten wir gerne, dass du uns erklärst, was dich daran begeis­tert und inter­es­siert. Hast du heute Abend 20 Minuten Zeit für uns?»

So kann im Gespräch heraus­ge­fun­den werden was den Jugend­li­chen beschäf­tigt oder faszi­niert. Viel­leicht findet er es toll in eine andere Rolle einzu­tau­chen und stark zu sein. Versu­chen Sie mit Ihrem Sohn zusam­men sich auf Regeln zu einigen, zu denen er sich bekennt. Diese können auch einmal als Test für zwei Wochen gelten, danach setzen Sie sich wieder zusam­men und schauen, wie die Regeln für Sie und Ihren Sohn funk­tio­niert haben.

Wenn sich trotz Ihrer Bemü­hun­gen und Abma­chun­gen über Wochen keine Verhal­tens­än­de­run­gen abzeich­nen oder sich das viele Gamen ander­wei­tig negativ auswirkt, macht es Sinn, wachsam zu sein und allen­falls die Unter­stüt­zung einer Fach­per­son aufzu­su­chen. Diese kann zwischen den Gene­ra­tio­nen vermit­teln und Sie als Familie in der Lösungs­fin­dung unter­stüt­zen.

Warum probie­ren Sie Fort­nite nicht selbst einmal aus: Wagen Sie einen virtu­el­len Sprung auf die grüne Insel – sie ist coro­nafrei, verspro­chen!

Anna Küng (Erzie­hungs­be­ra­te­rin) und das kjz-Team

Haben Sie eine Frage?

Haben Sie eine Frage zur Erzie­hung, zum Zusam­men­le­ben in der aktu­el­len Situa­tion oder ganz allge­mein zum Fami­li­en­le­ben? Das kjz-Team beant­wor­tet regel­mäs­sig Fragen in der «kjz-Sprech­stunde».